Reformationsempfang der Nordkirche in Stralsund: "Gemeinsam unterwegs"
Die evangelische Nordkirche hat zu ihrem ökumenischen Reformationsempfang nach Stralsund eingeladen. Vor Ort waren auch hochrangige Vertreter der katholischen Kirche.
Unter dem Motto "Gemeinsam unterwegs" hatte die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) am Donnerstag zum traditionellen Reformationsempfang eingeladen. An einem Tag, der eigentlich an die Trennung der Kirche durch Luther gedenkt, verwiesen die katholische und evangelische Kirche am Donnerstag besonders auf die Gemeinsamkeiten der beiden Kirchen. Die Gnade Gottes sei für beide Kirchen Rechtfertigung des Lebens, so die Landesbischöfin der Nordkirche Kühnbaum-Schmidt, die gemeinsam mit dem Erzbischof der katholischen Kirche Heiner Koch zu einem ökumenischen Gottesdienst in die katholische Kirche Stralsund geladen hatte.
"Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre"
Im Vordergrund stand vor allem die "Gemeinsame Erklärung zur Rechfertigungslehre", welche einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg der Versöhnung zwischen der evangelischen und der katholischen Kirche darstellt. Dabei geht es im Kern um die Frage, ob der Mensch durch gute Taten vor Gott gerecht wird oder allein durch den Glauben. Vor 25 Jahren wurde dieses bedeutende Dokument in der Geschichte des Christentums von beiden Kirchen unterzeichnet.
Eine "gnadenloser Zeit" für die Menschen
Laut Kühnbaum-Schmidt müsse sich nicht nur die Kirche miteinander versöhnen, sondern die Menschheit als Ganzes. "In einer zuweilen gnadenlosen Zeit, inmitten einer Welt, die unter Kriegen und vielfältigen Formen von Gewalt und Polarisierungen leidet, die die Menschheitsfamilie spalten, ist die Gemeinsame Erklärung ein Zeichen des Friedens und dafür, dass Versöhnung gelingen kann", heißt es in einer Erklärung anlässlich des Reformationstages. Es sei wichtig im Gespräch zu bleiben, auch dann, wenn man grundsätzlich andere Ansichten vertrete. Dies sei ein Prozess, der Zeit, Geduld und Vertrauen brauche.
Gemeinsames Pilgern der Kirchen
Nach dem Gottesdienst pilgerten die Teilnehmenden des Reformationsempfanges in die Kulturkirche St. Jakobi. Für Tilman Jeremias, Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche, ist dieser gemeinsame Weg mehr als symbolhaft. "Wie schön, dass wir den Reformationstag heute so selbstverständlich evangelisch und katholisch feiern. Das könnte ein Impuls sein für unsere auseinanderdriftende Gesellschaft, dass es besser ist, gemeinsam unterwegs zu sein, als sich gegenseitig zu bekämpfen", so Jeremias.