Baustart für SuedLink: Was in den kommenden Wochen in SH passiert
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) begleitete am Montag den symbolischen Baustart für einen der anspruchsvollsten Bauabschnitte für die Stromverbindung - in den kommenden viereinhalb Jahren werden von Wewelsfleth aus Kabel unter der Elbe verlegt.
Genau genommen handelt es sich bei SuedLink um zwei Stromverbindungen: Sie beginnen in Wilster (Kreis Steinburg) und Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen), vereinen sich aber schon unter der Elbe und verzweigen sich erst wieder in Süddeutschland, um dann nach Bayern und Baden-Württemberg zu führen. Gebaut wird in Schleswig-Holstein in zwei Abschnitten, einmal von Brunsbüttel bzw. Wilster bis nach Wewelsfleth (Kreis Steinburg) und einmal von dort aus unter der Elbe hindurch nach Wischhafen in Niedersachsen.
Tunnelbauwerk unter der Elbe wird zuerst gebaut
Am Montag sind offiziell die Bauarbeiten an der Elbquerung gestartet. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nahm am späten Nachmittag daran teil. Mit SuedLink werde der Süden Deutschlands künftig von den großen Windstrommengen aus dem Norden profitieren können, sagte Habeck. "Damit stärken wir die Versorgungssicherheit in Deutschland und auch die unserer Nachbarländer."
Von Wewelsfleth aus entsteht ein Tunnel, in dem sechs 525-kV-Gleichstromkabel eingezogen werden. "Wir bauen also einen Schacht in Schleswig-Holstein, senken dort eine Tunnelbohrmaschine ab und die geht dann in den vier Jahren Stück für Stück unter der Elbe durch und setzt Betonringe ein", erklärt der Geschäftsführer des Stromnetzbetreibers Tennet, Tim Meyerjürgens. In den kommenden Wochen wird laut Tennet zunächst mit den Bauarbeiten am Startschacht des Tunnelbauwerks begonnen. Dafür werde eine Baustelle mit Containern und Anlagen zur Prozesswasserbehandlung errichtet, eine Druckrohrleitung zum Schöpfwerk Hollerwettern gelegt und eine Baugrube ausgehoben.
Keine Straßensperrungen bis 2025
Um große Maschinenteile zur Baustelle zu bringen, wird es nach Angaben des Netzbetreibers einige Sondertransporte geben, Straßen sollen dafür aber nicht gesperrt werden. "Eine Ausnahme ist der Kabeltransport für die Tunnelkabel", heißt es auf Nachfrage. "Die Kabel werden per Schiff zur Peters Werft in Wewelsfleth angeliefert und von dort zum Baufeld transportiert. Hierfür werden Straßensperrungen im unmittelbaren Umfeld der Baustelle nötig werden." Diese Kabeltransporte sollen aber frühestens Anfang 2025 stattfinden.
Bei den Transporten rund um die Baustelle ist laut Tennet außerdem mit Baulärm zu rechnen, allerdings in einem für Tiefbauarbeiten üblichen Rahmen.
Landkabel könnten ab Ende 2024 verlegt werden
Viereinhalb Jahre Bauzeit sind für die Elbquerung angesetzt, damit sie am Ende zeitgleich mit allen anderen Abschnitten fertig wird. Für den Bauabschnitt zwischen Brunsbüttel, Wilster und Wewelsfleeth fehlt noch der sogenannte Planungsfeststellungsbeschluss. Tennet rechnet damit, dass dieser Ende des kommenden Jahres vorliegt. Dann sollen dort rund 50 Kilometer Landkabel verlegt werden. 34 Kabeltrommeln werden dafür per Schiff nach Brunsbüttel geliefert und dann über die Straßen weitertransportiert. Zu Vollsperrungen soll es aber nicht kommen. Lediglich temporäre Parkverbote seien zu erwarten.
Verzögerungen durch Proteste und Kritik
Ab 2028 sollen dann die ersten Gigawattstunden Strom durch SuedLink fließen. Auf insgesamt 700 Kilometern soll die Stromtrasse die Windenergiegebiete im Norden mit Süddeutschland verbinden. Eigentlich sollten die Bauarbeiten für SuedLink schon im vergangenen Jahr abgeschlossen sein. Das scheiterte aber am massiven Widerstand aus den südlichen Bundesländern. Auch Habeck erinnerte am Montag daran, dass die Trasse bereits fertig sein sollte. Jetzt werde es noch fünf bis sechs Jahre dauern. "Wir hängen also ganz schön hinterher. Das sollte uns nicht wieder passieren." Die Verzögerungen führt Habeck nicht nur auf massiven gesellschaftlichen Widerstand vor allem im Süden des Landes zurück - sondern auch auf "politische Nichtentscheidungen und Handlungsunfähigkeit". Er forderte deshalb mehr Mut zu unpopulären Entscheidungen. Tennet-Geschäftsführer Meyerjürgens sagte, aller Beteiligten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft müssten weiter zusammenarbeiten, damit SuedLink wie geplant 2028 in Betrieb gehen könne.
Habeck: Kommen beim Netzausbau voran
Dennoch sei es eine gute Nachricht für die Energiewende und für Deutschland, dass nun mit den Bauarbeiten für die Elbquerung begonnen werden könne. Dieser Abschnitt ist laut Tennet einer der anspruchsvollsten des gesamten Projekts. Dass er in die nächste und letzte Phase gehe, zeige, dass man beim Netzausbau vorankomme, so Habeck. Das Elbquerungsbauwerk und die damit zusammenhängenden Tunnelfahrzeuge kosten Tennet über 250 Millionen Euro.
Insgesamt soll SuedLink etwa zehn Milliarden Euro kosten - das Vorhaben wurde durch die jetzige Erdkabel-Lösung deutlich teurer. Ursprünglich sollten die SuedLink-Kabel oberirdisch über Strommasten verlaufen, doch das war vor allem im Süden bei Naturschützerinnen und -schützern sowie Anwohnenden nicht durchsetzbar.