UN-Plastikabkommen: Ministerin Lemke fordert mehr Engagement
Im südkoreanischen Busan hat die mutmaßlich letzte Verhandlungsrunde für das geplante UN-Plastikabkommen begonnen. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hofft auf Fortschritte im Kampf gegen den Plastikmüll.
Die Plastikproduktion werde sich verdreifachen, sagte Lemke im Interview auf NDR Info. Das habe nicht nur Auswirkungen auf Umwelt und Natur, sondern auch auf die menschliche Gesundheit. Es sei ihr deshalb sehr wichtig, in Busan Listen von Produkten, die verbannt werden sollen, zu besprechen, sagte Lemke.
"Es geht darum, die besonders gefährlichen Stoffe möglichst schnell aus den globalen Kreisläufen herauszubekommen", sagte die Grünen-Politikerin. Sie sei optimistisch, dass man erste Listen aufstellen könne. Außerdem hoffe sie, dass sich die internationale Staatengemeinschaft auf einen Überprüfungsmechanismus bei der Plastikproduktion verständigen könne. "Und dass sich dazu alle verbindlich bekennen", so Lemke.
Deutschland will mit gutem Beispiel vorangehen
Die Umweltministerin räumte ein, dass Deutschland einer der größten Produzenten von Plastik ist. "Dennoch haben wir uns dafür ausgesprochen, dass Reduktionsziele und Ziel-Jahre festgelegt werden." Man wolle mit gutem Beispiel vorangehen. Das sei international allerdings einer der strittigsten Punkte, weshalb eine weltweite Einigung in diesen Zeiten eher unrealistisch sei. "Wir stärken aber die Recycling-Wirtschaft, sind mit vielen Ländern der Erde darüber im Dialog." China habe beispielsweise angekündigt, seine Recycling-Wirtschaft massiv auszubauen.
Beim Thema Recycling sieht Lemke die Hersteller in der Verantwortung. "Diejenigen, die die Produkte in den Umlauf bringen, müssen sich auch daran beteiligen, dass sie sicher entsorgt und sicher gestaltet werden." Viele Zusatzstoffe in den Produkten seien nicht notwendig und erschwerten das Recyclen, kritisierte Lemke.
Offene Streitfragen bedrohen Abkommen
Insgesamt sieben Tage werden Vertreter aus über 170 Staaten in Busan die letzten Details eines Abkommens aushandeln, das die wachsende Plastikverschmutzung in den Meeren und an Land mit verbindlichen Vorgaben aufhalten soll. In vier Verhandlungsrunden wurde zuvor ein Textentwurf erarbeitet, der jedoch nach wie vor etliche ungeklärte Passagen und offene Streitpunkte enthält.
Viele Staaten, darunter Saudi-Arabien und China, hatten sich stets in der Vergangenheit gegen strikte Vorgaben zur Begrenzung der Plastikproduktion ausgesprochen. Sie fordern stattdessen einen Fokus des Abkommens auf die Frage nach effizienter Abfallwirtschaft.
Menge an Plastikmüll nimmt weiter zu
Weltweit werden laut OECD jährlich knapp 400 Millionen Tonnen Plastikmüll verbraucht, Tendenz steigend. In Deutschland fallen nach Informationen des Bundesumweltamts knapp sechs Millionen Tonnen an Kunststoffabfällen an.