Gepäckchaos an Flughäfen: Was sollten Passagiere tun?
An deutschen Flughäfen sind 2022 Zigtausende Koffer fehlgeleitet worden. In Hamburg diente ein ganzes Terminal als Gepäck-"Parkplatz". Mancher Passagier wartete wochenlang auf seinen Koffer. Wie es in diesem Sommer laufen wird, ist ungewiss. Aber es gibt ein paar Dinge, die man tun kann, um Chaos am Flughafen zu vermeiden und damit das eigene Gepäck sicher ankommt.
Oben legen Urlauber ihre Koffer aufs Band und ein Stockwerk tiefer, im sogenannten Gepäckkeller, fährt, rutscht und kippt das Gepäck über lange Förderbänder Hunderte Meter weit. "Die Anlage über beide Terminals ist ungefähr fünf Kilometer lang. Das Förderband verbindet unterschiedliche Ebenen miteinander, sodass wir die Kapazitäten zwischen Terminal 1 und 2 flexibel steuern können", erklärt der Waldemar Raabe vom Hamburger Flughafen. Er ist der Chef "im Keller", spricht selbst aber lieber vom "Umschlagplatz".
Im Schnitt fährt ein Gepäckstück drei bis fünf Minuten durch die Anlage. Es geht vorbei an Scannern und Kameras, die versuchen, den am Koffer aufgeklebten Strichcode zu lesen - nicht immer mit Erfolg, wie Raabe betont: "Beispielsweise liegt das Gepäckstück auch mal mit dem Barcode auf dem Band, deswegen kann es dann nicht gelesen werden. Manchmal wurde das Label auch nicht ordentlich aufgeklebt oder es ist zerknittert."
Alte Strichcodes sorgen für Probleme
Es kommt auch vor, dass noch alte Strichcodes von früheren Flügen an Koffern kleben. Solche Gepäckstücke werden aussortiert - und ein Mitarbeiter sucht dann nach dem Barcode. Ganz schlecht sei es, wenn sich der Strichcode gar nicht mehr am Gepäckstück befindet und auch kein Kofferanhänger etwas über den Besitzer verrät, so Raabe: "Das kann im schlimmsten Fall bis zu sechs Wochen dauern. Wenn die Kollegen dann tatsächlich fruchtlos die Suche aufgeben müssen, wird das Gepäckstück danach in die zentralen Flughäfen zurückgeschickt. Dort findet entweder eine Versteigerung statt - oder das Gepäckstück wird entsorgt."
Tipp: Name und Telefonnummer am und im Koffer
Der wichtigste Tipp von Flughafen-Mitarbeiter Raabe ist deshalb ganz einfach: Jeder und jede Reisende sollte einen Anhänger mit seinen Daten am Koffer, Rucksack oder Tasche befestigen: "Mindestens der Name und die Telefonnummer sollten darauf notiert sein. Das wäre sehr gut. Die Adresse muss gar nicht sein, das wäre schon zu viel."
Noch besser ist es, wenn auch im Gepäckstück ein Zettel mit den jeweiligen Kontaktdaten liegt: "Sollte das Gepäckstück irgendwann verloren gehen auf der Reise, vielleicht bei einem Zwischenstopp, hilft es den Kollegen vom "Lost & Found" beim Identifizieren des Besitzers, wenn wir solch einen Hinweis im Gepäck finden können."
Plastikfolien um Gepäckstücke sind ein Ärgernis
Etwa jeder fünfzigste Koffer macht laut Raabe Probleme. Zu den ärgerlichsten aus seiner Sicht gehört die dünne Plastikfolie, in die manche Urlauber ihre Koffer wickeln: "Das führt regelmäßig dazu, dass die Gepäckstücke in der Sortieranlage haften bleiben und nicht nach unten in die Zielbox gelangen können. Das kann bis hin zum Stillstand der Anlage führen."
Leere Koffer und Rucksäcke besser als Sperrgepäck aufgeben
Wer einen leeren Koffer eincheckt, um zum Beispiel am Urlaubsort viel einkaufen zu können, sollte dieses Gepäckstück übrigens nicht am Check-in, sondern am Sperrgepäckschalter abgeben, rät Raabe: "Leichte Gepäckstücke bleiben in der Anlage stehen, zum Beispiel bei den Kontrollgeräten der Bundespolizei. Das hat technische Gründe. Das sollten Reisende also bedenken. Übrigens auch, dass sich Rucksäcke überall verhaken und verklemmen können. Auch die sollten deshalb unbedingt beim Sperrgepäckschalter aufgegeben werden."
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Aufgabe von Sperrgepäck keinen Aufpreis kostet. Ein Rucksack oder Leerkoffer gehen dann nicht aufs Förderband, sondern werden händisch verladen.
Flughafen Hamburg hofft auf wenig Probleme im Sommer
Laut Daten des IT-Dienstleisters SITA kam im Jahr 2022 jeder 130. Koffer entweder verspätet oder überhaupt nicht am Ziel an. Wie das in diesem Jahr am Airport in Hamburg laufen wird, kann Flughafen-Sprecherin Janet Niemeyer noch nicht sagen: "Das ist davon abhängig, wie es an den größeren Flughäfen wie Frankfurt, London und Amsterdam funktioniert. Wenn dort die Gepäck-Beladung und -Entladung funktioniert, haben wir auch hier bei uns kein verspätetes Gepäck." Der wichtigste Hebel dafür wäre mehr Personal, so Niemeyer: "Wir hatten im vergangenen Jahr auch Kollegen aus Griechenland hier. Die sind auch in diesem Jahr wieder da, zusätzlich weitere Kolleginnen und Kollegen aus der Türkei."
Tracker sind keine Garantie, dass Gepäck schneller gefunden wird
Misstrauische Passagiere legen Tracker wie einen Apple AirTag in ihren Koffer. Und das kann unter Umständen tatsächlich helfen, am Ende seinen eigenen Koffer wieder zu bekommen. Denn so wissen die Reisenden zumindest, wo ihr Gepäck ist. Flughafen-Mitarbeiter Raabe weiß, dass Tracker die Reisenden etwas beruhigen können. Er warnt aber vor zu großen Hoffnungen: "Das hilft nicht, den Prozess zu beschleunigen oder schneller an das Gepäckstück ranzukommen."