Corona-Chronologie: Juni 2020
Am 6. Juni findet in Hamburg eine große "Black lives matter"-Demo statt - mit etwa 14.000 Teilnehmern deutlich mehr als in Corona-Zeiten zulässig ist. Die Grenzen zu unseren Nachbarländern werden wieder durchlässiger - sogleich beginnt der Ansturm der Urlauber auf Dänemark. Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern freuen sich über niedrige Infektionszahlen, Hamburgs Innensenator Grote gerät in die Kritik und die Corona-Warn-App geht am 16. Juni an den Start.
Arbeitslosigkeit steigt - Koalition verabschiedet Konjunkturpaket
- Senkung der Mehrwertsteuer, Hilfen für Kommunen, Zuschüsse für Familien, höhere Kaufprämien für Elektroautos: Bund und Länder legen im Kampf gegen die Folgen der Corona-Pandemie in diesem und im kommenden Jahr ein Konjunkturpaket im Umfang von 130 Milliarden Euro auf. Das beschließt der Koalitionsausschuss von CDU, CSU und SPD nach zweitägigen Verhandlungen. Eine Kaufprämie für Benziner und Dieselautos, auf die auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) gesetzt hatte, wird es allerdings nicht geben.
- Die Corona-Krise schlägt im Mai deutlich auf den Arbeitsmarkt in Deutschland durch. Die Zahl der Arbeitslosen steigt im Vergleich zum April um 169.000 auf 2.813.000 Menschen. Auch der Norden ist stark betroffen: So klettert in Hamburg die Quote im Vergleich zum Vorjahresmonat um 30 Prozent - mit 84.400 Arbeitslosen auf den höchsten Wert seit zehn Jahren.
Tausende bei Anti-Rassismus-Demos in Hamburg
Zwei Demos gegen Rassismus und Polizeigewalt in der Hamburger Innenstadt ziehen deutlich mehr Menschen an, als es in Corona-Zeiten zulässig ist. Insgesamt waren etwa 14.000 Beteiligte im Innenstadtgebiet unterwegs. Beide Versammlungen wurden von den Veranstaltern kurz nach Beginn wieder beendet. Obwohl die Zahl zu hoch war, ließ die Polizei die Teilnehmenden dennoch gewähren - mit der Begründung, dass ein Eingriff in die Menschenmenge und eine Auflösung der Demos das Risiko einer Infektion mit dem Coronavirus vermutlich noch erhöht hätte.
SH: Wieder Präsenzunterricht für Grundschüler
Die schrittweise Rückkehr zur Schulnormalität geht in allen Nordländern weiter. In Schleswig-Holstein können wieder alle Grundschüler zum Präsenzunterricht in ihren Klassenräumen erscheinen - unter strengen Hygieneregeln. In Niedersachsen bekommen eine Woche später wieder alle Schüler Unterricht an ihren Schulen. Das Hygiene-Konzept für die Schulen des Landes sieht vor, dass sich in einem Klassenzimmer maximal 16 Kinder aufhalten dürfen. Masken müssen im Unterricht nicht getragen werden.
Reisewarnung für mehr als 160 Länder bis Ende August verlängert
Die Bundesregierung verlängert die Reisewarnung für Touristen wegen der Corona-Pandemie für mehr als 160 Länder außerhalb der Europäischen Union bis zum 31. August. Für die meisten EU-Mitgliedsstaaten, den Schengen-Raum und Großbritannien wird die Reisewarnung hingegen aufgehoben - ein Sommerurlaub im Süden wird dadurch wieder möglich.
Polen öffnet seine Grenzen
Sämtliche Grenzübergänge nach Polen sind seit Mitternacht wieder geöffnet. Die Einreise-Beschränkungen und Quarantäne-Auflagen aufgrund der Corona-Pandemie wurden aufgehoben. Schon einige Stunden vor Mitternacht hatte sich am Grenzübergang Linken bei Löcknitz auf der Bundesstraße 104 eine lange Autoschlange gebildet. Pünktlich auf die Minute räumten polnische Grenzpolizisten dann die letzten Hindernisse von der Straße. Polen hatte seine Grenzen am 15. März dichtgemacht.
Urlauber dürfen wieder nach Dänemark
Deutschland beendet um Mitternacht seine Corona-bedingten Grenzkontrollen. Staus gibt es vor allem vor der Grenze nach Dänemark, denn auch das Nachbarland öffnet in der Nacht von Sonntag auf Montag seine Grenze für deutsche Urlauber sowie sämtliche Schleswig-Holsteiner. Viele Urlauber sind bereits in der Nacht losgefahren, die ersten Staus vor den Grenzübergängen gibt's es daher schon gegen Mitternacht.
SH: Niedrigste Infektionsrate bundesweit - Bremen ganz vorne
In Schleswig-Holstein stecken sich Mitte Juni so wenige Menschen neu mit dem Coronavirus an wie in keinem anderen Bundesland. Gerechnet auf 100.000 Einwohner haben die Gesundheitsämter in den vorangegangenen sieben Tagen 0,3 Neuinfektionen registriert. Gleich hinter Schleswig-Holstein folgen in Sachen Corona-Infektionsrate Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Auch dort liegt sie - gerechnet auf 100.000 Einwohner - mit 0,4 und 0,5 niedrig. Die meisten Neuinfektionen gibt es nach Angaben des Robert Koch-Instituts in Bremen. Dort liegt die Quote bei über 10.
Corona-Warn-App geht an den Start
Die Corona-Warn-App kann jetzt aufs Smartphone geladen werden. Die sogenannte Tracing-App alarmiert Nutzerinnen und Nutzer, wenn sie Erkrankten zu nahe gekommen sind. Mithilfe der Anwendung sollen Infektionsketten durchbrochen werden.
Bund und Länder beschließen: Schulregelbetrieb nach den Sommerferien
Bei einem erneuten Corona-Krisengipfel beschließen Bund und Länder, dass die Schulen nach den Sommerferien wieder den Regelbetrieb aufnehmen sollen. Gleichzeitig wurde das grundsätzliche Verbot für Großveranstaltungen bis mindestens Ende Oktober verlängert.
Neuer Corona-Ausbruch in Göttingen
Ein neuer Ausbruch des Coronavirus in Göttingen lässt die Stadt nicht zur Ruhe kommen. Angesichts von etwa 100 Infektionen in einem Gebäudekomplex in der Innenstadt wird dieser vollständig unter Quarantäne gestellt. Von der Entscheidung sind knapp 700 Bewohner betroffen. Bei einem Massentest wird in den folgenden Tagen bei 120 Bewohnern das Virus festgestellt. Ende Mai hatte es bereits einen größeren Ausbruch in Göttingen gegeben.
Feiern trotz Corona: Kritik an Hamburgs Innensenator
Hamburgs Innensenator Andy Grote gerät in die Kritik: Wie bekannt wird, hatte der SPD-Politiker in einem Restaurant mit mehreren Bekannten in der Hafencity auf seine Wiederwahl als Senator angestoßen. Der Vorwurf: Er habe mit der Party selbst gegen die von ihm mitgetragenen Corona-Regeln verstoßen.
Friedland: 22 Infizierte in Grenzdurchgangslager
Im Grenzdurchgangslager Friedland (Landkreis Göttingen) infizieren sich 21 Bewohner und eine Mitarbeiterin einer Hilfsorganisation mit dem Coronavirus. Im Laufe der folgenden Tage steigt die Zahl der Infizierten auf 59. Betroffen sind knapp 50 Spätaussiedler, aber auch einige Asylsuchende und Mitarbeiter der Einrichtung.
Corona-Ausbruch in Puten-Schlachthof - Grimme-Preis für Drosten-Podcast
- Der Corona-Ausbruch in einem Geflügelschlachtbetrieb in Wildeshausen im Landkreis Oldenburg weitet sich auf Personen im Umkreis der Angestellten aus. In Cloppenburg erkrankten zwei Schüler, deren Vater in dem betroffenen Betrieb arbeitet. Insgesamt 45 Corona-Infektionen werden dort bekannt, der Schlachthof muss für zwei Wochen geschlossen werden.
- Der NDR Info Podcast "Das Coronavirus-Update" mit Virologe Christian Drosten und den Moderatorinnen Korinna Hennig und Anja Martini wird mit einem Grimme Online Award ausgezeichnet. Zusätzlich ging der Publikumspreis an den Podcast. Die Auszeichnung ist einer der wichtigsten Online-Medienpreise Deutschlands.
Erstmals wieder Kreuzfahrt ab Hamburg
Erstmals seit dem Corona-Shutdown verlässt wieder ein Hochsee-Kreuzfahrtschiff mit Passagieren den Hamburger Hafen. Die "Fridtjof Nansen" der Hurtigruten-Linie hat 150 Gäste an Bord und fährt Richtung Norwegen - in die Fjorde und zum Nordkap. Eigentlich könnten 530 Passagiere auf dem Schiff mitfahren. Landgänge sind nicht vorgesehen. Anfang August stoppt Hurtigruten wieder seine Kreuzfahrten, weil es auf mehreren Schiffen Corona-Infektionen gegeben hatte.
Urlauber-Ansturm an den Küsten
Das erste größere Ferien-Wochenende führt zu vielen Staus auf den Autobahnen und auch zum Ansturm auf die Strände - vor allem an der Ostsee. So ziehen Scharbeutz und Haffkrug die Notbremse und lassen Zufahrtsstraßen für Tagestouristen abriegeln. Wegen des Gedränges erlässt Norderney auch in mehreren Straßen eine Maskenpflicht. Etwas entspannter ist die Lage an der Küste von Mecklenburg-Vorpommern: Dort ist Tagestourismus weiterhin generell untersagt.
Airbus will Stellen streichen - Weitere Lockerungen in HH
- Ein "Welt"-Artikel sorgt auch im Norden für Unruhe: Der Flugzeugbauer Airbus will wegen der Luftfahrtkrise weltweit 15.000 Arbeitsplätze streichen. Allein in Deutschland seien mehr als 5.000 Stellen betroffen, teilt der Konzern am folgenden Tag mit.
- Hamburg kündigt weitere Lockerungen an. Private Feiern bis zu 25 Personen sind wieder möglich, ebenso Großveranstaltungen mit festen Sitzplätzen mit bis zu 1.000 Besuchern, in geschlossenen Räumen mit bis zu 650. Zugleich wird aber auch bekannt, dass Sport-Events wie der Marathon oder die Cyclassics vor der Absage stehen - als Knackpunkt gelten die vielen Zuschauer am Straßenrand. Die Absage erfolgt schließlich am 20. Juli.