Arbeitsmarkt im Januar: Stabiler Start ins neue Jahr
Im Januar ist die Zahl der Arbeitslosen bundesweit gestiegen: auf 2,61 Millionen Menschen. Hierfür ist laut Bundesagentur für Arbeit der Übergang geflüchteter Ukrainer in die Grundsicherung die Hauptursache. In Norddeutschland nahm die Arbeitslosenzahl in allen Bundesländern zu.
Der aktuellen Arbeitslosenstatistik zufolge waren im Januar in Deutschland 162.000 mehr Menschen arbeitslos als im Dezember. Gegenüber Januar 2022 betrug der Anstieg 154.000 Personen. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,3 Punkte auf 5,7 Prozent. "Ohne die Berücksichtigung ukrainischer Geflüchteter infolge des russischen Angriffskrieges wäre die Arbeitslosigkeit im Vorjahresvergleich gesunken", teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg am Dienstag mit. "Der Arbeitsmarkt blieb auch am Jahresanfang stabil. Auswirkungen der geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten sind jedoch weiterhin erkennbar", sagte die BA-Vorstandsvorsitzende Andrea Nahles.
Niedersachsen: 9,5 Prozent mehr Arbeitslose als vor einem Jahr
In Niedersachsen ist die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Dezember 2022 um sechs Prozent auf 253.401 gestiegen. Im Vergleich mit dem Vorjahresmonat ist der Anstieg mit 9,5 Prozent deutlich stärker. Die Arbeitslosenquote liegt nun bei 5,8 Prozent (plus 0,3 Prozentpunkte). Das sei eine saisontypische Entwicklung im Winter, wenn befristete Arbeitsverträge enden und Tätigkeiten im Freien nicht ausgeführt werden können, teilte die Bundesagentur für Arbeit in Niedersachsen und Bremen mit. Deren Chef Johannes Pfeiffer wies zudem auf eine Rekordzahl hin: "Ende des letzten Jahres waren in Niedersachsen so viele Menschen in Arbeit wie noch nie zu diesem Zeitpunkt." 3.154.100 Personen waren zum letzten Stichtag im November sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Die unruhigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen brächten den Arbeitsmarkt also weiterhin nicht spürbar in Bedrängnis. Die Unternehmen suchen offenbar weiter nach Personal. Die Betriebe hätten den Arbeitsagenturen zwar etwas weniger neue Arbeitsstellen als im Vormonat gemeldet, sagte Pfeiffer, der Bestand sei jedoch noch immer vergleichsweise hoch.
Schleswig-Holstein: "Guter Start ins neue Jahr"
Die Arbeitslosenzahl legte im Januar auch in Schleswig-Holstein zu: um 5.300 auf 89.600. Das ist ein Plus von 6,3 Prozent gegenüber Dezember. Gegenüber dem Januar des Vorjahres hat sich die Zahl der Arbeitslosen um 5.900 oder 7,0 Prozent erhöht. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,4 Prozentpunkte auf 5,7 Prozent. "Insgesamt kann man - bedingt durch den vergleichsweise milden Winter und die bislang stabile konjunkturelle Lage - von einem guten Start ins neue Jahr sprechen", sagte Markus Biercher, Chef der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit. Bemerkenswert sei, dass die Zahl der Langzeitarbeitslosen im Vorjahresvergleich deutlich gesunken ist: um 3.800. Gleichwohl bleibe die Bekämpfung der strukturell verfestigen Langzeitarbeitslosigkeit eine der größten Herausforderungen am Arbeitsmarkt. "Hier bietet nicht nur das Teilhabechancengesetz, sondern auch das neue Bürgergeld und die mit ihm verbundenen Qualifizierungsanreize besondere Möglichkeiten, Brücken in den ersten Arbeitsmarkt zu bauen", sagte Biercher.
MV: Saisonal typische Auftragsrückgänge führen zu mehr Arbeitslosen
Die Zahl der Arbeitslosen im Nordosten liegt im Vergleich zum Januar des Vorjahres um 5.000 oder 8,0 Prozent über dem Vorjahreswert. Aktuell sind 67.200 arbeitslos gemeldet. Die Quote beträgt nun 8,3 Prozent, im Januar 2022 lag sie bei 7,6 Prozent. Im Vergleich zum Vormonat Dezember ist die Zahl der Arbeitslosen um 5.200 oder 8,4 Prozent gestiegen. "Im Januar sorgen die gesunkenen Gästezahlen in den Urlaubsgebieten des Landes, die saisonal typischen Auftragsrückgänge im Wohnungs-, Straßen- und Gartenbau sowie quartalsbedingte Kündigungen und das Auslaufen befristeter Arbeitsverträge für den jahreszeitlich üblichen Anstieg der Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vormonat Dezember", sagte Biercher. Im Vorjahresvergleich sei der Übergang der geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer in die Grundsicherung maßgeblich für die deutliche Zunahme der Arbeitslosigkeit. "Im Januar 2023 waren 4.600 ukrainische Frauen und Männer in Mecklenburg-Vorpommern arbeitslos gemeldet, im Januar 2022 lag ihre Zahl bei 220", so Biercher.
Hamburg: Appell an Schüler, jetzt schon einen Ausbildungsplatz zu suchen
Im Januar hat die Arbeitslosigkeit auch in Hamburg erneut zugenommen. 4.090 Hamburgerinnen und Hamburger mehr als noch im Dezember sind aktuell ohne Job. Damit sind 78.809 Menschen hier in der Stadt arbeitslos gemeldet. Die Quote stieg um 0,4 Prozentpunkte auf 7,3 Prozent. Im Vergleich zum Januar 2022 waren 5.144 oder 7,0 Prozent mehr Menschen arbeitslos gemeldet. "Befristete Arbeitsverträge, endende Projektlaufzeiten oder aber klassische Entlassungen zum Jahresende lassen den Bestand der gemeldeten Arbeitslosen zu Beginn des Jahres hochschnellen", sagte Sönke Fock, Chef der Hamburger Arbeitsagentur. Noch immer würden aber auch viele Arbeitskräfte gesucht. Allein 11.000 Stellenangebote gab es im Januar bei der Arbeitsagentur. Das ist allerdings der niedrigste Wert seit eineinhalb Jahren, wie NDR 90,3 berichtete. Die Nachfrage nach Auszubildenen bleibt demnach aber hoch. Deshalb appelliert die Arbeitsagentur an Jugendliche, die ihre Halbjahreszeugnisse in den Taschen haben, sich jetzt schon zu melden. Wer das bis Ende Februar mache, bekomme garantiert einen Platz, so das Versprechen.