Kommentar: Zukunft für Köhlbrandbrücke? Mehr Transparenz bitte!
Das Schicksal der Köhlbrandbrücke war längst besiegelt. Wegen des schlechten Zustandes sei sie nicht zu retten, sagt die Hamburger Wirtschaftsbehörde seit Jahren. Doch dieses Urteil ist womöglich nicht ganz richtig, kritisiert mancher Politiker und Verbandsvertreter. Grund ist ein jetzt diskutiertes Gutachten der TU Hamburg. Entscheidungen von Verwaltung und Politik müssen transparent getroffen und begründet werden - gerade, wenn es um die Zukunft eines Hamburger Wahrzeichens geht, meint Peter Kleffmann.
Sie gehört zu Hamburg, jeder kennt sie, sie prangt als Teil der Stadt-Silhouette auf vielen Handwerkerfahrzeugen, wird in Liedern besungen - und wenn man auf der A7 aus Richtung Süden nach Hause kommt, was sieht man zuerst? Links die Hafenkräne, rechts die Köhlbrandbrücke. Ich denke, wenn es um unser Wahrzeichen geht, ist es völlig in Ordnung, wenn sich viele Hamburger einmischen, sogar ein grüner Senator dessen Ressort eigentlich nichts mit Betonbrücken zu tun hat.
Die Zukunft der Köhlbrandbrücke schien besiegelt
Sie ist mehr als 50 Jahre alt, gebaut wurde sie in einer Zeit, in der der sogenannte Betonkrebs unbekannt war. Mittlerweile weiß man, dass aufgrund der damals verwendeten Zutaten eine chemische Reaktion die Haltbarkeit von Brücken dramatisch verkürzt. Der Lkw-Verkehr hat zugenommen, die Fahrzeuge sind schwerer geworden, und auch der Stahlbau der Köhlbrandbrücke muss mehr aushalten als man damals gedacht und geplant hat. Insofern hatten die wenigsten Zweifel - auch ich nicht - als die HPA als Hafenbehörde und die Wirtschaftsbehörde sagten: Das Ende der Brücke sei absehbar.
Streit um das Gutachten - und eine transparente Verwaltung
Jetzt tauchte ein Gutachten der TU Hamburg von 2008 auf. Die zentrale Aussage damals: Die Köhlbrandbrücke lässt sich sanieren, der Zustand ist zum Teil nicht gut, aber der Erhalt machbar. Die Kosten sind hoch - vergleicht man sie heute mit dem Aufwand für einen kompletten Neubau, scheinen sie allerdings niedriger. Ich bin kein Ingenieur und maße mir auch nicht an, es besser zu wissen als die Planer der HPA. Aber ich denke, jeder Bürger hat ein Anspruch darauf zu erfahren, wie und aufgrund welcher Daten politische Entscheidungen zustande kommen. Dass dieses Gutachten offenbar nie veröffentlicht wurde, geht nicht. Selbst wenn sich der Zustand der Brücke seit damals verschlechtert hat, und selbst wenn sie am Ende tatsächlich abgerissen werden muss, will ich wissen warum.
Alle Fakten müssen auf den Tisch - alte und neue
Transparenz ist wichtig, die gesellschaftliche Diskussion ist wichtig. Das müssen Behörden, das muss die Politik aushalten. Und deswegen ist es gut, dass jetzt hoffentlich alle Fakten zur Köhlbrandbrücke - alte und neue - auf den Tisch kommen. Und dass dann noch mal ergebnisoffen nachgedacht wird. Insgeheim hoffe ich, dass dann vielleicht etwas weniger Ingenieurswissen und etwas mehr Lokalpatriotismus einfließen. Selbst wer hanseatisch pragmatisch urteilt, muss doch zugeben - die Köhlbrandbrücke ist nicht nur ein wichtiger Wirtschaftsweg, auch als Wahrzeichen hat sie einen Wert.