Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, steht vor seiner Behörde. © picture alliance/dpa Foto: Rolf Vennenbernd

Müller: "Wärmere" Weihnachten sind gut für die Gasspeicher

Stand: 19.12.2022 07:22 Uhr

Mit den niedrigen Temperaturen der letzten Tage ist auch der Gasverbrauch in Deutschland gestiegen. Die Gasspeicher leeren sich so schnell wie noch nie in dieser Heizperiode.

Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, steht vor seiner Behörde. © picture alliance/dpa Foto: Rolf Vennenbernd
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Unternehmen und Haushalte müssten 20 Prozent weniger Gas verbrauchen als im Mittel der vier Vorjahre, um einen Gasmangel zu vermeiden, so die Bundesnetzagentur. NDR Info sprach darüber mit dessen Präsidenten, Klaus Müller.

Herr Müller, atmen Sie jetzt erst mal durch, wo es wieder milder wird in Deutschland?

Klaus Müller: Es gibt gerade Blitzeis in Nordrhein-Westfalen, daher ist es mit dem Durchatmen so eine Sache. Richtig ist, dass es eine deutliche Korrelation zwischen Temperatur und Heizverhalten gibt, die auch menschlich nachvollziehbar ist. Insofern sind etwas wärmere Weihnachten vielleicht nicht für die Kinder, aber für die Gasspeicher eine gute Nachricht.

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Aber Sie warnen ja schon seit Tagen. Ist die Lage doch ernster als gedacht?

Müller: Nein, das ist sie deshalb nicht, weil die Bundesregierung sehr gut mit vollen Gasspeichern vorgesorgt hat. Wir waren praktisch bei hundert Prozent. Wir hatten einen warmen Oktober und November, das hat uns geholfen. Die Menschen haben in der Zeit weniger geheizt. Auch die Industrie hat mehr eingespart. Und das ist in den Speichern verblieben. Wir hatten jetzt eine lange Kältewoche. Das hat die Speicher belastet, aber unterm Strich ist die Situation nach wie vor gut. Fast 90 Prozent sind drin, das hilft uns. Der hohe Verbrauch darf sich nur so nicht fortsetzen. Das ist die Botschaft und darum die Bitte, achtsam zu sein mit dem Heizen.

Dennoch wird im privaten Bereich gerade offenbar mehr Gas verbraucht als erhofft. Sind die Deutschen zu träge, um Energie zu sparen?

Müller: Nein, dies liegt eindeutig an den kalten Temperaturen. Wenn wir draußen zweistellige Minusgrade haben, dann soll natürlich niemand frieren. Es ging ja nie darum, kein Gas zu verbrauchen, sondern 20 Prozent weniger über den gesamten Winter hinweg. Und das kann natürlich Schwankungen beinhalten. Besorgt wären wir, wenn die starke Kälte der letzten Tage in den Januar oder Februar hinein anhalten würde. Dann geraten wir in Konflikt mit den mindestens 20 Prozent Einsparungen, die wir brauchen, um eine Gasmangellage zu vermeiden.

Doch es gibt ja auch gute Nachrichten: Am Wochenende wurde das erste Flüssiggas-Terminal in Wilhelmshaven eröffnet. Das erlaubt wieder Gaszuflüsse. Unterm Strich müssen wir immer genug Gas in den Speichern behalten, um Industrie und private Heizungen bedienen zu können. Einsparen hilft dabei.

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Inwieweit hilft das Terminal in Wilhelmshaven mit Blick auf den Winter in einem Jahr?

Müller: Jetzt erwähnen Sie die kleine Sorgenfalte auf unserer Stirn. Für diesen Winter wurde gut vorgesorgt, wie gesagt: volle Speicher, wenig Verbräuche im Spätherbst und neue Zuflüsse von Gas, die uns helfen, weniger aus den Speichern zu entnehmen. Neben Wilhelmshaven steht die Eröffnung von zwei weiteren Terminals an, in Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern und in Brunsbüttel. Das bedeutet, dass Gas wieder direkt nach Deutschland fließen kann und damit können wir die Speicher schonen.

Aber der Winter 2023/2024 ist bereits im Blick der Bundesnetzagentur. Den werden wir komplett ohne russisches Pipeline-Gas befüllen müssen. Das ist etwas anderes als in diesem Jahr. Und darum ist es gut, dass weitere Terminals geplant sind und Norwegen, Belgien und Holland Gas liefern werden. Aber wir müssen achtsam sein, denn wir dürfen nicht mit zu leeren Speichern in den nächsten Winter gehen.

Heute beraten die EU-Energieminister wieder über den Gaspreisdeckel, der womöglich beschlossen werden soll. Den sehen Sie ja eher kritisch.

Müller: Ich bin sehr dafür, dass Europa gemeinsam in Nordamerika und den arabischen Staaten Gas einkauft. Dadurch könnte man einen niedrigeren Preis durchsetzen. In dem Moment, wo Sie aber einen zu niedrigen Preisdeckel einführen würden, wäre das so, als ob Sie zu einer Tankstelle fahren und zum Tankwart sagen würden, dass Sie gerne für 30 Cent weniger tanken möchten. Dann wird er Ihnen den Weg nach draußen zeigen und Sie werden Ihr Auto schlichtweg nicht betanken können. Europa darf nicht zu wenig Flüssiggas bekommen mit Blick auf den nächsten Winter. Darum ist es gut, dass die Bundesregierung klar ausgesprochen hat, was wir wollen: gemeinsam Gas einkaufen ja, einen zu niedrigen Gaspreisdeckel definitiv nicht.

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Das Gespräch führte Liane Koßmann.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Interview | 19.12.2022 | 07:22 Uhr

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