Diskussion über Armut: So wenig verdient man auf dem Land in MV
Die Landesarmutskonferenz Mecklenburg-Vorpommern diskutierte am Donnerstag in Schwerin über Maßnahmen gegen Armut. Besonders betroffen sind die ländlichen Regionen im Land.
Armut im ländlichen Raum war am Donnerstag das Thema auf dem Fachtag der Landesarmutskonferenz Mecklenburg Vorpommern im Campus am Turm in Schwerin. Dort debattieren knapp 70 Akteure und Betroffene über Armut. Ein konkretes Ergebnis gab es am Ende nicht, aber das Ziel des Fachtages war es ohnehin, auf die Armutsprobleme auf dem Land aufmerksam zu machen.
Mehr Armut in ländlichen Regionen
Im Gegensatz zur Armut in Städten gibt es für den ländlichen Raum nur wenige Studien. Der Unterschied zwischen Armut in der Stadt und dem ländlichen Raum sei vor allem strukturell bedingt, sagte André Knabe vom Institut für Sozialforschung an der Uni Rostock. Auf dem Land gebe es zum Beispiel weniger Institutionen und Einrichtungen, die für das tägliche Leben wichtig seien. Die Armut sei zudem nicht in jedem Dorf gleich hoch: In Gemeinden in der unmittelbaren Nähe von Städten, sei sie meist niedriger. Denn: Ämter und Behörden seien leichter zu erreichen. Zudem gebe es mehr Arbeitsplätze in der Stadt. Wie sehr Menschen mit wenig Geld in die Gemeinschaft integriert werden, hänge auch stark davon ab, wie stark die Zivilgesellschaft und Dorfgemeinschaft sei, sagt Knabe.
Armutsquote in MV knapp über Bundesdurchschnitt
In Mecklenburg-Vorpommern liegt die Armutsquote bei 18,8 Prozent und damit zwei Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt. Die Mecklenburgische Seenplatte ist besonders stark von Armut betroffen, hier liegt die Quote bei fast 21 Prozent. Der höchste Anstieg war dabei in den ländlichen Regionen zu verzeichnen. Auf dem Land spiele Armut im öffentlichen Diskurs häufig eine geringere Rolle als in der Stadt, so Kai Brauer von der Landesarmutskonferenz.
Mangelnde Empathie führt häufig zu sozialer Ausgrenzung
Was kann konkret gegen Armut auf dem Land gemacht werden? Der erste Schritt sei, das Problem anzuerkennen, sagt André Knabe. Das gelte sowohl auf politischer als auch auf gesellschaftlicher Ebene. Stigmatisierungen und mangelnde Empathie mit Armen führe häufig zu sozialer Ausgrenzung. Betroffene müssten ganz normal am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können, so Knabe weiter. Oft sei das in diesem Zusammenhang – gerade auf dem Land – auch eine Geldfrage: Dort fahren Bus und Bahn nicht so oft und Autofahren verursacht Kosten. Ebenso kosten Bildung für die Kinder und gesunde Lebensmittel Geld.
Keine schnellen Lösungen in Sicht
Schnelle Lösungen gibt es laut André Knabe nicht. Wichtig sei jedoch, dass das Thema in der Politik präsenter wird. Der Fachtag wurde von der Landesarmutskonferenz MV und der Liga der Wohlfahrtsverbände in MV organisiert.