Ein Leerrohr der geplanten Stromautobahn Suedlink ragt vor dem Umspannwerk Großgartach aus einem kleinen Tunnel © picture alliance/dpa Foto: Marijan Murat
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AUDIO: Baustart für die Stromautobahn SuedLink (1 Min)

SuedLink: Der Elbtunnel für die Stromautobahn

Stand: 11.09.2023 12:12 Uhr

Mit der Elbquerung bei Glückstadt startet der Bau der großen Stromverbindung, die Windenergie in den Süden bringen soll. Das Projekt hat sich deutlich verzögert, soll nun aber 2028 fertig sein.

von Peer-Axel Kroeske

Die Tunnelröhre für die Stromkabel braucht den Vergleich mit dem Elbtunnel in Hamburg nicht zu scheuen, meint der Geschäftsführer des Stromnetzbetreibers Tennet, Tim Meyerjürgens. Mit vier Metern Durchmesser zieht sie sich etwa dort, wo die Glückstädter Fähre pendelt (Kreis Steinburg), 20 Meter unter dem Flussboden hindurch. Dieser Elbtunnel ist aber doppelt so lang, weil die Elbe hier breiter ist: "Wir bauen also einen Schacht in Schleswig-Holstein, senken dort eine Tunnelbohrmaschine ab und die geht dann in den vier Jahren Stück für Stück unter der Elbe durch und setzt Betonringe ein."

Zwischen Wewelsfleth (Kreis Steinburg) in Schleswig-Holstein und Wischhafen in Niedersachsen verläuft dann einer der anspruchsvollsten Abschnitte der 700-Kilometer-Stromtrasse durch ganz Deutschland. An Land wird an der Trasse noch nicht gebaut, aber bald. Im Juli gab es bereits den Spatenstich für eine Konverterstation. Das ganze Vorhaben ist nicht günstig: Das Elbquerungsbauwerk und die damit zusammenhängenden Tunnelfahrzeuge kosten Tennet über 250 Millionen Euro. Am Ende tragen das die Verbraucher über die Netzentgelte.

Gleichstrom-Verbindung mit wenig Verlust

Was zunächst als Überlandleitung gedacht war, wogegen vor allem die bayerische Politik opponierte, wird jetzt ein Erdkabel. Auch Anwohner protestierten entlang der Trasse. Genau genommen handelt es sich bei SuedLink um zwei Stromverbindungen. Sie beginnen in Wilster (Kreis Steinburg) und Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen), vereinen sich aber schon unter der Elbe und verzweigen sich erst wieder in Süddeutschland, um dann nach Bayern und Baden-Württemberg zu führen. SuedLink benutzt dabei Gleichstrom. Der Vorteil: Damit lässt sich die Energie über Hunderte oder sogar Tausende Kilometer transportieren. Es sind Punkt-zu-Punkt-Verbindungen, die auf dem Weg von A nach B nicht mit dem übrigen Stromnetz verbunden sind.

SuedLink kann nur einen Bruchteil der Offshore-Windenergie aufnehmen

Die Kapazität entspricht etwa knapp einem Zehntel des durchschnittlichen Strombedarfs in Deutschland oder der Leistung der drei zuletzt vom Netz gegangenen Atomkraftwerke. Die ursprüngliche Idee war, dass die Leitung etwa zeitgleich mit deren Abschaltung die Versorgung stabilisiert. Vier Gigawatt - das ist allerdings wenig im Vergleich zu 75 Gigawatt, die nach den aktuellen Ausbauplänen allein an Offshore-Windkraft bis 2045 bei Sturm ins Netz drücken werden.

Ein Leerrohr der geplanten Stromautobahn Suedlink ragt vor dem Umspannwerk Großgartach aus einem kleinen Tunnel © picture alliance/dpa Foto: Marijan Murat
AUDIO: Baustart für Strom-Autobahn Suedlink: Die Kritik reißt nicht ab (4 Min)

SuedLink allein reiche nicht, um diese Energie zu verteilen, stellt Philipp Godron vom Thinktank Agora Energiewende fest: "Da kommen wir in Regionen von sicherlich 20 Gigawatt zusätzlicher Transportkapazitäten, die kommen müssen, um dann eben auch zu windreichen Zeiten den Windstrom nutzen zu können."

Verstärkung nicht vorgesehen

Die Genehmigungsverfahren nehmen Jahre in Anspruch. Durch die Lüneburger Heide laufen sie beispielsweise noch mindestens bis 2025. Doch dann ist die Trasse gefunden. Somit stellt sich die Frage, ob sich SuedLink nicht gleich etwas leistungsstärker bauen ließe, indem gleich ein paar zusätzliche Kabel in den Boden gelegt werden.

Tim Meyerjürgens winkt ab: "So ein Kabel entwickelt ja Wärme. Und eine der wichtigen Grundvoraussetzungen, damit wir das Ganze auch unter die Erde legen können und wir auch die Akzeptanz bekommen, ist natürlich, dafür zu sorgen, dass der Boden nicht austrocknet, damit die Landwirtschaft diese Flächen auch weiter voll nutzen kann." Deswegen könne das Unternehmen nicht beliebig in der Höhe stapeln. "Denn dann würden wir tatsächlich die Wärme nicht abführen können."

Engpässe im Netz sorgen für hohe Kosten

SuedLink und die anderen Verbindungen sollen auch dafür sorgen, dass Systemkosten sinken. Derzeit können Großabnehmer in Süddeutschland bei Wind im Norden fast kostenlos Strom bestellen, der gar nicht übertragen werden kann. Immer wenn der Netzausbau dem Windausbau hinterherhinkt, kann es dazu kommen. Dadurch steigt der Strompreis für alle gleich doppelt: denn Windräder werden abgestellt, die Betreiber entschädigt. Und im Süden fahren fossile Kraftwerke hoch. Zwei Strompreiszonen in Deutschland könnten das Problem lösen. Doch die Süd-Bundesländer sind strikt dagegen.

Süddeutschland spart Stromkosten mit Windenergie aus dem Norden

Das von Kritikern oft vorgebrachte Argument, SuedLink sei gar nicht notwendig - Süddeutschland könne sich mit viel Solarenergie, Windrädern, Biomasse und Wasserkraft weitgehend selbst versorgen - überzeugt Philipp Godron nicht: "Wichtig ist natürlich, dass wir Erzeugung in der Nähe der Nachfrage haben. Es wird aber immer Zeiten geben, in denen wir Ausgleich brauchen." Und der werde über die großen Stromverbindungen geleistet. "Ein rein autarkes System müsste sehr stark überdimensioniert sein, bräuchte sehr hohe Batteriekapazitäten und würde damit sehr teuer sein."

Tim Meyerjürgens ergänzt: "Wir haben etwa 1.000 Stunden im Jahr, wo Bayern mehr erzeugt als sie brauchen und wir den Strom Richtung Norden transportieren müssen. Wir haben aber auch 7.000 Stunden im Jahr, wo sie zu wenig haben und wir in umgekehrter Richtung transportieren."

Licht am Ende des Tunnels

Für die Elbquerung sind nun viereinhalb Jahre angesetzt, damit sie am Ende zeitgleich mit allen anderen Abschnitten fertig wird. Ob SuedLink dann 2028 die ersten Gigawattstunden durch Deutschland schickt? Ganz sicher sein, könne man nicht, meint der Tennet-Chef. Doch er erwartet in Kürze die noch ausstehenden Genehmigungen, die Kabel liegen schon bereit. Und auch für andere Trassen dürfte die Planung mit neuen Bundesvorgaben jetzt schneller gehen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 11.09.2023 | 08:00 Uhr

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