Corona-Chronologie: Juli 2020
Zu Beginn des Monats sinken die Infektionszahlen konstant, in Mecklenburg-Vorpommern ist sogar kein aktiver Corona-Fall mehr registriert. Doch mit den Reiserückkehrern wächst auch im Norden die Sorge vor einer zweiten Welle. Entsprechend wird die Testpflicht für Rückkehrer aus Risikogebieten beschlossen. Gute und schlechte Nachrichten für Kreuzfahrt-Fans: Erstmals nach der Zwangspause legt wieder ein größeres deutsches Schiff in Hamburg ab, zugleich gibt es aber auch positive Tests bei Crew-Mitgliedern. Die Ereignisse im Juli im Überblick.
Mehrwertsteuer-Senkung tritt in Kraft - Arbeitslosigkeit steigt
- Die Zahl der Arbeitslosen ist infolge der Corona-Krise erneut gestiegen. Bundesweit waren im Juni 2.853.000 Menschen ohne Job. Das waren 40.000 mehr als im Mai und 637.000 mehr als vor einem Jahr. Der Anstieg verlangsamte sich aber etwas. Trotzdem waren etwa in Hamburg so viele Jobsuchende registriert wie zuletzt vor 13 Jahren.
- Um den Konsum in der Corona-Pandemie anzukurbeln, tritt die von der Bundesregierung beschlossene Mehrwertsteuer-Senkung von 19 auf 16 Prozent in Kraft. Der ermäßigte Mehrwertsteuersatz sinkt von 7 auf 5 Prozent.
Forderung nach Ende der Maskenpflicht
In einem "Welt"-Artikel sprechen sich die Wirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen, Harry Glawe und Bernd Althusmann (beide CDU), für ein baldiges Ende der Maskenpflicht im Einzelhandel aus.
Keine Kontaktbeschränkungen mehr in MV
In Mecklenburg-Vorpommern können sich die Menschen wieder ohne strenge Kontaktbeschränkungen treffen. Die Corona-bedingte Höchstgrenze für den öffentlichen Raum von zehn Personen gilt nicht mehr. Die neue Corona-Schutzverordnung lässt im Nordosten auch wieder mehr Besucher bei Veranstaltungen zu: In Räumen dürfen 200 statt wie bisher 100 Personen zusammenkommen, im Freien wird die Obergrenze von 300 auf 500 Personen angehoben.
Keine aktiven Corona-Infektionen mehr in MV - "Lernferien" in Hamburg starten
- In Mecklenburg-Vorpommern wird inzwischen den elften Tag in Folge keine neue Corona-Infektion bei Einwohnern registriert. Laut der aktuellen Statistik gibt es darüber hinaus keine aktive Infektion mehr unter den Einwohnern im Land.
- In Hamburg starten die sogenannten Lernferien. Sie sollen vor allem den Kindern helfen, die durch den Corona-bedingten Unterrichtsausfall den Anschluss verloren haben. In Schleswig-Holstein gibt es das "Lernsommer"-Angebot bereits seit zwei Wochen. Bildungsministerin Karin Prien (CDU) zog eine positive Zwischenbilanz.
Touristen erstmals wieder per Fähre nach Norwegen - "Ballermann" wird geschlossen
- Nach viermonatiger Pause wegen der Corona-Krise fahren erstmals wieder rund 500 deutsche Norwegen-Touristen mit der Fähre von Kiel nach Oslo. Die "Color Magic" war mit 1.500 Passagieren ausgebucht, darf aber wegen der Corona-Restriktionen nur mit halber Kapazität fahren. Für die Fahrgäste besteht auf dem Schiff keine Maskenpflicht.
- Wegen ausufernder Partys am "Ballermann" veranlasst Mallorca die vorübergehende Zwangsschließung aller Lokale der vor allem von deutschen Touristen gern besuchten Bier- und Schinkenstraße.
Drosten-Podcast: Wissenschaftler-Talk auch in der Sommerpause
In der ersten Sonderausgabe des Podcasts "Coronavirus-Update" während der Sommerpause diskutieren vier Wissenschaftler aus verschiedenen Forschungsgebieten miteinander über die Corona-Krise. So meint Philosoph Jürgen Manemann mit Blick auf den aktuellen Stand der Krise: "Die Angst vor der Ansteckung nimmt in der Gesellschaft ab, aber die Angst unter jungen Menschen nimmt zu, dass sich nichts verändert - also dass die Corona-Krise irgendwann vorbeigeht, ohne dass Änderungen, auf die gerade junge Menschen hoffen, stattgefunden haben."
Aufregung nach Infektionen in Kieler Imbiss - EU einigt sich auf Hilfspaket
- In einem Imbiss im Kieler Hauptbahnhof infizieren sich insgesamt sechs Mitarbeiter mit dem Coronavirus. Sicherheitshalber kontaktiert das Gesundheitsamt auch 400 Imbiss-Kunden. Von ihnen wird aber niemand positiv getestet. Zugleich wird aber deutlich, dass die Kontaktformulare in Restaurants häufig nicht korrekt oder leserlich ausgefüllt werden, sodass die Gesundheitsämter Probleme haben, Infektionsketten nachzuvollziehen.
- Nach vier Tagen mit zähen Verhandlungen einigen sich die 27 Staats- und Regierungschefs der EU-Länder auf ein historisches Hilfspaket. Es ist 750 Milliarden Euro schwer und soll der Wirtschaft in Zeiten der Corona-Krise auf die Beine helfen.
AIDA-Crew-Mitglieder werden positiv getestet
- Zehn der insgesamt 750 AIDA-Besatzungsmitglieder, die zuvor aus Asien in Rostock-Laage angekommen waren, sind mit dem Coronavirus infiziert. Die im Hafen liegenden "AIDAmar" und der "AIDAblu" sollten in den kommenden Tagen eigentlich zu Testfahrten auslaufen. AIDA Cruises hält trotz der Infektionen am geplanten Neustart fest.
- Am selben Tag legt mit der "Mein Schiff 2" in Hamburg erstmals wieder ein größeres Kreuzfahrtschiff von einem deutschen Hafen ab. Das Schiff ist wegen der Hygienemaßnahmen nur gut zur Hälfte belegt und fährt keine Häfen an.
Steigende Zahlen: Virologe Kekulé warnt vor Sorglosigkeit
Der Virologe Alexander Kekulé hat sich mit Blick auf die wieder steigende Zahl der Corona-Neuinfektionen in Deutschland besorgt gezeigt. Auf NDR Info warnte er vor einem falschen Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung. Es könne schnell ein Punkt überschritten werden, an dem die Behörden Infektionsketten nicht mehr nachvollziehen könnten. In Deutschland liegt die Zahl der Corona-Neuinfektionen weiter auf höherem Niveau als vor einigen Wochen: Nach Angaben des Robert Koch-Instituts meldeten die Gesundheitsämter 781 neue Fälle. Als Grund gilt die Urlaubssaison mit Hunderttausenden Reisenden.
Spahn kündigt Testpflicht für Reiserückkehrer an
Reiserückkehrer aus Corona-Risikogebieten sollen sich künftig auf das Virus testen lassen müssen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kündigte an, er werde "eine Testpflicht für Einreisende aus Risikogebieten anordnen". Die Tests sollen für die Reisenden kostenfrei sein. In den kommenden Tagen bereiten sich alle norddeutschen Flughäfen auf die Pflicht-Testungen vor.
RKI-Chef Wieler beunruhigt über steigende Infektionszahlen
Das Robert Koch-Institut (RKI) hält den jüngsten Anstieg der Infektionszahlen in Deutschland für alarmierend. "Die neueste Entwicklung macht mir und uns allen im Robert Koch-Institut große Sorgen", sagt RKI-Chef Lothar Wieler. Der Trend gehe nach oben, und zwar deutschlandweit. Grund sei, dass die Menschen sich nicht mehr ausreichend an Hygiene- und Abstandsregeln hielten.
Lokale Ausbrüche beschäftigen Gesundheitsämter
In mehreren Regionen steigt die Zahl an Neuinfektionen auffällig. Das betrifft auch Gebiete, in denen es zuvor eher niedrige Fallzahlen gab - wie zum Beispiel in Dithmarschen in Schleswig-Holstein oder Westmecklenburg. So wurden allein in Hagenow 15 Infizierte registriert, rund 160 Menschen mussten dort in Quarantäne. In Dithmarschen wurden in der Kreisstadt Heide wieder strenge Kontaktbeschränkungen erlassen. Im Nordsee-Ort Büsum gilt in der Fußgängerzone eine Maskenpflicht.
Alkoholverkaufsverbot in Hamburger Party-Vierteln
In Hamburg gelten von diesem Wochenende an in weiten Teilen der Innenstadt Alkoholverkaufsverbote. So dürfen etwa Kneipen, Bars, Cafés, Kioske, Tankstellen und Supermärkte bis Sonntag keinen Alkohol zum Mitnehmen verkaufen. Die Einschränkungen gelten jeweils von 20 bis 6 Uhr. So sollen größere Ansammlungen von Feiernden auf der Reeperbahn oder in der Schanze verhindert werden. In einer ersten Bilanz spricht die Polizei von einem Erfolg der Maßnahme - die an den kommenden Wochenenden wiederholt wird.