Eine Sirene steht auf einem Dach. © NDR

Vor dem Warntag: In Niedersachsen fehlen Sirenen

Stand: 11.09.2024 10:28 Uhr

In den 90er-Jahren war auch in Niedersachsen das Sirenennetz erheblich reduziert worden. Während Hannover inzwischen wieder 80 Anlagen errichtet hat, hat Oldenburg nur sechs mobile Sirenen, Braunschweig keine einzige.

von Bertil Starke

Am Donnerstag um 11 Uhr sollen in Niedersachsen und dem Rest von Deutschland möglichst viele Menschen bei einer bundesweiten Alarmübung testweise gewarnt werden. Dazu lösen die Behörden beispielsweise Warn-Apps wie NINA oder Katwarn aus. Sie lassen auch über das Radio Meldungen verlesen oder aktivieren Grafiken auf digitalen Anzeigetafeln. Außerdem ertönen in einigen Städten Sirenen, zum Beispiel in Hannover. Dort hat die Stadt in den vergangenen Jahren fünf Millionen Euro in den Ausbau gesteckt. Davon hat das Land Niedersachsen 1,16 Millionen Euro gefördert.

Reaktion auf Klimawandel und Bedrohung durch Russland

Eine neue Sirene steht auf dem Dach der Grundschule Horst in Garbsen. © NDR
Eine neue Sirene steht auf dem Dach der Grundschule Horst in Garbsen.

In der Stadt Hannover wurden in den vergangenen Jahren Sirenen auf öffentlichen Gebäuden wie Schulen und auf Funkmasten errichtet. Mittlerweile stehen insgesamt 80 Anlagen. Rund 60 Sirenen sollen am Warntag aufheulen. Bis Anfang des kommenden Jahres will die Stadt Hannover den Ausbau von insgesamt 112 Sirenen beendet haben. Die Rathausspitze hat damit nach eigenen Angaben auf die veränderte geopolitische Lage und den Klimawandel reagiert. Konkret nennt sie die wachsende Bedrohung durch Russland und die Zunahme von Naturkatastrophen. Auch das benachbarte Garbsen (Region Hannover) hat sein Sirenennetz aus diesen Gründen modernisiert. Im Stadtgebiet stehen nun 20 neue Anlagen.

Sirenennetze wurden komplett abgebaut

In ganz Deutschland hatte der Bund nach dem Ende des Kalten Krieges in den 90er-Jahren seine Alarmsysteme massiv heruntergefahren. Die Bundesregierung beurteilte die Sicherheitslage damals als so stabil, dass insbesondere das Sirenennetz erheblich reduziert wurde. Von insgesamt 80.000 Sirenen blieben am Ende nur noch rund 40.000 erhalten. Die meisten davon betreiben nun Kommunen. Die Folgen dieses Entschlusses sind bis heute auch in Niedersachsen spürbar.

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Braunschweig und Oldenburg weitgehend ohne feste Sirenen

In Braunschweig steht nach Angaben der Stadt derzeit keine einzige Sirene. Das soll sich aber ändern. Wie ein Sprecher berichtet, bereitet derzeit ein externes Büro die Ausschreibung für rund 100 Sirenen vor. Es ist aber noch völlig unklar, wann die ersten Anlagen in Braunschweig stehen. Auch Oldenburg setzt künftig wieder auf fest installierte Sirenen. Momentan überprüfen Fachleute der Stadt einzelne Standorte. Am bundesweiten Warntag nimmt Oldenburg mit sechs mobilen Sirenen teil.

Aufbau von Sirenen-Netzen kommt nur langsam voran

Nach Angaben des Landes ist der Aufbau eines flächendeckenden Sirenennetzes in Niedersachsen herausfordernd. Das Innenministerium spricht von einer schwierigen Marktlage. Es gebe eine große Nachfrage nach Sirenen, aber nur wenige geeignete Anbieter. Für den Aufbau verantwortlich sind die Kommunen. Um sie dabei zu unterstützen, hat das Land Niedersachsen in den Jahren 2023 und 2024 insgesamt zehn Millionen Euro bereitgestellt. "Damit konnten noch nicht alle beantragten Sirenen gefördert werden. Nach entsprechenden Forderungen Niedersachsens und anderer Bundesländer wird der Bund weiterhin eine Sirenenförderung vorsehen", heißt es auf Nachfrage des NDR in Niedersachsen.

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