Friesisch in der Schule: Bald vom Land SH gefördert
Strukturierte Schulbücher für das Friesische gibt es bisher nicht. Der Finanzausschuss im schleswig-holsteinischen Landtag hat sich nun dafür ausgesprochen, eine Friesische Bildungseinrichtung zu finanzieren, die Arbeitsbögen, Bücher und Materialien entwickeln soll.
Auf Friesisch singen kann die 2b der Nis-Albrecht-Johannsen-Schule in Risum-Lindholm schon richtig gut. Dabei starten die meisten Kinder selbst in Risum-Lindholm, der Hochburg der friesischen Sprache auf dem Festland, ohne jegliche Kenntnisse. Schulleiterin Arngard Janiesch schätzt, dass in nur wenigen Elternhäusern Friesisch gesprochen wird: "Ich würde denken: zehn Prozent?"
Friesisch in der Schule: Keine Lehrbücher und viel Improvisation
Wenn die Schulleiterin die Eltern überzeugen will, dass die Kinder das grundsätzlich freiwillige Angebot annehmen, dann präsentiert Frau Janiesch ein Buch von Janosch: "Oh wat fein as Panama". Aber ein Lehrbuch im eigentlichen Sinne ist das genauso wenig wie "Paul und Emma".
Lehrer Jes Holm muss viel improvisieren und hofft stark darauf, dass die künftige Bildungseinrichtung ihn unterstützt: "Nötig ist es, weil wir Friesischlehrer mit vielen Sachen alleine stehen, den Großteil der Unterrichtsmaterialien selber herstellen müssen und wir gerne mal die Option hätten, eine fertige Unterrichtseinheit komplett aus dem Regal ziehen zu können."
Nordfriisk Institut in Bredstedt forscht übers Friesische
Das bestätigt Christoph Schmidt vom Nordfriisk Institut in Bredstedt. Hier forschen Sprachwissenschaftler zu allem rund ums Friesische. Wenn er ins Bücherregal der institutseigenen Bibliothek greift, findet er ins Friesische übersetzte Literatur von James Krüss bis Boy Lornsen, oder auch Sprachkurse - die eignen sich aber eher für Erwachsene, sagt er: "Die Schulreihe ist sehr klein. Das ist vor allem 'Paul und Emma'. Dann haben wir noch eher für den Kindergartenbereich 'Meine ersten 1000 Wörter - Min iasrst düüsen Wurden' auf Öömrang in diesem Fall. Das haben wir für verschiedene Dialekte. Das sind alles Einstiegssachen."
Das Nordfriisk Institut würde mit dem Erstellen von Unterrichtsmaterialien also eine zusätzliche Aufgabe am Standort bekommen, wenn der Landtag kommende Woche endgültig zustimmt. Christoph Schmidt denkt auch noch weiter: "Lehrerausbildung: Wir haben zu wenig Friesischlehrer. Es ist nicht leicht, aber es bewegt sich etwas. Wir haben neuerdings ein paar neue Studierende von der Insel Föhr, was ich sehr begrüße - das hatten wir längere Zeit nicht. Es geht aber auch darum, Kolleginnen oder Kollegen, die bereits im Amt sind, so weit zu schulen, dass sie Friesisch unterrichten können. Da kann man theoretisch Kurse an der Uni belegen. Rein praktisch ist es sinnvoll, das einmal zu bündeln."
Aktuell kein Friesischunterricht in der Mittelstufe
Der Institutsdirektor hofft, dass dann auch in der Mittelstufe von Klasse fünf bis zehn Friesisch angeboten wird. Da läuft momentan nämlich - bis auf sporadische AGs - in ganz Schleswig-Holstein nichts, obwohl es möglich wäre.
"Es ist keine Sache der Gesetzgebung", erklärt Christoph Schmidt. "Aber wir müssen natürlich Eltern und Schulleitung überzeugen, dass sie es möglichst auch im regulären Curriculum anbieten und nicht als freiwilliges Nachmittagsangebot, was sich auf den Notenspiegel nicht auswirkt und in den Randzeiten liegt. Wir müssen sehen, dass es aus dieser Nische herauskommt." Fertige Unterrichtsmaterialien - das ist die Hoffnung - wären zumindest ein Anreiz, dass dann wieder mehr Lehrerinnen und Lehrer für Friesisch bereit stehen.