Alt Tellin: Tierschützer demonstrieren gegen Wiederaufbau
Zwei Jahre nach dem verheerenden Brand in einer Schweinemast-Anlage in Alt Tellin ist von einem Wiederaufbau nichts zu sehen. Gleichwohl demonstrieren Tierschützer vor Ort.
Rund 55.000 Schweine sind vor zwei Jahren bei einem Feuer in einer Schweinemast-Anlage in Alt Tellin (Kreis Vorpommern-Greifswald) ums Leben gekommen. Zum Jahrestag haben Tierschützer Proteste angekündigt, denn bei der Betreiberin der Anlage, die Landwirtschaftliche Ferkelzucht Deutschland (LFD), laufen die Planungen für einen Wiederaufbau, wie ein Unternehmenssprecher sagte. Man sei mit der Gemeinde im Gespräch, allerdings sei noch keine Entscheidung gefallen.
Tierschützer demonstrieren vor Ort
Die Gemeindevertretung Alt Tellins hatte unmittelbar nach dem Brand einen wie auch immer gearteten Wiederaufbau der Sauenanlage abgelehnt. Damit ist das Thema aber nicht vom Tisch. Zum zweiten Jahrestag des Brandes forderte auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), den Wiederaufbau nicht zuzulassen. Der BUND prüfe derzeit, ob ein Wiederaufbau rechtlich überhaupt möglich sei, hieß es. Außerdem wirbt der BUND allgemein für bessere Brandschutz-Vorschriften in Ställen.
Strengere Vorschriften angekündigt
Am 30. März 2021 seien in Alt Tellin nur drei Prozent der Tiere gerettet worden, weil der Brand sich durch fehlende Brandmauern sehr schnell ausdehnen konnte und die Stallgebäude aufgrund einer billigen Konstruktionsweise in kurzer Zeit eingestürzt sei. Die Behörden, so der BUND, hätten großzügige Ausnahmen von der Landesbauordnung zugelassen. Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Christian Pegel (SPD) kündigte vor kurzem im Landtag strengere Vorschriften für den Brandschutz in Großställen an. Sie beinhalten etwa Rettungswege für die Tiere und Löschwassermengen, die Züchter vorhalten müssen.
Knapp 600 Brände in Ställen
Nach Angaben der Initiative Stallbrände verbrannten 2022 rund 90.000 Tiere in deutschen Ställen, die Zahl der Brände bei Tierhaltern lag bei knapp 600. Seit 2019 recherchiert die Initiative anhand öffentlich zugänglicher Quellen Informationen über Brände und Schadensfälle in der Landwirtschaft. Eine offizielle Statistik gibt es nicht. Wer den Brand in Alt Tellin absichtlich oder fahrlässig entzündet hat, konnte bislang nicht geklärt werden. Einen technischen Defekt hat ein Brandursachenermittler ausgeschlossen.