Hamburger Mietwohnungen um 5,8 Prozent teurer geworden
Hamburger Mietwohnungen sind laut dem neuen Mietenspiegel 2023 im Durchschnitt um 5,8 Prozent teurer geworden. Damit ist der Preisanstieg etwas niedriger als bei der letzten Erhebung vor zwei Jahren.
Die ortsübliche Vergleichsmiete ist eine Orientierung für Vermieterinnen und Vermieter sowie Wohnungssuchende. Und sie ist eine wichtige Begründung für mögliche Mieterhöhungen. Im Mietenspiegel wird dieser Wert für 70 verschiedene Wohnungstypen ermittelt, unterteilt nach Baujahr, Lage und Größe.
Preisentwicklung nicht bei allen Wohnungstypen gleich
Für alle untersuchten Mietwohnungen ergibt sich ein Durchschnittspreis von 9,83 Euro pro Quadratmeter. Vor zwei Jahren waren es noch 9,29 Euro. Seit April 2021 bis zum April dieses Jahres hat sich die durchschnittliche Netto-Kaltmiete damit um 54 Cent pro Quadratmeter verteuert. Ein Anstieg um fast sechs Prozent. In den zwei Jahren davor waren es aber mehr als sieben Prozent. Dabei entwickeln sich nicht alle Wohnungstypen gleich. Einzelne Wohnungstypen verteuerten sich deutlich stärker als der Durchschnitt.
Pein: "Jede Mieterhöhung eine finanzielle Belastung"
Die Mieten stiegen dennoch langsamer als die Inflation. Senatorin Karen Pein (SPD) wertete es in einer Mitteilung zudem als positives Signal, dass die durchschnittliche Nettokaltmiete in Hamburg unter den Durchschnittswerten etwa in München, Stuttgart oder Frankfurt liege. "Dennoch bedeutet jede Mieterhöhung eine finanzielle Belastung für die Mieterinnen und Mieter." Ihre Stadtentwicklungsbehörde forciere deshalb unter anderem den Neubau, sagte Pein.
Preisanstieg bei sanierten Wohnungen hoch
Besonders hoch ist der Preisanstieg bei Altbauten aus der Zeit vor 1918: Plus 7,3 Prozent. Bei Mietwohnungen aus den späten 1960er- und 1970er-Jahren gibt es sogar ein Plus von 8,5 Prozent - wegen häufiger Wärmedämmungen.
CDU kritisiert mangelnden Wohnungsbau
Die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Hamburger CDU-Fraktion, Anke Frieling, forderte, dass der Wohnungsbau beschleunigt werden müsse - unter SPD und Grünen sei er jedoch praktisch zum Erliegen gekommen. Fakt sei, dass die Mieten in guten Wohnlagen noch stärker gestiegen seien als in normalen Wohnlagen. "Nicht mit in die Statistik aufgenommen wurden allerdings die hohen Mieten in den sehr guten Wohnlagen. Dies ist völlig unverständlich, denn ohne diese Erhebungen sind die präsentierten Zahlen praktisch nichtig", so Frieling.
Die Linke fordert Mietendeckel
Die wohnungspolitische Sprecherin der Fraktion, Heike Sudmann, teilte im Anschluss mit: "Mietendeckel heißt das Zauberwort, damit das Wohnen in Hamburg auch bei schmalem Portemonnaie bezahlbar wird. Dafür muss bis zur Bundesebene gekämpft werden." Der von der Stadtentwicklungssenatorin angeführte Vergleich mit anderen Großstädten helfe den Hamburgerinnen und Hamburgern nicht.
FDP fordert weniger Hürden für Wohnungsbau
Die stellvertretende FDP-Landesvorsitzende Katarina Blume bemängelte, dass sowohl die Neugenehmigungen als auch die Zahlen fertiggestellter Wohnungen in Hamburg drastisch zurückgegangen seien. "Es ist viel zu teuer und zu kompliziert, in Hamburg zu bauen. Rot-Grün muss nun endlich die Hürden abbauen, die der Bauwirtschaft das Leben schwer machen" - etwa durch eine "drastische Entrümpelung unnötiger Bauvorschriften".
Zuzug nach Hamburg weiterhin hoch
Vertreterinnen und Vertreter des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen und des Immobilienverbands Deutschland Nord betonten dagegen, dass der Anstieg der Mieten deutlich unter der Inflationsrate liege. Auch der wohnungspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Olaf Duge, hob diesen Aspekt hervor: "Das ist in Zeiten, in der nicht nur die Konjunktur kriselt, sondern der Zuzug nach Hamburg weiterhin hoch ist, durchaus ein gutes Zeichen." Ausruhen dürfte man sich darauf aber nicht.
Jetzt drohen Mieterhöhungen
Hamburgs Vermieterinnen und Vermieter können nun Mieterhöhungen rausschicken - getrennt nach Baualter und Größe der Wohnung. Allerdings darf die Miete maximal um 15 Prozent in drei Jahren steigen. Jetzt müssen mehr als 200.000 Haushalte mit Mieterhöhungen rechnen. Das schätzt der Mieterverein zu Hamburg. "Also wir dürfen damit rechnen, dass die Mieterhöhungen sehr zügig rausgehen werden, also noch dieses Jahr unterm Tannenbaum liegen werden", so Rolf Bosse, Chef des Mietervereins.
"Mieter helfen Mietern" will Mietenspiegel nicht anerkennen
Jeder dritte der vom Mietenspiegel erfassten Haushalte sei betroffen. Der Verein "Mieter helfen Mietern" verweigert sogar seine Zustimmung. Geschäftsführerin Sylvia Sonnemann: "Ich finde es dramatisch. Wir müssen immer berücksichtigen, auf welche hohem Niveau wir uns inzwischen bewegen. Wir sind jetzt fast zweistellig bei den Nettokaltmieten."
Mietenspiegel wird seit 1976 erhoben
Der Hamburger Mietenspiegel wird seit 1976 erhoben und soll einen Überblick über die ortsüblichen Vergleichsmiete bieten. Er umfasst Wohnungen ohne Preisbindungen, deren Mieten sich in den vergangenen sechs Jahren verändert haben oder neu vereinbart wurden. Nach Angaben der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen beinhaltet er 568.500 der 743.000 Mietwohnungen Hamburgs.