Bauern in MV zeigen sich von Bundespolitik enttäuscht
Landwirte und Agrarminister Backhaus haben auf dem Landesbauerntag in Linstow Entlastungen für Tierhalter bei den Kosten und weniger Bürokratie gefordert.
Kosten senken und Bürokratie verschlanken - sonst drohe ein weiteres Abwandern von Betrieben und der Verlust von Arbeitsplätzen, sagte der Präsident des Bauernverbandes, Detlef Kurreck, am Donnerstag auf dem Bauerntag in Linstow (Landkreis Rostock). Agrarminister Till Backhaus (SPD) sagte mit Blick auf Berliner Gesetzesentwürfe: "Die Bundespolitik sorgt derzeit dafür, dass die Tierproduktion im Inland weiter abgebaut wird." Die Gesellschaft sei gespalten in jene, "die ideologiebasiert argumentieren" und "die realitätsbezogen arbeiten". In MV sei der Rinderbestand bereits um 60 Prozent seit 1990 gesunken, der Schweinebestand um 70 Prozent. "Ohne Tierhaltung ist aber keine Kreislaufwirtschaft möglich", postulierte der Minister. Denn tierischer Dünger sei besser als mineralischer.
Verbandschef: Wirtschaftlichkeit kommt zu kurz
Von den bisherigen Vorschlägen aus der Bundespolitik sei die Branche enttäuscht, erklärte Kurreck. Grundsätzlich seien Landwirte bereit, Grundwasser zu schützen und Felder nachhaltig zu bewirtschaften. Man müsse aber angesichts des sogenannten Green Deals der EU darauf achten, dass die Wirtschaftlichkeit nicht zu kurz komme. Die Strategie der EU zielt auf eine Verringerung von Pflanzenschutzmitteln und Mineraldüngern, fordert mehr Ökolandbau, Maßnahmen zur Verbesserung der Biodiversität und eine erhebliche Minderung der Treibhausgase in der Landwirtschaft.
Förderung nur für kleine Betriebe
Von den geplanten Obergrenzen für die Förderung profitierten die meisten Tierhalter nicht, sagte Kurreck. Derzeit sollen Betriebe mit maximal 2.000 Schweinemastplätzen Nutzen davon haben. Das wären im Nordosten nur wenige kleine Betriebe. Dabei seien gerade größere Tierhalter Vorreiter beim Tierschutz. Die Grenze kritisierte auch der Kieler Agrarwissenschaftler Friedhelm Taube. Solche Förderung solle daran ausgerichtet werden, wie viel Fläche einem Betrieb pro Tier zur Verfügung stehe, um Gülle auszubringen. Die Branche muss sich mit gestiegenen Energie-, Dünger- und Futterkosten auseinandersetzen. Zudem werden aus Sicht der Landwirte Investitionen in moderne Ställe durch neue Vorschriften erschwert statt erleichtert.
.