Nach Ecstasy-Tod von 13-Jähriger: Polizei sucht weitere Verdächtige
Die Kripo ermittelt weiter im Fall der Ecstasy-Opfer aus MV. Bei den Pillen könnte es sich um eine besonders verstärkte Variante handeln. Eine 13-Jährige war nach der Einnahme gestorben. Der Gesundheitszustand zweier weiterer Mädchen hat sich stabilisiert.
Im Zusammenhang mit dem Drogentod einer 13-Jährigen aus Altentreptow geht die Polizei davon aus, dass es weitere Tatverdächtige gibt. Die Ermittler hatten zunächst vier Männer festgenommen. Ein 37-Jähriger sitzt in Untersuchungshaft, drei minderjährige Verdächtige sind wieder auf freiem Fuß. "Das sind nicht die einzigen Tatverdächtigen, die es wahrscheinlich in diesem Zusammenhang gibt", sagte Polizeisprecherin Claudia Tupeit im Interview bei NDR MV Live. "Wir gehen davon aus, dass es weitere Tatverdächtige gibt, weitere Dealer, die womöglich auch jugendlichen Alters sind."
Vier Tatverdächtige haben keine Aussagen gemacht
Nach Angaben der Ermittler haben die vier am Dienstag in Gewahrsam genommenen Männer bislang keine Aussagen zu den Vorwürfen gemacht. Die Ermittler prüfen nun, welches der Mädchen wann welche Drogen bekommen hat. Die beiden Fälle aus Altentreptow stehen nach jetzigem Ermittlungsstand nicht in direkter Verbindung zu den vergifteten Mädchen aus Malchin und Neubrandenburg.
Die Polizei vermutet, dass es sich um eine zusätzlich verstärkte Variante der ohnehin besonders starken Ecstasy-Pillen "Blue Punisher" handelt. Die extrem gefährliche synthetische Droge wird aktuell genau analysiert. Bei Durchsuchungen in den Wohnungen der Verdächtigen hatten die Ermittler auch Ecstasy-Pillen sichergestellt. Diese würden nun im Labor analysiert, sagte Tupeit. Die Daten sollen dann mit den Ergebnissen der toxikologischen Untersuchungen der Mädchen verglichen werden. Gleichzeitig hoffen die Ermittler auf Hinweise aus der Bevölkerung, die helfen können, die Fälle aufzuklären.
Mädchen im Krankenhaus müssen nicht mehr beatmet werden
Am Montag war das 13 Jahre alte Mädchen im Krankenhaus in Altentreptow verstorben, eine 14- und eine 15-Jährige liegen nach Einnahme der Ecstasy-Pillen nach wie vor auf der Intensivstation im Klinikum Neubrandenburg. Nach Angaben der behandelnden Ärztinnen und Ärzte ist ihr gesundheitlicher Zustand "derzeit" allerdings als stabil einzuschätzen. Die Mädchen müssen nach NDR Informationen nicht mehr beatmet werden. Weitere Untersuchungen sollen unter anderem klären, ob und inwieweit die Organe der jungen Mädchen Schäden davongetragen haben.
37-Jähriger Deutscher in Untersuchungshaft
Der 37-jährige Deutscher sitzt seit Dienstagabend wegen "leichtfertiger Verursachung des Todes eines Anderen durch Abgabe von Betäubungsmitteln" in Untersuchungshaft. Er wird verdächtigt, Betäubungsmittel in zwei Fällen im Kreis Mecklenburgische Seenplatte an Minderjährige abgegeben zu haben. Unklar ist nach Angaben der Polizei, wie viele der hoch gefährlichen "Blue Punisher"-Pillen noch im Umlauf sind. Das Polizeipräsidium Neubrandenburg bittet weiterhin um sachdienliche Hinweise.
Ecstasy schaltet das körpereigene Warnsystem ab
Mit dem Sammelbegriff Ecstasy sind synthetische Drogen in Tabletten-, Pulver- oder in Kristallform gemeint, die ohne natürliche Rohstoffe im Labor hergestellt werden. Dahinter steckt ein Amphetaminderivat, das auf dem Hauptwirkstoff MDMA basiert. Ecstasy führt zu Höhenflügen, Kontaktfreudigkeit und Verlust des Zeitgefühls. Das körpereigene Warnsystem wird ausgeschaltet. Beim Einsatz als Partydroge kann es zum Beispiel bei langem Tanzen zu extremem Wasserverlust, Organschäden oder Kreislaufzusammenbruch kommen. Tödliches Nierenversagen wurde ebenso beobachtet wie tödliche Hirnblutungen. Die Droge kann zudem Psychosen und Wahnvorstellungen verursachen.
Überdosis des Nervengifts MDMA mit fataler Wirkung
Eine besonders starke Variante von Ecstasy ist "Blue Punisher" (deutsch: "blauer Bestrafer"). Das Aussehen der Pille ähnelt einem Diamanten mit eingraviertem Totenkopf, der an das Logo des Marvel-Charakters "The Punisher" angelehnt ist. Die blaue Pille, die auch nur als "The Punisher" und in anderen Farben erhältlich ist, kann häufig über eine Bruchrille halbiert werden. Lebensgefährlich ist bei der kleinen Pille der hochdosierte Wirkstoff MDMA (Methylendioxymethylamphetamin). MDMA ist ein Nervengift, welches das Gehirn dauerhaft schädigen kann und schlimmsten Falls sogar zum Tod führt.
Mehrere Schulen im Land warnen aktuell mit Mitteilungen an die Eltern vor der Droge. Diese sollen mit ihren Kindern über die Gefahren von Drogen sprechen.