Weltweite IT-Störung: UKSH hat Systeme wieder hochgefahren
Eine Sicherheitssoftware des US-Unternehmens Crowdstrike hat offenbar die weltweiten IT-Probleme ausgelöst. In SH war vor allem das UKSH betroffen. Aber auch viele Kreisverwaltungen hatten Probleme.
Auf den ersten Blick sah am Freitagmorgen alles ganz normal aus am Haupteingang des Universitätsklinikums in Kiel. Ärzte und Patienten liefen umher. Doch schon gleich hinter dem Eingang - dort, wo die Besucher eine Nummer ziehen, wurde es voll. Patienten und Angehörige standen um zwei Frauen von der Zentralen Patientenaufnahme. Denise Schröter erklärte immer wieder geduldig, was passiert war: Ein globaler IT-Ausfall. "Wir bitten die Patienten, in die jeweiligen Ambulanzen zu gehen, um sich dort zu informieren. Gegebenenfalls müssen sie dann leider einen neuen Termin bekommen", sagte sie am Freitag. Ärgerlich sei es vor allem für diejenigen, die eine weitere Anreise hatten.
10.000 Computer waren am Freitag am UKSH ausgefallen und alles lief deshalb händisch. Klinik-Chef Jens Scholz gab Fernseh-, Radio- und Zeitungsinterviews. Alles laufe digital, und wenn solch ein System plötzlich ausfalle, dann sei das schon heftig. Am UKSH trat das Problem schon ganz früh am Morgen auf, sagte Scholz: "Das ist eine völlig unangenehme Situation." Aber es sei am Ende nichts zusammengebrochen. "Das System funktioniert. Es war eine gute Probe, aber ich hätte drauf verzichten können", sagte Scholz.
Operationen wurden also verschoben. "Die Versorgung der Patientinnen und Patienten im UKSH ist gesichert, ebenso die Notfallversorgung", hieß es. Schon am Freitagnachmittag wurden die Systeme wieder nach und nach hochgefahren. Am Sonnabend erklärte eine UKSH-Sprecherin, dass mittlerweile 98 Prozent der System wieder liefen.
Auch viele Kreisverwaltungen lahmgelegt
Auch Kreisverwaltungen in Rendsburg-Eckernförde, Schleswig-Flensburg, Nordfriesland und Pinneberg konnten am Freitag überhaupt nicht mehr oder nur sehr eingeschränkt arbeiten. Wer im Kreis Pinneberg am Freitag im Straßenverkehrsamt und bei der Zuwanderungsbehörde einen Termin hatte, bekam laut Kreissprecherin kurzfristig einen neuen. Im Kreis Nordfriesland waren unter anderem die Kfz-Zulassungsstellen in Husum und Niebüll betroffen. Am Freitagnachmittag liefen die Systeme nach Angaben des Kreises aber wieder. Auch die Kreisverwaltung Schleswig-Flensburg meldete am Freitagnachmittag, dass die Störung behoben sei. Die Stadt Kiel berichtete von Störungen im E-Mail-Programm.
Störung trat weltweit auf
In vielen anderen Ländern waren auch Banken, Geschäfte oder Rundfunksender betroffen. In Großbritannien meldete beispielsweise ein Bahnunternehmen IT-Probleme, in Australien waren neben dem Flugverkehr auch Rundfunksender und Supermarktketten betroffen. In vielen Ländern - darunter USA, Spanien, Niederlande und Indien - wurde der Flugverkehr teils weitgehend eingestellt. Bis Freitagnachmittag fielen wegen des Computerproblems alle Eurowings-Flüge innerhalb Deutschlands und nach Großbritannien aus.
Flughafen Hamburg ebenfalls betroffen
Auch am Hamburger Flughafen kam es zu Auswirkungen. Bei den vier Fluggesellschaften Eurowings, Ryanair, Vueling, Turkish Airlines gab es Probleme bei den An- und Abflügen. Die Gesellschaften stellten Tickets dort zeitweise händisch aus. Die Flughafensysteme liefen laut einer Sprecherin aber alle. Am Sonnabend teilte eine Flughafensprecherin mit, das der Flugbetrieb sich weitestgehend normalisiert habe. Allerdings sei der Flugplan in Deutschland, Europa und der Welt durcheinandergeraten, sodass Crews und Flugzeuge nicht durchgängig an ihren Einsatzorten seien. Aus diesem Grund könne es auch am Sonnabend zu einzelnen Verzögerungen oder Streichungen kommen.
Störung offenbar ausgelöst durch Sicherheitssoftware
Verantwortlich für die weltweiten IT-Probleme war offenbar eine Sicherheitssoftware des US-Unternehmen Crowdstrike. Der US-Softwarekonzern Microsoft teilte mit, der Fehler sei mittlerweile behoben. Es gebe aber weiterhin weltweite Auswirkungen. Die Systeme befinden sich in einer "endlosen Absturzkette", aus der jeder betroffene Computer händisch befreit werden müsse, erklärt der Kieler IT-Sicherheitsexperte Martin Seeger. "Das heißt, die Organisationen stehen jetzt vor der großen Herausforderung weltweit an Hunderten teilweise Tausenden von Standorten zu reagieren und dort Leute hinzubringen, die sich zutrauen, diese Operation durchzuführen." Privatpersonen seien nicht von den Störungen betroffen, da das Programm vorwiegend in der Wirtschaft beziehungsweise Verwaltung eingesetzt werde.