Viele unterschiedliche Menschen überqueren einen Zebrastreifen (Vogelperspektive) © AdobeStock/Dmytro

Synapsen: Marktförmiger Extremismus: Wie tickt die Mitte der Gesellschaft?

Stand: 20.01.2023 12:15 Uhr

Die Mitte der Gesellschaft ist ein sicherer Ort der Vernunft und der Demokratie - so wird es oft von Politiker*innen vermittelt. Ein Ort, zu dem sich am besten alle Menschen zugehörig fühlen sollten. Aber wie denkt die gesellschaftliche Mitte?

Diese Frage bearbeiten Forschende regelmäßig in den Mitte-Studien. Mit einem Katalog von Fragen werden dabei die Einstellungen abgefragt und untersucht. Klar wird: Eine deutliche Mehrheit der Gesellschaft lehnt rechtsextremes Denken ab, doch die Mitte zeigt sich auch nicht als "Ort der Solidarität und der Demokratie". Aus ihr, so sind sich die Forschenden sicher, kann ein großes antidemokratisches Potenzial hervorgehen. Außerdem werden menschenfeindliche Tendenzen wie Antiziganismus, die Abwertung von Asylsuchenden und Antisemitismus deutlich.

Im Gespräch mit Host Maja Bahtijarević analysiert Autor Patric Seibel die Ergebnisse der Mitte-Studien. Und er stellt das Konzept des "marktförmigen Extremismus" vor: Wer dieser Einstellung folgt, bewertet Wettbewerb höher als zum Beispiel Gleichheit und Solidarität und bewertet Menschen ausschließlich nach ihren Leistungen. Wir fragen: Warum erhöhen sich Menschen überhaupt über andere? Wie weit ist der Weg aus der Mitte nach rechts? Welche Rolle spielt die Politik in Sachen Menschenfeindlichkeit? Und wie könnte ein anderes gesellschaftliches Zusammenleben aussehen?

Viele unterschiedliche Menschen überqueren einen Zebrastreifen (Vogelperspektive) © AdobeStock/Dmytro

(70) Marktförmiger Extremismus: Wie tickt die Mitte der Gesellschaft?

Sendung: Synapsen – ein Wissenschaftspodcast | 20.01.2023 | 12:15 Uhr | von Maja Bahtijarević/Patric Seibel
77 Min | Verfügbar bis 28.01.2028

Die Mitte der Gesellschaft ist ein sicherer Ort der Vernunft und der Demokratie - so wird es oft von Politiker*innen vermittelt. Ein Ort, zu dem sich am besten alle Menschen zugehörig fühlen sollten. Aber wie denkt die gesellschaftliche Mitte?

Diese Frage bearbeiten Forschende regelmäßig in den Mitte-Studien. Mit einem Katalog von Fragen werden dabei die Einstellungen abgefragt und untersucht. Klar wird: Eine deutliche Mehrheit der Gesellschaft lehnt rechtsextremes Denken ab, doch die Mitte zeigt sich auch nicht als "Ort der Solidarität und der Demokratie". Aus ihr, so sind sich die Forschenden sicher, kann ein großes antidemokratisches Potenzial hervorgehen. Außerdem werden menschenfeindliche Tendenzen wie Antiziganismus, die Abwertung von Asylsuchenden und Antisemitismus deutlich.

Im Gespräch mit Host Maja Bahtijarević analysiert Autor Patric Seibel die Ergebnisse der Mitte-Studien. Und er stellt das Konzept des "marktförmigen Extremismus" vor: Wer dieser Einstellung folgt, bewertet Wettbewerb höher als zum Beispiel Gleichheit und Solidarität und bewertet Menschen ausschließlich nach ihren Leistungen. Wir fragen: Warum erhöhen sich Menschen überhaupt über andere? Wie weit ist der Weg aus der Mitte nach rechts? Welche Rolle spielt die Politik in Sachen Menschenfeindlichkeit? Und wie könnte ein anderes gesellschaftliches Zusammenleben aussehen?

DIE HINTERGRUNDINFORMATIONEN

• Synapsen: Wer ist hier sozial schwach? https://www.ndr.de/podcastsynapsen210.html

• Die geforderte Mitte. Rechtsextreme und demokratiegefährdende Einstellungen in Deutschland 2020/21: Küpper, B., Zick, A. (Hg.), herausgegeben für die Friedrich-Ebert-Stiftung von Franziska Schröter, Bonn: Dietz; 2021.
Kostenfreier Download: https://www.fes.de/referat-demokratie-gesellschaft-und-innovation/gegen-rechtsextremismus/mitte-studie-2021

• Die enthemmte Mitte. Autoritäre und rechtsextreme Einstellungen in Deutschland: Brähler, E., Decker, O., Kiess, J. (Hg.), Gießen: Psychosozial-Verlag; 2016.
Kostenfreier Download: https://www.boell.de/de/2016/06/15/die-enthemmte-mitte-studie-leipzig

• Ideologien der Ungleichwertigkeit: Heinrich Böll Stiftung, Schriften zur Demokratie, Band 42: Berlin
https://www.boell.de/de/2016/04/15/ideologien-der-ungleichwertigkeit

• Gekränkte Freiheit: Amlinger, C., Nachtwey, O., Frankfurt am Main: Suhrkamp; 2022

• Vorurteile haben immer nur die anderen: Degner, J., Berlin: Springer; 2022

• Das unternehmerische Selbst: Bröckling, U., Frankfurt am Main: Suhrkamp; 2007

• Theorie des Marktförmigen Extremismus | Groß, E., Hövermann, A., Marktförmiger Extremismus. Abwertung, Ausgrenzung und Rassismus vor dem Hintergrund einer Ökonomisierung der Gesellschaft, in: Gomolla, M., Menk, M., Kollender, E., (Hg.) Rassismus und Rechtsextremismus in Deutschland, 110 – 126, Weinheim: Beltz-Juventa 2018. https://www.researchgate.net/publication/323129042_Marktformiger_Extremismus_Abwertung_Ausgrenzung_und_Rassismus_vor_dem_Hintergrund_einer_Okonomisierung_der_Gesellschaft

• Vorurteile | Degner, J., Wentura, D., Die automatische Verarbeitung emotionaler Informationen, in: Magazin Forschung / Universität des Saarlands, Saarbrücken: 2006. https://www.researchgate.net/publication/237538807_Die_automatische_Verarbeitung_emotionaler_Informationen

• Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit | Groß, E., Krause, D., Zick, A.: Von der Ungleichwertigkeit zur Ungleichheit: Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, 16/17 (2012) S. 11-18 https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/130404/von-der-ungleichwertigkeit-zur-ungleichheit-gruppenbezogene-menschenfeindlichkeit/

• Broden, A., Anmerkungen zur Aktualität der Ungleichheit. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, 16/17 ( 2012): S. 7-11 https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/130402/anmerkungen-zur-aktualitaet-der-ungleichheit-essay/

• Neue autoritäre Typen in verschiedenen Gesellschaften | Nachtwey, O., Heumann, M., Regressive Rebellen und autoritäre Innovatoren: Typen des neuen Autoritarismus. In Große Transformation? Zur Zukunft moderner Gesellschaften, Wiesbaden: Springer VS, S.435 - 453 https://scholar.google.de/scholar?hl=de&as_sdt=0%2C5&q=Regressive+Rebellen+und+autorit%C3%A4re+Innovatoren%3A+Typen+des+neuen+Autoritarismus&btnG=

• Abschied von der Gleichsetzung von Rechts und Links | Rechts-Linksextremismus/Hufeisentheorie: Mach, L., Paradigmenwechsel im Extremismus, Soziologiemagazin 13,(2020), S. 41-63
https://www.researchgate.net/publication/347652206_Paradigmenwechsel_im_Extremismus

• Langner, C., Bedürfnis nach Eindeutigkeit. Zur Attraktivität des Totalitären in Zeiten des Neoliberalen, in: Köttig, M., Röh, D., Soziale Arbeit in der Demokratie. Opladen: Verlag Barbara Budrich; 2019, S. 84 - 92

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Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Synapsen – ein Wissenschaftspodcast | 20.01.2023 | 12:15 Uhr

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