Kontaktladen Rostock bietet einmaliges Angebot für Suchtkranke
Das Team um Max Marquart-Wunderow entwickelt sich und den Kontaktladen seit Jahren immer weiter. Gerade wurde ein neues Angebot vorgestellt: Eine mobile Drogenanalyse.
Das Pilotprojekt heißt "subsTANZ" und steht unter dem Motto "Sicherer Konsum statt Stigmatisierung". Der Kontaktladen plant, Drogenkonsumenten beim Testen ihrer Substanz zu unterstützen. Die Tests können Streckstoffe und Reinheit der Stoffe anzeigen. Mit dem Wissen, was denn genau in der Droge steckt, kann dann jeder selbst entscheiden, ob man die Droge noch nimmt. Die Streetworkerin Luisa Schmuck, begleitet das Ganze. Als sie das Vorhaben präsentiert stellt sie voran, dass es dabei nicht darum geht, Drogenkonsum zu verharmlosen. Stattdessen soll der Konsum, den es sowieso gibt, möglichst sicher für den Nutzer gestaltet werden, um die Anzahl der Unfälle im Zusammenhang mit illegalen Drogen zu verringern.
Testen ist nicht alles
Ralf Wendel, ebenfalls Streetworker und Projektbetreuer, ist es wichtig, dass das Angebot des Kontaktladens "niedrigschwellig und akzeptanzorieniert" ist. Deshalb wird das Team im ausgebauten Kleinbus des Kontaktladens ab Juli vor Clubs und Tanzveranstaltungen anzutreffen sein. Dort kann dann jeder einsteigen und seine Substanzen überprüfen lassen. Doch nach dem Test ist nicht Schluss. So wird dann angeboten, den eigenen Konsum zu reflektieren. Außerdem kann man sich beraten und weitervermitteln lassen. Denn neben dem Kontaktladen unterhält die Suchthilfe der Caritas auch noch eine klassische Drogenberatungsstelle, die bei der Suchtbekämpfung unterstützt.
Einzigartig in MV
Das Angebot des Kontaktladens ist noch einzigartig in MV. Die Suchthilfe Hessen bietet solche Substanzanalysen schon länger an. Sie gaben den Streetworkern nicht nur wertvolle Hinweise, sondern können schon Zahlen vorweisen: So haben sich dort 70 Prozent der Drogenkonsumenten nach der Überprüfung gegen die Einnahme entschieden. Wendel hofft, "dass es gut von allen Beteiligten angenommen wird und sich daraus ein gefördertes langfristiges Angebot für die Stadt Rostock entwickelt." Und, dass dann vielleicht auch andere Stellen "Drug-checking" anbieten.
Der Kontaktladen kann mehr
Neben der mobilen Substanzanalyse bleibt das bestehende Angebot aber natürlich erhalten. So erhalten Besucher und Besucherinnen des Kontaktladens die Möglichkeit eines drogenfreien Treffpunkts. Dort können sie nicht nur die Zeit vertreiben, Wäsche waschen und eine warme Mahlzeit erhalten, sondern bekommen auch saubere Spritzen und Kanülen, damit der Konsum sicherer wird. Dasselbe Angebot bieten die Streetworker auch unterwegs aus dem Kontaktbus heraus. Seit Gründung des Kontaktladens ist das Team rund 50.000 mal mit Menschen in Kontakt getreten.
MV und sein Drogenproblem
Die Krankenkasse BARMER bescheinigt in einer Erhebung MV den zweithöchsten Teil an Drogenkranken an der Gesamtbevölkerung. Die Auswertung der konkreten Zahlen des vergangenen Jahres dauert noch an. 2021 allerdings, hatte die Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen MV (LAKOST) rund 5.500 Klienten. Davon sind 37 unter 18 Jahre alt. Die Droge, von der die meisten abhängig sind, ist weiterhin Alkohol. Dort ist allerdings ein rückläufiger Trend zu beobachten. Im Gegensatz dazu steigt der Anteil der Cannabinoide (+ 0,6 Prozent). "Wir sehen darum auch mit großer Sorge auf die Cannabislegalisierung, da es in MV keine ausreichenden Suchtpräventionsangebote gibt", so Birgit Grämke von der LAKOST.