MSC-Chef Toft reagiert auf Kritik an Hamburger HHLA-Deal
Der Chef der Schweizer Reederei Mediterranean Shipping Company (MSC), Soren Toft, hat erstmals öffentlich auf die Proteste von Hamburger Hafenarbeitern und -arbeiterinnen gegen den geplanten Teilverkauf der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) reagiert. Im Interview mit NDR 90,3 und dem Hamburg Journal sicherte Toft zu, dass alle aktuell bestehenden Arbeitnehmerrechte erhalten bleiben.
Ganz überrascht über die Proteste und Demonstrationen der Hafenarbeiter und -arbeiterinnen sei er nicht, sagte MSC-Chef Toft. Schließlich sei der Hamburger Hafenbetreiber HHLA ein besonderes Unternehmen. Bei MSC in der Schweiz gebe es zwar nicht so weitreichende Mitbestimmungsrechte der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, sagte Toft. Allerdings versprach er: "Wir wollen ein zuverlässiger Partner sein. Und wir glauben, die bestehende Situation ist gut weiterzuführen." Deshalb sollen laut Toft auch künftig sechs Arbeitnehmervertreter und -vertreterinnen im Aufsichtsrat der HHLA sitzen.
Mangelnde Transparenz? Toft weist Vorwürfe zurück
Vorwürfe der Opposition, MSC sei zu wenig transparent und lege die eigenen Zahlen nicht offen, wies er zurück: "Wir sind ein privates Unternehmen, ein Familienunternehmen. Und das wollen wir auch bleiben. Aber natürlich: Wenn wir irgendwo einsteigen, geben wir die Daten, die wir geben müssen. Aber außerdem nichts."
MSC-Chef sagt Investitionen zu
Der MSC-Chef sagte zu, dass sein Unternehmen in Hamburg investieren wolle. Einen konkreten Plan dazu müsse man aber erst noch erarbeiten. Toft betonte auch, dass es seinem Unternehmen nicht darum geht, Arbeitsplätze abzubauen. Im Gegenteil: Man wolle in Hamburg wachsen.
Toft will Sorgen zerstreuen
Sorgen, dass andere Reedereien der HHLA den Rücken kehren und dass der Hamburger Hafen unter dem Strich Umschlag verliert, versuchte Toft zu zerstreuen: "Wir laufen Häfen an, wo Hapag-Lloyd einen Anteil hat, Hapag-Lloyd läuft Häfen an, wo wir einen Anteil haben. Das wird in Hamburg auch genauso." MSC ist nach eigenen Angaben weltweit an mehr als 70 Häfen beteiligt, Hamburg soll künftig die Hauptdrehscheibe für Deutschland werden.
Zu besonders in den USA erhobenen Vorwürfen, MSC tue nicht genug gegen Drogengeschäfte, sagte Toft: "Wir kümmern uns absolut darum. Drogen sind nicht nur ein Problem für MSC - das ist ein Industrieproblem. Wir haben sehr viel Geld investiert, mehr als 50 Millionen Euro pro Jahr, um unsere Prozesse zu verbessern, um alle Wege zu finden, wie wir das vermeiden können."
MSC soll 49,9 Prozent der HHLA bekommen
Die Stadt Hamburg und die weltgrößte Container-Reederei MSC hatten vor etwa drei Wochen angekündigt, dass das Schweizer Unternehmen bei der HHLA einsteigen soll. Derzeit hält die Stadt rund 69 Prozent an der HHLA. Diese soll künftig in einem Gemeinschaftsunternehmen geführt werden, wobei die Stadt 50,1 Prozent und MSC 49,9 Prozent der Anteile halten sollen.
Transparenzhinweis: Die Reederei MSC hatte bislang Interviewanfragen von verschiedenen Medien vor allem mit Verweis auf Termingründe abgelehnt. Jetzt kam es - auch unter Beteiligung der Hamburger Wirtschaftsbehörde - zum Gespräch mit dem Hamburg Journal des NDR Fernsehens und NDR 90,3.