Elbschlick: Tschentscher-Vorstoß irritiert Nachbarländer
Schlick aus der Elbe vor Scharhörn nahe dem Wattenmeer verklappen: Für diesen neuerlichen Vorschlag bekommt Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sowohl aus der Hansestadt als auch aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen Gegenwind.
Kurz vor Weihnachten hatte sich Hamburg mit seinen Nachbarn darauf geeinigt, dass die Stadt ihren Elbschlick weiter auf schleswig-holsteinischem Gebiet verklappen kann. Pläne für die Verklappung nahe der Hamburger Elbinsel Scharhörn wurden deshalb beiseite gelegt.
Tschentscher bringt Scharhörn wieder ins Spiel
Im Übersee-Club brachte Tschentscher am Dienstagabend das Thema erneut auf die Tagesordnung. Eine Verklappung des Schlicks bei Scharhörn sei "ein vernünftiger Vorschlag". Obwohl der Bund nicht weit entfernt die vierfache Menge Schlicks in der Elbmündung ablagere, würden die Hamburger Pläne als Ärgernis verstanden, "weil wir angeblich die Natur gefährden", sagte Tschentscher. Dies sei aber gar nicht der Fall.
Nachbarländer verwundert
Ein Sprecher des schleswig-holsteinischen Umweltministeriums erklärte am Mittwoch, man gehe davon aus, dass sich Hamburg als ehrbarer Kaufmann an die Verabredung vom Dezember hält. Eine Schlickdeponie nahe Scharhörn wäre eine ernsthafte Bedrohung für das Weltnaturerbe Wattenmeer. Und Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) teilte am Mittwoch mit: "Mich wundert und irritiert der erneute Hamburger Vorstoß sehr."
Kritische Reaktionen aus Hamburg
In Hamburg waren am Mittwoch ebenfalls überwiegend kritische Töne zu hören. Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) warnte davor, die derzeitige Vereinbarung mit den Nachbarländern aufs Spiel zu setzen. Er fühle sich an die Vereinbarung mit Niedersachsen und Schleswig-Holstein gebunden, sagte Kerstan NDR 90,3. Grünen-Fraktionschef Dominik Lorenzen sprach von einem Affront gegenüber den Nachbarländern.
Oppositionsführer Dennis Thering von der CDU meinte, hier zeige sich die miserable Abstimmung des Hamburger Senats mit den Nachbarländern. Tschentscher regiere von oben herab, damit werde er aber scheitern, so Thering. Die AfD sagte, das sei ein selbstherrlicher Alleingang des Bürgermeisters, der die Zusammenarbeit mit den Nachbarländern belaste.
Malte Siegert vom NABU Hamburg nannte Tschentschers Vorstoß bedauerlich. Der Bürgermeister sei wohl eher an Streit als an Schlichtung interessiert.