"Blue Punisher"-Pillen dabei: Dealer auf Fusion-Festival festgenommen
Die Polizei hat auf dem Fusion-Festival in Lärz (Kreis Mecklenburgische Seenplatte) einen mutmaßlichen Dealer festgenommen. Gegen ihn wurde Haftbefehl erlassen. Der Mann soll neben LSD unter anderem 60 "Blue Punisher"-Ecstasy-Pillen bei sich gehabt haben. An deren Konsum war eine 13-Jährige gestorben.
Ein Zeuge hat die Crew des Fusion-Festivals am Mittwochnachmittag auf einen Drogenhändler aufmerksam gemacht. Die Security kontrollierte den Verdächtigen daraufhin und entdeckte Betäubungsmittel und Bargeld in großen Mengen, wie die Polizei in Neubrandenburg am Donnerstag mitteilte. Anschließend nahmen Beamte den 29-Jährigen wegen des Verdachts des unerlaubten Handels mit Betäubungsmitteln fest. Er wurde inzwischen in Untersuchungshaft genommen.
Verschiedene Drogen und Geld bei sich
Der Mann aus Berlin hatte ein breites Sortiment an Drogen bei sich: Mehrere Hundert Ecstasy-Pillen, darunter 60 "Blue Punisher"-Pillen, mehr als 180 LSD-Trips, weitere Betäubungsmittel sowie Tütchen mit einer kristallinen Substanz wurden sichergestellt. Zudem hatte der Täter über 10.000 Euro Bargeld dabei. Die Polizei sucht nach dem Zeugen, der den mutmaßlichen Dealer auf der Fusion beobachtet hatte. Er wurde gebeten, sich zu melden. Außerdem sprachen die Beamten dem Unbekannten Dank aus: Er habe womöglich weitere "Drogen-Dramen" verhindert, teilte die Polizei mit.
Veranstalter warnen mit Aushängen und Fotos vor "Blue Punisher"
Unterdessen reagierten die Festival-Veranstalter. Mit Aushängen und Warnfotos werden Fusion-Besucher vor den Gefahren der Ecstasy-Pille gewarnt. "Wir hoffen außerdem, dass unsere Gäste auch durch die mediale Berichterstattung vor den hochdosierten Pillen gewarnt sind", sagte ein Festivalsprecher am Donnerstag. Aufklärung und Information seien wichtig. Das mache man bei Fusion aber nicht erst in diesem Jahr, so der Sprecher weiter. Politisch wichtig sei, dass Drogen legal getestet werden könnten, so wie das in Modellversuchen in Berlin schon geschehe. Solche Tests könnten Leben retten, so der Sprecher.
Mit den Pillen in der Hand zur Drogenberatung
Bereits zuvor war das Thema der gefährlichen Drogen auf dem Festival nach dem Tod einer 13-Jährigen aus Altentreptow, die eine "Blue-Punisher"-Pille genommen hatte, in den Blickpunkt gerückt. Vor dem offiziellen Beginn des Festivals hatten sich nach NDR Informationen bereits angereiste Festivalgäste am Mittwoch bei der auf dem Fusion-Gelände befindlichen Drogenberatung gemeldet und mit den Pillen in der Hand nach Informationen zu "Blue Punisher" gefragt. Auch die Polizei, die derzeit den Anreise-Verkehr zum Festivalgelände in Lärz kontrolliert, sei sensibilisiert, erklärte Polizeisprecherin Claudia Tupeit.
"Blue Punisher": Unklar, wie viele Pillen in Umlauf sind
Damit bestätigte sich die Befürchtung der Polizei, dass weitere "Blue-Punisher" Pillen in Umlauf sind. Sie vermutet in den jüngsten Fällen in Altentreptow und Neubrandenburg, dass der Wirkstoffgehalt in den gefundenen "Blue Punisher"- Pillen noch verstärkt worden sein könnte. Die extrem hoch dosierte synthetische Droge wird aktuell genau analysiert. Pillen mit besonders hoher Dosierung sind mitunter lebensgefährlich: Schon die Einnahme einer halben oder - je nach körperlicher Konstitution - einer Viertelpille kann zu lebensbedrohlichen Vergiftungserscheinungen führen.
Mediziner: "Die Dosis macht das Gift"
"Die Dosis macht das Gift", sagt Mediziner Gernot Rücker von der Universität Rostock. Die Pille "Blue Punisher" sei ein Thema, sie sei höher dosiert, "als es üblicherweise von Menschen vertragen würde", so der Mediziner. Sei man sich als Konsument der hohen Dosierung einer Pille nicht bewusst, könne dies zu Vergiftungserscheinungen wie Hirnkrampf, Nieren- oder Leber-Ausfällen, bedrohlichen Störungen der Herzfrequenz oder "Blutdruckeskalation" führen.
Medizinische Versorgung auf dem Festivalgelände
Solche Vergiftungserscheinungen würden auf dem Fusion-Festival eher selten vorkommen, erklärt Rücker. Drogen-Notfälle würden eine eher untergeordnete Rolle spielen. Er selbst ist Teil des etwa 400 Personen starken medizinischen Teams, das das Festival seit Jahren begleitet. Dazu gehören etwa 60 Ärzte, 180 Medizinstudierende, ein etwa 60-köpfiges psychologisches Team sowie Pflegerinnen und Pfleger, die für Notfälle auf dem Festival bereitstünden.
Drogenberatung auf dem Festivalgelände
Auch eine Drogenberatung sei Tag und Nacht über die Dauer des Festivals im Einsatz. Dazu gehöre eine eigene Station für Prävention, wo "fast alle Pillen aufgelistet werden, die im Umlauf sind", erklärt Rücker. Man sei Datenbank-vernetzt, habe ein Labor vor Ort. Seinen Angaben zufolge wird dort ebenfalls aufgelistet, wie viel Milligramm Wirkstoff die Pillen enthalten oder aus welchen anderen Inhaltsbestandteilen die Substanzen bestehen. "Das macht den Konsum in letzter Konsequenz sicherer," so Rücker.
Warnmeldungen über gefährliche Substanzen
"Wenn wir merken, dass Pillen im Umlauf sind, die gefährlich sind, dann gibt es sofort eine Warnmeldung", so Rücker im Interview mit NDR Info. "Die wird ausgehängt für alle und dann weiß jeder, dass das eine gefährliche Pille ist." Aufgrund dieser Präventionsarbeit sehe man "in der Summe relativ wenige Vergiftungsfälle" auf dem Festival. Für medizinische Notfälle stehen in der Medizinstation aber sieben Intensivbetten bereit.