SuedLink: So viel mehr Windkraft-Kapazitäten hat der Norden
Nach jahrelanger Planung ist es soweit: Der Bau der Stromtrasse SuedLink ist am Montag offiziell gestartet. Daten zeigen: Der Anteil der Windenergie wächst - der Ausbau ist jedoch sehr ungleich verteilt.
Sie ist die Hauptschlagader der Energiewende: Die geplante SuedLink-Stromtrasse soll auf einer Länge von etwa 700 Kilometern den Norden mit dem Süden energietechnisch verbinden. So soll die unterirdische Leitung den aus Windenergie gewonnenen Strom aus dem windstarken Norden in den industriestarken Süden bringen.
Windkraftausbau: Große Ungleichheit zwischen Norden und Süden
Dass im Norden deutlich mehr Windenergie produziert wird als im Süden, wird bei einem Blick auf die Anzahl der Windkraftanlagen und die entsprechenden Kilowattkapazitäten deutlich. So zeigt die Deutschlandkarte, dass in Norddeutschland überdurchschnittlich viele Windkraftanlagen stehen.
Insbesondere in Schleswig-Holstein wird viel Windenergie produziert: Der Kreis mit den meisten Windkraftanlagen ist Nordfriesland. Dort stehen 960 Anlagen mit einer Kapazität von etwa 2,4 Gigawatt. Und im Landkreis Dithmarschen haben die 867 Windkraftanlagen eine Kapazität von mehr als 2,1 Gigawatt. Blickt man auf die Kapazität im Verhältnis zur Fläche der Region, liegt Emden in Niedersachsen ganz vorn: Gut 1.700 Kilowatt Strom aus Windkraft pro Quadratkilometer können hier erzeugt werden - das sind fast zehn Mal so viel wie im deutschen Durchschnitt.
SuedLink soll Windenergie aus dem Norden in den Süden bringen
Im Vergleich dazu liegen Bayern und Baden-Württemberg beim Ausbau der Windenergie zurück - dabei sitzen insbesondere im Süden der Republik mit wichtigen Industrieunternehmen große Energieverbraucher. Bei den Flächenländern liegt Bayern auf dem letzten Platz mit 37 Kilowatt pro Quadratkilometer, so eine Auswertung im Auftrag des Bundesverbandes Windenergie (BWE). Spitzenreiter ist Schleswig-Holstein mit 505 Kilowatt pro Quadratkilometer. Mit der überschüssigen Windenergie aus dem Norden sollen Bayern und Baden-Württemberg über die SuedLink-Verbindung künftig mit versorgt werden.
Strommix: Anteil erneuerbarer Energien wächst
Dass der Anteil der Windenergie am deutschen Strommix in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich zugenommen hat, zeigt die folgende Grafik. So stieg der Anteil der Windenergie im Jahr 2020 auf den Rekordwert von 26,6 Prozent. Auch die Anteile anderer erneuerbarer Energien wie Solar- und Wasserkraft erreichten in diesem Jahr einen Spitzenwert, der seitdem nicht wieder erreicht wurde.
Im Jahr 2021 sank der Anteil der Windkraft dann seit Langem erstmals wieder. Der Grund für die Verschlechterung: Im Frühjahr gab es laut Statistischem Bundesamt deutlich weniger Wind, sodass der produzierte Strom aus Windenergie um rund 13 Prozent sank. Im vergangenen Jahr stieg der Wert dann wieder an, auf 25,1 Prozent.
Große Mengen Strom aus Windenergie werden nicht ins Netz eingespeist
Ein Problem, das die SuedLink-Verbindung lösen soll: Jährlich können Tausende Gigawattstunden Strom nicht in das deutsche Netz eingespeist werden, weil das Stromnetz sie nicht aufnehmen kann. Kann das Netz die Energie nicht aufnehmen, müssen Anlagen oft abgeschaltet werden.
Im Jahr 2022 wurden so rund 8.071 Gigawattstunden Strom aus erneuerbaren Energien nicht in das Stromnetz eingespeist. Das entspricht etwa 1,7 Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland - so viel, wie fast zweieinhalb Millionen Zwei-Personen-Haushalte in einem Jahr verbrauchen. Das Problem ist nicht nur, dass dieser Strom aus Windkraft nicht zur Verfügung steht und eventuell durch fossile Quellen ersetzt werden muss. Zudem werden auch Anlagenbetreiber dafür entschädigt, wenn sie Strom nicht produzieren und einspeisen können.
Aus Sicht der Bundesregierung ist die Stromverbindung entscheidend, um die Klimaneutralität im Stromsektor - das gesteckte Ziel für die nächsten zwei Jahrzehnte - zu erreichen. Die Pläne für die Trasse gibt es seit mehr als zehn Jahren, der Baubeginn wurde allerdings mehrfach verschoben. So haben Genehmigungsverfahren, Detailprüfungen und Bürgerproteste den Zeitplan immer wieder durcheinander gebracht.
Mehr Ausgleich zwischen den Bundesländern bei den Flächen für Windenergie
Dass sich nicht alle Regionen gleichermaßen als Windkraft-Standorte eignen, ist unumstritten. Doch künftig sollen die Kapazitäten zwischen den Bundesländern gemessen an der Landesfläche fairer verteilt werden als bisher. So hat der Bundestag im Juli 2022 beschlossen, dass auch Bayern und Baden-Württemberg bis Ende 2032 immerhin 1,8 Prozent der Landesfläche für Windenergie ausweisen müssen. Die Vorgaben für die Nordländer sind erwartungsgemäß etwas höher bei um die zwei Prozent. Allerdings ist man hier den Zielvorgaben schon näher als im Süden. Schleswig-Holstein hat sie sogar schon erfüllt.