Fachkräftemangel: Teilnehmer loben Ausgang von Kita-Gipfel
Niedersachsens Kitas fehlt Personal. Das wird besonders deutlich, wenn Krankheitsausfälle zur Schließung führen. Eine Fachkonferenz in Hannover sorgt für Zuversicht bei Beteiligten.
Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg hat sich am Donnerstag zufrieden gezeigt mit dem Verlauf des Kita-Gipfels in Hannover. Sie habe das Gefühl, dass alle verantwortlichen Ebenen ein wirkliches Interesse daran hätten, gemeinsam Lösungen zu erarbeiten, sagte die Grünen-Politikerin im Anschluss. Mehr als zwei Monate nach dem großen Schulgipfel wollte das Kultusministerium damit das nächste Problemfeld angehen: die Personalnot der Kitas. Das Treffen stand unter dem Motto "Bildungsqualität in Kitas sichern - dem Fachkräftemangel begegnen", gut 140 Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Dutzenden Organisationen und Verbänden waren eingeladen.
Kita-Träger: "Wir alle müssen die Zusammenarbeit verbessern"
Die Diakonie in Niedersachsen wünscht sich eine Fortsetzung. Der Kita-Gipfel dürfe kein einmaliges Event bleiben, sagte Vorstandssprecher Hans-Joachim Lenke. "Es muss Orte der Begegnung, des fachlichen Austausches und der gemeinsamen Arbeit an den Zukunftsthemen geben. Dass die Ministerin auch die inhaltliche und qualitative Weiterentwicklung nicht aus dem Blick verlieren will, begrüße ich sehr." Der aktuelle Fokus auf Fachkräftegewinnung und -bindung sei richtig. Allerdings: "Maximalforderungen werden nicht weiterhelfen", sagte Lemke. "Wir müssen verantwortlich abwägen, welche Kompromisse wir eingehen können, damit wir schrittweise zu einer Verbesserung der Situation kommen." Ihm sei es besonders wichtig, "dass es Leitplanken geben wird, in denen sich die Kitas bewegen können, ohne jedes Mal selbst entscheiden zu müssen, wie sie mit der Situation umgehen sollen", betonte Lemke. Das Kita-System sei komplex, an ihm seien Stellen wie Land, Kommunen und Träger beteiligt. "Wir alle müssen die Zusammenarbeit verbessern", sagte Lemke. "Auch wir als Träger müssen unsere Arbeitgeberqualitäten selbstkritisch noch mal unter die Lupe nehmen. Das nehmen wir als Hausaufgabe mit."
Kita-Gipfel: Erst Skepsis, danach Zuversicht
Tim Arndt-Sinner vom Landesverband des Deutschen Kita-Verbandes bezeichnete die Atmosphäre auf dem Gipfel als "überraschend gut und konstruktiv". Es seien viele Ideen gesammelt worden. Nun komme es darauf an, was davon umgesetzt werde, sagte er und ergänzte: "Wir Träger wünschen uns jedenfalls mehr Entscheidungsfreiheit." Zuvor hatte sich der Geschäftsführer eines Kita-Trägers in der Wedemark und Leiter des hiesigen Landesverbandes des Deutschen Kita-Verbandes skeptisch gezeigt: "Wir fordern so eine Fachkonferenz schon lange. Eigentlich kommt sie zu spät", hatte Arndt-Sinner gesagt. Alle Ideen seien bekannt, man hätte schon längst etwas tun müssen, so die Kritik.
Mehr Quereinsteiger in die Kitas
Arndt-Sinner sieht im Fachkräftemangel das größte Problem. Er fordert, mehr auf Quereinsteiger zu setzen. "Erzieherinnen und Erziehern könnten organisatorische Aufgaben abgenommen und Leitungspersonal bei der Verwaltung der Einrichtungen unterstützt werden." Zusätzliche Kräfte müssten aber auch vom Staat gegenfinanziert werden. Mehr Geld wünschen sich auch die kommunalen Spitzenverbände. Der Niedersächsische Städtetag hatte kürzlich erst 600 Millionen Euro vom Land gefordert, um den kommunalen Kita-Trägern bei gestiegenen Personalkosten zu helfen.
Landkreistag: Standards in den Kitas senken
Der Niedersächsische Landkreistag fordert Bürokratieabbau. Unnötige Standards müssten angepasst werden, um die Fachkräfte zu entlasten. Der Verband fürchtet, dass andernfalls die Fachkräfte, keine oder nur noch eingeschränkte Kita-Betreuung leisten könnten. Auch die Gewerkschaft ver.di wünscht sich Entlastung und fordert mehr Personal "für Hauswirtschaft, Technik und Verwaltung".
Kultusministerium ist zuversichtlich
Das Kultusministerium zeigt sich vor dem Kita-Gipfel zuversichtlich. Ziel sei es, mit der Expertise der Verbände auszuloten, wie frühkindliche Betreuung trotz Fachkräftemangels gelingen könne. Auf der Fachkonferenz soll es am Vormittag Fachvorträge von Wissenschaftlern geben. Am Nachmittag sollen in mehreren Gesprächsrunden Lösungsansätze entwickelt werden.