Pepper - en Roboter erobert Norddüütschland (15) Skrupel
"Es war Heiligabend, und der Weihnachtsmann hatte ein großes Problem. Er hatte sich ein Bein gebrochen, als er über einen Schornstein gestolpert war." So begann mein Blog letzte Woche, und ich dachte bei mir, die KI hat doch eine wirklich gute Idee, um unseren plattdeutschen Roboter Pepper als Weihnachtsretter ins Spiel zu bringen. Doch wenn man einen Schritt zurückgeht, und das ganze Bild betrachtet, stellen sich Fragen: Gehe ich als Blogautor kritisch genug mit den neuen Technologien um? Ist das überhaupt in Ordnung, die KI so umfassend für sich arbeiten zu lassen, wie es in der letzten Ausgabe Pepperblog-Ausgabe Nr. 14 der Fall war?
Gewissensbisse und Glücksgefühle, beides zur gleichen Zeit
Niemand in der Redaktion trug Bedenken vor, oder bremste mich. Und Der Geist der KI ist sowieso aus der Flasche. Dass er sich nicht wieder einfangen lässt, ist ein gängiges Narrativ und legitimiert nebenbei auch den Einsatz von Atombomben. Aber nochmal, wie fühlt es sich an, die digitalen Hunde von der Leine zu lassen um sie in die kreativen Jagdgründe der generativen KI zu schicken? - Ziemlich gut, muss ich sagen. Es war, als hätte man ein Team von Daniel Düsentriebs Helferlein am Start. Der eine hörte auf den Namen KI-Autor und setzte die Geschichte nach meinem Vorgaben um: "Schreibe eine Weihnachtsgeschichte in plattdeutscher Sprache, in der Roboter Pepper dem Weihnachtsmann hilft". Der zweite, KI-Übersetzer genannt, brachte die Geschichte ins Hochdeutsche. Gleichzeitig setzte der Dritte, KI-Bildgenerator, die Geschichte in Bilder um. Ich musste an Andy Warhol und seine Factory denken, wo eine Menge unsichtbarer fleißiger Helfer seine Kunstwerke, größtenteils Siebdrucke, reproduzierten. Und der Autor, der jetzt "Prompter" genannt wird, freut sich über mehr freie Zeit, die er am Smartphone verbringen kann.
Mehr Zeit zum Vertrödeln
Auf der anderen Seite ist hier Arbeit vollbracht worden, die bislang von Menschen verrichtet wurde. Übersetzer*innen, Fotograf*innen, Illustrator*innen werden nicht mehr benötigt. Jedenfalls nicht mehr im bisherigen Umfang. Das fühlt sich nach Amputation an und man fragt sich vielleicht, bin ich der nächste Kreative, der ersetzt wird? Ein weiterere Punkt: Dadurch, dass kein wirklicher Austausch zwischen schöpferischen Menschen mehr stattfindet, könnten Projekte schnell einen egoistisch/egomanischen Drall bekommen. Außerdem kann ich eines immer noch nicht begreifen: Damals in der Schule hatte ich mich so sehr daran gewöhnt, dass Computer besser rechnen, dass ich gar nicht auf die Idee kam, dass sie vielleicht noch anderes (viel) besser können. Ich habe Alan Turings Universalmaschine (den Computer) unterschätzt und die menschliche Kreativität überschätzt. Und das schmerzt.
Technikkritik schon im alten Griechenland
Das Gefühl, gegenüber neuen Technologien Grund zu verlieren, ist nicht neu. Schon die alten Athener hatten damit zu kämpfen. Es gab heftige Ressentiments gegenüber der aufkommenden Schriftkultur, wie sie bereits bei Platon überliefert wurden: "Diese Erfindung wird den Seelen der Lernenden viel mehr Vergessenheit einflößen aus Vernachlässigung des Gedächtnisses, weil sie im Vertrauen auf die Schrift sich nur von außen vermittelst fremder Zeichen, nicht aber innerlich sich selbst und unmittelbar erinnern werden." Platon: Phaidros, Sämtliche Werke Bd. 4, Rowohlts Klassiker 1966, S. 5.
Heute, mehr als 2000 Jahre später, haben wir es mit Büchern zu tun, die sich "von selbst schreiben". Für "Digital (KI)natives" ist das dann wahrscheinlich bald eine Selbstverständlichkeit. Und die Frage: "Wer hat das jetzt geschrieben?" hat sich dann auch überlebt, weil Autor*innenschaft im klassischen Sinne nicht mehr existiert.
- Teil 1: Skrupel un Glücksgeföhle, beides to glieke Tied
- Teil 2: Übersetzung auf Hochdeutsch mit CHATGPT3.5