Mehr als 200.000 Hamburger Haushalten droht eine Mieterhöhung
In Hamburg dürften zurzeit mehr als 200.000 Haushalte eine Mieterhöhung bekommen. Das schätzt der Mieterverein zu Hamburg angesichts des neuen Mietenspiegels. Wie NDR 90,3 erfuhr, häufen sich nun die Beschwerden gegen überhöhte Forderungen.
Im Dezember war der neue Mietenspiegel veröffentlicht worden. Er erlaubt im Schnitt Erhöhungen von 5,8 Prozent. Schon kurz darauf flatterten Tausende Briefe mit Mieterhöhungen in die Postkästen vieler Hamburgerinnen und Hamburger - rund 200.000 werden es wohl insgesamt.
"Unfassbar viele Anfragen von Betroffenen"
Rolf Bosse, Chef des Mietervereins zu Hamburg, sagte NDR 90,3: "Wir bekommen unfassbar viele Anfragen von Betroffenen. Schon 7.000 Mieterinnen und Mieter haben ihre Erhöhungen online gratis gecheckt." Dazu kämen wöchentlich etwa 200 schriftliche Überprüfungen.
Jede dritte Erhöhung laut Mieterverein falsch
"Wir stellen fest, dass jede zweite Mieterhöhung irgendwie problematisch ist. Das muss nicht sehr viel sein, das können aber auch große Beträge sein. Insofern lohnt es sich auf jeden Fall, das zu klären", so Bosse weiter. Nach genauer Prüfung sei jede dritte Erhöhung falsch. Meist wird die Kappungsgrenze gerissen - in Hamburg darf man die Miete in drei Jahren um maximal 15 Prozent erhöhen. Oder der Eigentümer oder die Eigentümerin behauptet, die Wohnung liege in exzellenter Lage, obwohl diese nur normal ist.
Mietenspiegel wird alle zwei Jahre erhoben
Der Hamburger Mietenspiegel wird alle zwei Jahre erhoben. Im vergangenen Jahr ergab sich für alle untersuchten Mietwohnungen ein Durchschnittspreis von 9,83 Euro pro Quadratmeter. Zwei Jahre zuvor waren es noch 9,29 Euro. Damit verteurte sich die durchschnittliche Netto-Kaltmiete von 2021 zu 2023 um 54 Cent pro Quadratmeter. Das entspricht einem Anstieg um 5,8 Prozent - bei einzelnen Häuserklassen wie Altbauten stiegen die Mieten um bis zwölf Prozent.
Der seit 1976 erhobene Mietenspiegel soll einen Überblick über die ortsüblichen Vergleichsmieten bieten. Er umfasst Wohnungen ohne Preisbindungen, deren Mieten sich in den vergangenen sechs Jahren verändert haben oder neu vereinbart wurden. Nach Angaben der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen beinhaltet er 568.500 der 743.000 Mietwohnungen Hamburgs.
Nicht immer ist der Mietenspiegel ausschlaggebend
Am Mietenspiegel orientieren sich viele Verteuerungen. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft SAGA und viele Genossenschaften schöpfen das aber nicht voll aus. Für die rund 80.000 Sozialwohnungen in Hamburg gilt der Mietenspiegel hingegen nicht - und auch nicht für die mehr als 100.000 Haushalte mit Indexmieten, die an die Inflation gekoppelt sind.