Streit über Köhlbrandbrücke: Widerspruch in der SPD
Der Streit über den Abriss der Hamburger Köhlbrandbrücke erschüttert nun auch die SPD. Hamburgs SPD-Haushaltsexperte Mathias Petersen widerspricht seinem Senat und möchte den Abriss doch überprüfen lassen. SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf versucht, den Streit nicht eskalieren zu lassen.
Der einflussreiche SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Mathias Petersen hatte am Sonnabend überraschend im "Hamburger Abendblatt" erklärt: "Ich bin der Ansicht, dass wir den Erhalt der Köhlbrandbrücke sehr ernsthaft prüfen müssen." Das erfordere die Landeshaushaltsordnung. Ein Erhalt der Brücke sei wohl möglich.
Damit unterstützte Petersen Umweltsenator Jens Kerstan von den Grünen. Der hatte den Abriss ebenso infrage gestellt - und dafür die geballte Kritik abbekommen von Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), der Zweiten Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) und von SPD-Fraktionschef Kienscherf.
"Es geht um Transparenz"
Nun also auch ein Sozialdemokrat als Abriss-Skeptiker? SPD-Fraktionschef Kienscherf ist um Schadensbegrenzung bemüht. Zu NDR 90,3 sagt er: "Herr Petersen möchte nur, dass die Gründe für die Entscheidung ausführlich dargelegt werden. Es geht also um Transparenz, und da sind wir einer Meinung."
CDU-Fraktionschef Dennis Thering sagt: "Das Sommertheater um die Köhlbrandbrücke geht jetzt mit weiteren rot-grünen Vertretern in die nächste Runde." Das Auftreten des rot-grünen Senats in der Frage der Köhlbrandquerung sei geradezu abenteuerlich. Thering forderte eine zügige Lösung. Hamburgs Hafen brauche Planungssicherheit.
Tunnel oder Brücke
Die Köhlbrandbrücke verbindet seit 1974 die westlichen Hafenbereiche mit denen auf der Elbinsel Wilhelmsburg. Zugleich ist sie Anbindung des Hafens an die Autobahnen nach Flensburg, Kiel, Hannover und Bremen. Mit einer Durchfahrtshöhe von gut 50 Metern dürfte die Brücke künftigen Anforderungen nicht mehr entsprechen, deshalb sollte sie nach bisherigen Planungen 2036 ersetzt werden. Der Senat ging bislang von einer Tunnellösung als Ersatz aus. Nachdem sich aber zuletzt herausgestellt hatte, dass ein Tunnelbau komplizierter als gedacht und inzwischen 5,31 Milliarden Euro kosten würde, plant die Wirtschaftsbehörde nun parallel auch den Neubau einer Brücke, nicht aber den Erhalt der bestehenden.