Fachkräftemangel: Urlaubsorte brauchen Unterstützung aus dem Ausland
Der Ferien- und Freizeitpark Weissenhäuser Strand in Ostholstein ist fast genauso gut ausgebucht wie vor Corona, Tendenz steigend. Deshalb werden hier immer mehr Mitarbeitende gebraucht, die sich um die Gäste kümmern. Doch gut ausgebildete deutsche Fachkräfte sind knapp. Geschäftsführer David Depenau musste sich deswegen etwas einfallen lassen.
Drei Kilometer Sandstrand an der Ostsee, subtropisches Badeparadies, Streichelzoo, Hochseilgarten: Wer seinen Urlaub im Ferien- und Freizeitpark Weissenhäuser Strand in Ostholstein bucht, muss das Gelände nicht mehr verlassen, um etwas zu erleben. Das Konzept scheint viele Touristen zu überzeugen, denn die riesige Anlage mit ihren 1.000 Wohneinheiten ist laut Geschäftsführer David Depenau sehr gut ausgelastet: "Wir sehen ein Buchungsverhalten von Gästen, die mehr aus dem Inland und dem Nahbereich kommen", sagt er. "Auf der anderen Seite fehlen immer mehr Fachkräfte. Mittlerweile sind wir weltweit unterwegs, um gute Arbeitskräfte zu finden."
40 Prozent der Mitarbeitenden aus dem Ausland
Der Tourismus-Manager kooperiert mit unterschiedlichen Agenturen, Auslands-Handelskammern und Hotel-Fachschulen in allen möglichen Ländern, um Verstärkung für sein Team zu finden.
Etwa 40 Prozent der 700 Mitarbeitenden kommen mittlerweile aus dem Ausland, viele von ihnen aus Rumänien. Einer von ihnen ist Mihai Pacurariu, er arbeitet seit fast sieben Jahren am Weissenhäuser Strand. Das Problem für ihn sei, dass er in der Heimat viel weniger verdienen würde als in Deutschland. "Hier sind wir zufrieden." Auch Pacurarius 19 Jahre alte Tochter und sein 16-jähriger Sohn wollen bald im Gästeservice beziehungsweise in der IT am Weissenhäuser Strand anfangen.
Kostenlose Sprachkurse am Ostseestrand
Was am meisten für die Fachkräfte-Gewinnung bringt, sind persönliche Reisen, sagt Weissenhäuser-Strand-Geschäftsführer Depenau. Dutzende unternimmt er jedes Jahr, nach Usbekistan, Indien und Madagaskar. "Es ist für die Menschen, die zu uns kommen, ein großer Schritt in eine andere Kultur", weiß der Tourismus-Experte aus jahrelanger Erfahrung. "Da tut man sich viel leichter, wenn man den anderen schon mal gesehen hat. Auch ich habe ein viel besseres Einschätzungsvermögen, wenn ich den Menschen schon mal vor mir gesehen habe."
Wenn die Mitarbeitenden dann in Deutschland sind, können sie am Weissenhäuser Strand kostenlose Sprachkurse besuchen, während der Arbeitszeit. Außerdem wird ihnen eine Patin oder ein Pate zur Seite gestellt. Das Wichtigste seien laut Depenau aber die faire Bezahlung und die genaue Arbeitszeiterfassung, damit es keine unbezahlten Überstunden gebe.
Wenig bezahlbare Arbeitskräfte aus EU-Ländern
Aber ist die Bezahlung wirklich so fair, wenn sie "mindestens dem Mindestlohn oder dem Tariflohn" entspricht, wie Depenau erklärt? "Wir könnten noch viel mehr zahlen, wenn wir in Deutschland die Preise endlich da hätten, wo wir sie bräuchten, um solche noch besseren Löhne zu zahlen." Diese Preisakzeptanz sei in Deutschland für seinen Bereich aus seiner Sicht aber leider nicht da. "Das ist ein deutsches Problem. Hier gilt immer noch die 'Geiz ist geil'-Mentalität."
In anderen europäischen Ländern wie Spanien oder Italien finde er für die Gehälter, die er zahlen könne, keine Arbeitskräfte mehr, so Depenau. Umso dankbarer ist er für die Mitarbeitenden aus ferneren Ländern. Das Hotel habe seinen Service für die Urlauber zu keinem Zeitpunkt einschränken müssen, erzählt der Geschäftsführer. Und das sei in der jetzigen Zeit alles andere als selbstverständlich.