Handy-Alarm und Sirenen: Positive Warntag-Bilanz im Norden
Beim bundesweiten Warntag ist auch in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg wieder getestet worden, ob die Alarmsysteme funktionieren. Gegen 11 Uhr wurde eine Probewarnung ausgelöst, 45 Minuten später erfolgte die Entwarnung.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hatte die Behörden in ganz Deutschland angewiesen, nicht nur die klassischen Sirenen heulen zu lassen, sondern auch eingeschaltete Handys über Apps wie NINA und Katwarn zu alarmieren. Rückblickend wertete das BBK den vierten bundesweiten Warntag als Erfolg: "Wie geplant haben wir die Bevölkerung mit einer großen Bandbreite an Warnmitteln erreicht", erklärte BBK-Präsident Ralph Tiesler. "Damit haben wir nicht nur die Leistungsfähigkeit unserer Warnsysteme demonstriert, sondern auch für das wichtige Thema Warnung sensibilisiert."
In Norddeutschland fehlen fest installierte Anlagen
Auch in Norddeutschland schrillten am Warntag die Sirenen. Allerdings sind nicht alle Städte und Kommunen gleichermaßen gut ausgestattet, denn nach dem Ende des Kalten Krieges waren viele Anlagen abgebaut worden.
So steckte die Stadt Hannover in den vergangenen Jahren fünf Millionen Euro in ihren Ausbau. Dagegen steht beispielsweise in Braunschweig nach Angaben der Stadt derzeit keine einzige. Nach Angaben des Landes ist der Aufbau eines flächendeckenden Sirenen-Netzes in Niedersachsen herausfordernd. Es gebe eine große Nachfrage, aber nur wenige geeignete Anbieter.
Warn-Apps und Handy-Alarm statt Sirenen
In Schleswig-Holstein zeigte der Warntag nach einer ersten Einschätzung von Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU), dass "der Warnmittelmix" immer besser funktioniere. "Wir alle müssen uns bewusst sein und bleiben, dass der Warntag kein Selbstzweck, sondern eine Übung für den Ernstfall ist", sagte sie. Wie im letzten Jahr hätten nach ersten Erkenntnissen die Warn-Apps und die Warnung per Nachricht auf das Smartphone funktioniert.
Dies gelte auch für Mecklenburg-Vorpommern, wie eine Sprecherin des Innenministeriums sagte: "Das hat einwandfrei funktioniert." Allerdings ertönten im Nordosten wie auch in Schleswig-Holstein vielerorts keine Sirenen. Während etwa Schwerin in den vergangenen Jahren flächendeckend 17 neue Anlagen installiert hat, gibt es in Neubrandenburg mit mehr als 60.000 Einwohnern nach wie vor kein festes Gerät zum Warnen der Bevölkerung. Und auch in Hamburg stockte zuletzt der Ausbau.
Auch das Innenministerium in Niedersachsen zog nach dem Test und einer ersten Analyse vorhandener Daten eine positive Bilanz. Die Warnungen über das Cell Broadcast System, Warn-Apps sowie Warnungen über Funk und Fernsehen hätten grundsätzlich funktioniert, teilte ein Ministeriumssprecher auf Anfrage mit.
Schwachstellen aus Vergangenheit abstellen
Bei der bundesweiten Aktion sollte auch geprüft werden, ob Schwachstellen aus der Vergangenheit abgestellt werden konnten. Bürgerinnen und Bürger können bei einer anschließenden offiziellen Umfrage über ihre Erfahrungen mit den Warnmitteln auf einer Webseite berichten.
Erfragt wird beispielsweise, ob der Betreffende die Probewarnung über Cell Broadcast empfing, im Radio oder über einen anderen Kanal hörte. Die Umfrage endet am 19. September. Das BBK wertet anschließend die Daten aus und veröffentlicht einen Bericht.
Ausbau der Warnsysteme nach Flutkatastrophe 2021
Die Bedeutung von Warnsystemen wurde im Sommer 2021 bei der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen deutlich, als Menschen nicht rechtzeitig über die drohende Gefahr informiert wurden. Danach kam eine breite Debatte über Verbesserungen in Gang. Der Bund förderte unter anderem mit fast 90 Millionen Euro den Ausbau des Sirenen-Netzes.
Zudem wurde das bundesweite System für sogenanntes Cell Broadcasting aufgebaut. Darüber werden SMS-Kurznachrichten mit offiziellen Warnungen direkt an alle Handys verschickt, die mit dem Mobilfunknetz verbunden sind.