Weltweite Computerprobleme: Auch Norddeutschland betroffen
Computerprobleme führten weltweit zu erheblichen Störungen. In Norddeutschland waren unter anderem Airlines auf dem Flughafen Hamburg betroffen. Das UKSH in Kiel und Lübeck sagte alle planbaren Operationen ab. In Niedersachsen schlossen Geschäfte.
Die genaue Ursache der globalen IT-Probleme ist noch unklar. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte in einem auf der Plattform "X" verbreiteten Video, es gebe bisher keine Erkenntnisse, dass die Probleme auf eine böswillige Cyber-Attacke zurückgehen könnten. Vielmehr habe es offenbar bei einem Update einer IT-Security-Lösung des Herstellers Crowdstrike einen Fehler gegeben. Diese Software werde von vielen weiteren IT-Diensten genutzt, die in der Folge ausfielen. Mittlerweile sei ein Workaround kommuniziert. Außerdem habe das Unternehmen Microsoft einen Konfigurationsfehler bei der Software "Azure" gemeldet, der sich ebenfalls weltweit auswirke, so das Bundesinnenministerium.
Hamburg-Airport: Eurowings und weitere Fluggesellschaften betroffen
Auf dem Hamburger Flughafen waren laut Airport vier Fluggesellschaften von den Computerproblemen betroffen: Eurowings, Ryanair, Vueling und Turkish Airlines. Die Gesellschaften stellten Tickets dort zeitweise händisch aus. Das Hauptproblem bestand laut einem NDR Reporter bei der Koffer-Aufgabe, die weltweit vernetzt ist. Teilweise bildeten sich Hunderte Meter lange Warteschlangen an den Schaltern. Einige Flüge fielen aus oder starteten verspätet. Die Flughafensysteme in Hamburg hingegen liefen alle, sagte eine Airport-Sprecherin.
Härter traf es in Berlin den Hauptstadtflughafen BER. Dort konnten am Morgen keine Maschinen starten oder landen. Am späten Vormittag wurde der Flugbetrieb wieder aufgenommen. Es kam allerdings zu Wartezeiten und Verspätungen, sagte eine Sprecherin. In den USA stoppte die Luftfahrtaufsicht Flüge von Airlines wie United, American und Delta. Auch die niederländische Fluggesellschaft KLM stellte den Großteil des Betriebs ein.
Schleswig-Holstein: Keine OPs an zwei UKSH-Standorten
Wegen der technischen Störungen sagte das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) am Freitag alle geplanten Operationen an den Standorten in Kiel und Lübeck ab. Auch die Ambulanzen blieben zunächst geschlossen. "Die Versorgung der Patientinnen und Patienten im UKSH ist gesichert, ebenso die Notfallversorgung", hieß es. Die Patientenversorgung werde schrittweise wieder erweitert, so dass spätestens am Montag der Normalbetrieb wiederhergestellt sei. Mehr als 10.000 Rechner am UKSH waren nach NDR Informationen gestört.
Die Kreisverwaltungen in Rendsburg-Eckernförde, Schleswig-Flensburg, Nordfriesland und Pinneberg konnten zwischenzeitlich überhaupt nicht mehr oder nur sehr eingeschränkt arbeiten. Im Kreis Nordfriesland waren unter anderem die Kfz-Zulassungsstellen in Husum und Niebüll betroffen.
Niedersachsen: Mehrere Geschäfte dicht wegen Kassen-Ausfall
In Niedersachsen schloss die Supermarktkette Tegut mehrere Filialen in Göttingen, weil die Kassensysteme nicht funktionierten. Die Bünting Gruppe mit Sitz in Leer war auch betroffen: "Vereinzelt" seien Famila- und Combi-Märkte vorübergehend geschlossen worden, weil die Kassen nicht liefen - unter anderem in Oldenburg. Nach NDR Informationen schickte zudem ein Küchen-Hersteller in Melle die gesamte Belegschaft nach Hause. In Osnabrück waren laut einer Sparkassen-Sprecherin bei ihrem Institut keine Geldabhebungen mit Karten von Visa, American Express und China Union möglich - aber nur wenige Kunden würden diese Karten nutzen.
Auswirkungen meldete auch Continental: "Wir analysieren derzeit den Grad der Betroffenheit", so das Unternehmen mit Hauptsitz in Hannover. Der Reisekonzern TUI mit Sitz in Hannover meldete ebenfalls Probleme. Flüge seien aber nicht gestrichen worden.
Keine Störungen in niedersächsischen Flughäfen, Kliniken und Behörden
Der Flughafen Hannover war von der Panne nur indirekt betroffen, weil mehrere Maschinen mit dem ursprünglichen Ziel Berlin stattdessen in Hannover landeten. Auch auf dem Flughafen Münster-Osnabrück (FMO) lief alles weitgehend normal. Zum Glück habe man die Antivirus-Software von Crowdstrike nicht auf den Rechnern, sagte ein Sprecher. Auch am Flughafen Bremen gab es offenbar keine Auswirkungen.
Auch die niedersächsischen Landesbehörden waren von den weltweiten Computerproblemen offenbar nicht betroffen. Das sagte ein Sprecher des Innenministeriums in Hannover. Aus niedersächsischen Kliniken gab es ebenfalls keine Berichte über Computerprobleme, wie ein Sprecher des Gesundheitsministeriums sagte.
Mecklenburg-Vorpommern: Keine IT-Ausfälle in Behörden
Auch in Mecklenburg-Vorpommern schienen die IT-Probleme kaum spürbar. Nach Angaben des Innenministeriums in Schwerin war die Datenverarbeitung der Landesregierung nicht betroffen. Auch die Helios Klinik in Schwerin sowie die Uniklinik Rostock meldeten keine Probleme. Gleiches galt für die Stadtverwaltungen Schwerin und Rostock sowie mehrere Landkreis-Verwaltungen.
Der Flughafen Rostock-Laage teilte lediglich mit, dass ein Flug nach Mallorca mit geringfügiger Verspätung gestartet sei. Der Zugverkehr in MV war nach Angaben eines Bahnsprechers nicht betroffen.
Hamburg: Computerprobleme in einigen Arztpraxen und Apotheken
Einzelne Arztpraxen und Apotheken in Hamburg berichten von Computerproblemen. An einer Apotheke in der Schäferkampsallee beispielsweise hing am Morgen ein Schild auf dem stand: "Geschlossen aufgrund technischer Probleme". Und in einigen Geschäften war nur Barzahlung möglich.
Das Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) hatte hingegen offenbar keine Schwierigkeiten - ebenso die Asklepios-Kliniken. Diese seien zwar Kunde bei Crowdstrike. Man habe das Update aber erstmal über Test-PCs laufen lassen und dann festgestellt, dass es fehlerhaft sei. Daraufhin wurde es nicht eingesetzt.
Auch aus der Hamburger Innenbehörde hieß es, es seien keine gravierenden Störungen bekannt. Polizei und Feuerwehr arbeiteten demnach wie üblich. Der städtische Dienstleister Dataport, der viele IT-Systeme in Hamburgs Verwaltung betreut, konnte ebenfalls keine Probleme feststellen. Und auch Hafenbetriebe und Großunternehmen schienen kaum betroffen.
Pistorius: Keine Auswirkungen auf die Bundeswehr
Die Computerprobleme wirkten sich nach ersten Erkenntnissen auch nicht auf die deutschen Streitkräfte aus. Dies bestätigte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) bei einem Marine-Besuch im schleswig-holsteinischen Eckernförde.
Der IT-Experte Manuel Atug sagte auf NDR Info, das fehlerhafte Update der Crowdstrike-Software, die Cyberangriffe erkennen soll, habe dazu geführt, dass weltweit Serversysteme eingefroren sind. "Selbst nach einem Reboot stürzen die wieder ab. Man muss also händisch an jedem einzelnen System bestimmte Dateien von dieser Software löschen und dann funktionieren die Systeme auch wieder." Atug erläuterte, manche Unternehmen könnten nach einigen Stunden wieder arbeiten, bei anderen könnte es Tage dauern, bis der Betrieb wieder normal läuft.