Immer teurer - Geht der Urlaub baden?
Die Sommerferien stehen auch in den norddeutschen Bundesländern bevor. Doch angesichts von teils deutlich gestiegenen Preisen im Tourismus-Bereich stellt sich für viele die Frage: Wie viel Urlaub können wir uns in diesem Jahr leisten?
Die Schulkinder in Nordrhein-Westfalen sind bereits in die Sommerferien gestartet. Niedersachsen und Bremen folgen ihnen Anfang Juli. In Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Schleswig-Holstein ist es Mitte Juli so weit.
In vielen Familien dürfte sich die Frage stellen: Wohin fahren wir in den Urlaub? Ins Ausland oder doch lieber an Nord- oder Ostsee, an einen See oder in den Harz? Und wenn das Ziel feststeht, folgt oft der abwägende Blick auf die Angebote der Reiseanbieter und aufs eigene Konto.
Hotelzimmer, Restaurants und Ausflüge: Alles ist teurer
Die Tourismus-Agentur Lübecker Bucht teilte kürzlich mit, dass die Menschen stärker auf ihr Geld schauten als bisher. Sprecherin Doris Wilmer-Huperz sagte, die Inflation mache sich bemerkbar: Zimmer, Restaurant-Besuche, Strandkörbe, Fischbrötchen, Ausflüge - all das sei zum großen Teil teurer geworden. Sorgen bereitet den Tourismusverbänden der Fachkräftemangel in der Hotel- und Gastronomie-Branche. Urlaubsgäste müssen sich auf teils eingeschränkten Service und höhere Preise etwa bei Strandkörben und Fährtickets einstellen.
Das Buchungsverhalten habe sich verändert. Weniger Menschen buchen nach Angaben von Wilmer-Huperz gleich 14 Tage am Stück: "Es werden eher so zehn oder auch vier bis fünf Tage gebucht. Und auch die immer spontaner." Die Lust darauf, ganz oben im Norden Urlaub zu machen, ist nach Angaben der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein GmbH nicht ganz so groß wie im vergangenen Sommer. Die Buchungslage für Juli und August sei gut bis sehr gut, heißt es. Aber es gebe noch freie Unterkünfte.
Tourismusverband MV erwartet 82 Prozent Auslastung im Sommer
Freie Unterkünfte gibt es auch in Mecklenburg-Vorpommern. Gleichwohl blickt die Tourismusbranche im Nordosten optimistisch in Richtung Saison-Höhepunkt und ist auf die Sommerferien in Deutschland gut vorbereitet. "Die Branche ist startklar für das Sommergeschäft und hat sich mit attraktiven und neuen Angeboten vorbereitet", sagte Verbandschef Tobias Woitendorf. Bei den Übernachtungen rechnet der Tourismusverband im Juli und August mit einer Auslastung von 82 Prozent. Die Erfahrungen zeigten allerdings, dass viele Gäste erst kurzfristig buchen und die Belegung letztlich noch deutlich höher ausfallen könnte.
Allerdings werden es die Touristen auch in Mecklenburg-Vorpommern mit gestiegenen Preisen zu tun bekommen. So seien die Übernachtungen im Schnitt 11 Prozent teurer geworden. In den Restaurants zahlen Kunden laut Woitendorf bis zu 21 Prozent mehr. Auch die Entspannung im Strandkorb werde in dieser Saison kostspieliger als in den vorangegangenen Jahren.
Niedersachsen: Heide und Harz gut gebucht
Nach dem Rekordjahr 2022 laufe die Saison auch in der Lüneburger Heide gut an, sagt der Geschäftsführer der Lüneburger Heide GmbH, Ulrich von dem Bruch. Derzeit seien die Unterkünfte dort zu 80 Prozent ausgebucht. Zur Heideblüte im August seien die Ferienwohnungen und Hotels sogar zu 90 Prozent ausgelastet. Auch im Harz ist die Auslastung laut Tourismusverband bereits gut. Auf den bevorstehenden Sommer blicke die Branche in der Region optimistisch.
Nachfrage nach Fernreisen steigt
Im Vergleich zu den Vorjahren ist das Buchungsverhalten auch für Urlaub an der niedersächsischen Nordsee und auf den Ostfriesischen Inseln etwas zurückhaltender. "Es ist noch Luft nach oben", sagte Lisa Zeiger von der Tourismus-Agentur Nordsee. Die Tourismusbetriebe gehen davon aus, dass dies unter anderem daran liegt, dass nach der Pandemie die Nachfrage nach Fernreisen wieder steigt.
Boom auf Mallorca, in Italien und Slowenien
Ziele im Ausland stehen in der Tat vor einem Boom: Slowenien und Italien könnten es Experten zufolge in diesem Jahr so viele Gäste anlocken wie nie zuvor. Und auch der Deutschen liebstes Reiseziel Mallorca steht mal wieder vor einer Rekordsaison: Dort waren schon im eigentlich schwachen Januar 860.000 Touristen gezählt worden - so viele wie nie zuvor im ersten Monat des Jahres.
Bis zu 50 Prozent Preisaufschlag für Auslandsziele
Im Schnitt kostet der Sommerurlaub in diesem Jahr laut TUI acht Prozent mehr. Doch beliebte Ziele wie Spanien, Griechenland und Portugal sind bis zu 20 oder 30 Prozent teurer geworden als vor der Corona-Pandemie. In der Türkei und in Ägypten wird es sogar bis zu 50 Prozent teurer. Manche Flüge schlagen mit 70 Prozent mehr zu Buche.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version dieses Textes wurde Tobias Woitendorf vom Tourismusverband MV mit dem Satz zitiert, er erwarte eine "Topsaison". Dabei handelte es sich um ein Versehen, das Zitat wurde ihm fehlerhaft zugeschrieben, obwohl es nur eine Einschätzung der dpa war. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.