NDR Info - Redezeit
Mittwoch, 13. März 2024, 19:03 bis
20:00 Uhr
Immobilienflaute und Wohnungskrise - ist Mieten nicht mehr bezahlbar?
Hörerinnen und Hörer haben in der NDR Info Redezeit mit Experten über die Wohnungskrise diskutiert. Die komplette Sendung als Video-Mitschnitt.
Die Mieten, auch in Norddeutschland, steigen und steigen. Vor allem in Großstädten kostet der Quadratmeter häufig mehr als 20 Euro. Woran liegt das und gibt es einen Weg aus der Misere? Unser Thema in der Redezeit heute um 19.03 Uhr.
Eine bezahlbare Wohnung in der Großstadt zu finden, das ist in diesem Jahr noch einmal schwieriger geworden. Da weiter nicht genügend Wohnungen gebaut werden, droht die Wohnungsmisere mancherorts zur sozialen Frage zu werden. Familienzuwachs? Jobwechsel in eine andere Stadt? Für viele kaum möglich, dazu auch eine passende Bleibe zu bekommen: Neuvermietungen sind dabei besonders teuer. Aber auch Bestandsmieten steigen. Im letzten Quartal des vergangenen Jahres haben die Mietpreise deutlich angezogen. Verglichen mit dem vierten Quartal 2022 stiegen die Mieten um 5,3 Prozent. So steht es im Wohnindex des Instituts der deutschen Wirtschaft. Besonders deutlich kletterten die Preise demnach in den Großstädten.
Die Mietkrise ist auch eine Krise beim Bau
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Ein Grund für die hohen Mieten ist auch die hohe Nachfrage bei wenig vorhandenem Mietraum. Die Mietkrise resultiert auch aus der Baukrise. Laut Statistischem Bundesamt wurde 2023 der Bau von 260.100 Wohnungen genehmigt, das waren 26,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Und es ist außerdem der niedrigste Stand seit 2012. Der frei finanzierte Wohnungsbau in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ist nach Einschätzung des Landesverbands Nord des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) nahezu kollabiert. Und woran liegt das? Viele Bauherren nennen die gestiegenen Kosten für Baumaterialien und verschlechterte Finanzierungsbedingungen. Der Rat der Immobilienweisen in Deutschland kritisiert unter anderem hohe staatliche Abgaben und teils unzureichende Förderangebote. Den Fachleuten zufolge fehlen in Deutschland in diesem Jahr 600.000 Wohnungen, 2027 sollen es 830.000 sein. "Wer heute baut, geht bankrott ", so beschreibt es der Präsident des Zentralen Immobilien-Ausschusses, Andreas Mattner.
Muss die Bundesregierung das Thema Mieten priorisieren?
Was also tun, wo sollen die Leute wohnen? Ein Bündnis mehrerer Verbände aus der Wohnwirtschaft hat die Politik dazu aufgefordert, Hürden beim Bau sogenannter Werkswohnungen abzubauen. So könnte bezahlbarer Wohnraum geschaffen und gleichzeitig dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden. Aber den meisten Mietern hilft das nicht. Daher fordern die Mietervereine, dass die Bundesregierung die Schaffung bezahlbaren Wohnraums ganz oben auf ihre Prioritätenliste setzt. Nötig seien auch ein Mietenstopp im Bestand, eine scharfe Mietpreisbremse für Neuvermietungen, die Ahndung von Wuchermieten und das Verbot von Indexmieten.
Haben Sie in letzter Zeit eine Wohnung gesucht?
Wie erleben Sie die Lage auf dem Wohnungsmarkt? Machen Sie eigene Erfahrungen mit der Suche? Muss die Politik das Thema stärker in den Vordergrund stellen? Wie viel staatliche Steuerung wäre überhaupt möglich und sinnvoll? Braucht es vielleicht ein milliardenschweres Wohnungsbauprogramm wie in den Fünfziger Jahren? Wir freuen uns auf Ihre Meinung in der Redezeit.
NDR Info Moderatorin Birgit Langhammer begrüßte als Gäste:
Holger Fehrmann
Vorstand des Wohnungsvereins Hamburg von 1902 eG
Franz Michel
Leiter für Miet- und Wohnungspolitik beim Deutschen Mieterbund
Monika Thomas
Staatsrätin der Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen und Wohnungsbaukoordinatorin des Hamburger Senats