Zeugen Jehovas gedenken der Opfer des Amoklaufs in Hamburg
Rund zweieinhalb Wochen nach dem Amoklauf bei den Zeugen Jehovas mit acht Toten in Hamburg hat die Glaubensgemeinschaft am Sonnabend der Opfer der Tat gedacht. Die Feier fand in der Alsterdorfer Sporthalle statt.
Neben Angehörigen der Hinterbliebenen und der überlebenden Opfer waren Vertreter aus mehr als 50 Hamburger Gemeinden der Zeugen Jehovas sowie Vertreter aus Politik und Behörden gekommen. Auch Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) und Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) nahmen an der Veranstaltung teil.
Versammlung in der Nähe des Tatorts
Rund 3.300 Menschen versammelten sich nur rund einen Kilometer vom Tatort entfernt. Im Eingangsbereich der Sporthalle waren Tische aufgebaut, an denen die Gäste ihre Karten und Abschiedsbriefe hinterlegen konnten. Der dunkle Innenraum der Sporthalle war bestuhlt. Eine große, schlichte Bühne stand an der Stirnseite der Halle, geschmückt mit fünf großen Blumensträußen.
Gedenkansprache mit Dank an die Polizei
"Wir sind sprachlos angesichts des Ausmaßes an Gewalt und der Brutalität", sagte Dirk Ciupek vom Zweigbüro Zentraleuropa in seiner Gedenkansprache. Die Gemeinschaft fühle sich der Polizei zu großem Dank verpflichtet, die in der Tatnacht ohne zu zögern und unter Einsatz des Lebens weitere Opfer verhindert habe. Er beschrieb in seiner Rede die Eigenschaften und Besonderheiten jedes einzelnen Opfers. "Ja, wir vermissen unsere Toten, wir trauern um unsere Toten. Sie werden Teil von uns bleiben", sagte Ciupek.
Tschentscher: "Wir trauern mit den Angehörigen der Toten"
Hamburgs Bürgermeister Tschentscher sagte: "Wir alle waren schockiert und zutiefst betroffen über die Amoktat und das menschliche Leid, das damit verbunden ist. Wir trauern mit den Familien und Angehörigen der Toten." Ein solches Verbrechen habe Hamburg bisher noch nicht erlebt. Parlamentspräsidentin Veit richtete ihr Beileid im Namen der Bürgerschaft aus.
Grußbotschaft des Bundespräsidenten
Tschentscher verlas auch eine Grußbotschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD). Darin hieß es unter anderem: "Diese gnadenlose Tat hinterlässt nichts als Verlust, Trauer und Zerstörung." Das Verbrechen richte sich gegen das, wofür Deutschland stehe. "Dieses Unrecht betrifft uns alle." Neben den Gästen in der Sporthalle verfolgten mehr als 90.000 Menschen die Trauerfeier per Livestream im Internet.
Zuvor Gedenkveranstaltung der christlichen Kirchen
Die christlichen Kirchen hatten bereits am vergangenen Sonntag in der Hauptkirche St. Petri mit einer ökumenischen Veranstaltung der Opfer gedacht. Mit der glaubensübergreifenden Gedenkveranstaltung wollten die Hamburger Kirchen der Trauer einen Raum geben und Trost und Fürsorge spenden.
Acht Tote nach Amoklauf
Bei dem Amoklauf am 9. Märzin der Straße Deelböge im Stadtteil Alsterdorf hatte der 35-jährige Philipp F. sieben Menschen - darunter ein ungeborenes Kind - und sich selbst getötet. Neun Menschen wurden bei der Amoktat verletzt.