ÖPNV-Warnstreiks enden - Fast überall wieder normaler Verkehr
Auch in Norddeutschland sind in dieser Woche viele Unternehmen des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) bestreikt worden. Ver.di und die Umweltbewegung "Fridays for Future" forderten auf Demonstrationen mehr Geld für den Nahverkehr. Seit Sonnabend soll dieser fast überall wieder laufen.
Zum Auftakt der in 15 Bundesländern ausgerufenen ÖPNV-Warnstreik-Woche waren am Montag Mitarbeitende privater Busunternehmen in Schleswig-Holstein in Ausstand getreten - bis Freitagabend. Hinzu kam in SH am Freitag allerdings ein Warnstreik bei den kommunalen Busunternehmen in Kiel, Lübeck, Neumünster und Flensburg - dieser soll bis einschließlich Sonntag dauern.
Schleswig-Holstein: Bereits weitere Warnstreiks angekündigt
Und weil der nächste Verhandlungstermin mit den Arbeitgebern erst in vier Wochen stattfinden soll, kündigte ver.di bereits Warnstreik-Aktionen in SH bis zu den Osterferien an - jeweils von freitagnachmittags bis sonntagabends. Zudem solle es unangekündigte Warnstreiks geben.
Nahverkehr in Niedersachsen und Bremen läuft wieder
Am Freitag fanden auch in Hannover, Braunschweig, Osnabrück, Wolfsburg und Goslar sowie in Bremen Arbeitsniederlegungen in Nahverkehrs-Betrieben statt. In den betroffenen Unternehmen ruhte der Betrieb weitgehend. Die Bremer Straßenbahn AG ließ ebenso wie Üstra in Hannover und die Braunschweiger Verkehrsgesellschaft alle Straßenbahnen und Busse in den Depots. Metrobus Osnabrück, Göttinger Verkehrsbetriebe und Stadtbus Goslar ließen den Busbetrieb ruhen, in Wolfsburg sollten mehr als 80 Prozent aller Busverbindungen ausfallen. Am Sonnabend wollten die streikenden Mitarbeitenden die Arbeit wieder aufnehmen.
Mecklenburg-Vorpommern: Warnstreik in nahezu allen Landesteilen
Auch in Mecklenburg-Vorpommern wurde am Freitag den ganzen Tag gestreikt. Aufgerufen dazu waren Beschäftigte des öffentlichen Nahverkehrs und der Verkehrsgesellschaft Vorpommern-Rügen. Damit seien Nahverkehrsbetriebe in nahezu allen Landesteilen betroffen, hieß es vonseiten der Gewerkschaft. Es gab auch Ausnahmen wie beispielsweise die Neubrandenburger Verkehrsbetriebe, deren Mitarbeiter sich nicht an den Warnstreiks beteiligten. Ver.di hatte angekündigt, dass die Warnstreiks am Freitag um Mitternacht enden.
Hamburg: Busse und U-Bahnen fahren seit Sonnabend wieder
Der 48-stündige Warnstreik im Hamburger Nahverkehr fing Donnerstag früh an. Die Hochbahn stellte den Verkehr mit Bussen und U-Bahnen in Hamburg und Umgebung fast komplett ein - nur vereinzelt fuhren Busse. Ver.di hatte angekündigt, bis Sonnabendmorgen um 3 Uhr zu streiken. Nicht bestreikt wurden die S-Bahn in Hamburg sowie die Eisenbahn GmbH AKN und die Hafen-Fähren der HADAG.
Gemeinsame Demos von ver.di und "Fridays for Future"
Unter dem Motto "Für gute Arbeit und klimafreundliche Mobilität" hatte "Fridays for Future" im Norden am Freitag zahlreiche Demonstrationen organisiert - zum Beispiel in Hamburg, Kiel, Flensburg, Lübeck, Rostock, Greifswald, Hannover, Hildesheim, Göttingen, Lüneburg, Braunschweig und Bremen.
In Hamburg demonstrierten die Klima-Aktivisten gemeinsam mit der Gewerkschaft ver.di in der Innenstadt. Nach einer Auftakt-Kundgebung vor dem Gewerkschaftshaus am Besenbinderhof zogen rund 2.500 Menschen durch die City zum Hamburger Rathaus. Dort übergaben sie 12.000 Unterschriften an Finanzsenator Andreas Dressel (SPD). Das Kampagnen-Bündnis forderte einen Kurswechsel im ÖPNV - mit besseren Arbeitsbedingungen, mehr Personal und weiteren Milliarden-Investitionen in den Nahverkehr. Senator Dressel erwiderte, Hamburg investiere mehr in den Nahverkehr als jemals zuvor. Zugleich nahm er den Bund in die Pflicht. Es könne nicht angehen, dass man "über jeden Cent beim 49-Euro-Ticket feilschen" müsse.
Personalmangel bei den Verkehrsunternehmen
In den zurückliegenden Wochen gab es bundesweit bereits einige Streik-Aktionen im ÖPNV. Ver.di fordert unter anderem kürzere Arbeitszeiten ohne finanzielle Einbußen, längere Ruhezeiten zwischen einzelnen Schichten, mehr Urlaubstage oder mehr Urlaubsgeld. Damit sollen die Beschäftigten entlastet und die Berufe im Nahverkehr attraktiver werden. Sämtliche Verkehrsunternehmen leiden unter Personalmangel.
Die Gewerkschaft verhandelt derzeit parallel in allen Bundesländern. In den meisten Runden geht es vor allem um die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten. In Hamburg wird über einen neuen Haustarifvertrag für die Verkehrsbetriebe verhandelt. Nur in Bayern wurde nicht gestreikt: Dort ist der Tarifvertrag nicht gekündigt.