Seeltersk baale: Saterfriesisch sichtbar machen
Der Tag der Muttersprache wird seit dem Jahr 2000 von der UNESCO ausgerufen, um die sprachliche und kulturelle Vielfalt zu fördern. Vor allem geht es auch darum, Regional- und Minderheitensprachen zu stärken. Die sind nämlich vom Aussterben bedroht. Auch im Sendegebiet des NDR gibt es einige Regional- und Minderheitensprachen. Das Dänische, das Friesische, Plattdeutsch und das Saterfriesische. Eine friesische Sprache, die noch von 1.500 bis 2.500 Menschen in der Gemeinde Saterland im Niedersächsischen Landkreis Cloppenburg gesprochen wird.
Engagement für die Minderheitensprache
Johanna Evers unterhält sich mit Henk Wolf in seinem Büro im Rathaus der Gemeinde Saterland. Sie sprechen Seeltersk - Saterfriesisch. Es geht um ein Buch, in dem Johanna Evers etwas zur saterfriesischen Geschichte recherchieren möchte. Henk Wolf gibt Tipps und weiß, dass es bereits in digitaler Form vorliegt. Die beiden engagieren sich für die Minderheitensprache. Evers hat mehr als 30 Jahre Saterfriesisch in der Schule gefördert, sagt die pensionierte Lehrerin: "Dann habe ich versucht, dass wir AG Stunden bekamen, dass wir Lehrkräfte bekamen, die teilweise von außerhalb waren", berichtet sie. "Ich habe die angeworben, dass die doch zurück ins Saterland kommen und AG Stunden und zuletzt dann auch Wahlpflichtkurse machen. Wir haben auch Projekte gehabt, wo auch bilingualer Unterricht läuft - in Strücklingen und Scharrel."
Noch immer wird Saterfriesisch an die Kinder in den Schulen und auch im Kindergarten weitergegeben. Es gibt Lesewettbewerbe und viele Sprachprojekte. Der Verband Oldenburgische Landschaft fördert Kultur und Wissenschaft in der Region. Er hat Johanna Evers erst kürzlich für ihre Arbeit ausgezeichnet. Sie gibt immer noch Kurse, auch für Erwachsene. Eine, die es wieder lernen wollte, ist Marion Erdmann. Sie ist im Saterland aufgewachsen, war dann 40 Jahre im Ausland, hat aber immer den Kontakt zum Saterfriesischen behalten. Vor allem von ihrer Großmutter und deren Schwestern hat sie die Sprache noch im Ohr.
Saterfriesisch: Klang der Kindheit
"Das ist auch ein Klang meiner Kindheit. Ein Klang der mit Gerüchen, Düften Wohlbefinden verbunden ist, all das, was man Heimat nennt", berichtet sie. Als Erdmann vor einigen Jahren zurückkam, besuchte sie einen Saterfriesisch-Kurs bei Johanna Evers: "Und seit gut einer Woche gehe ich in die Grundschule und übe mit den Kindern, Saterfriesisch zu lesen", so Erdmann. Henk Wolf ist ebenfalls darum bemüht, das Saterfriesische am Leben zu erhalten. Dafür hat er sogar eine Vollzeitstelle bei der Gemeinde Saterland bekommen. Finanziert von Bund und Land: "Das bedeutet, dass ich mich mit Lehre, mit Förderung und mit Forschung im Bereich des Saterfriesischen beschäftige. Wir haben einen Arbeitskreis, wo sich alle aktiven Saterfriesen treffen. So unterstützen wir uns gegenseitig."
Seit November 2020 ist Henk Wolf hauptamtlich im Auftrag der Sprache unterwegs. Durch den Arbeitskreis, den er initiiert hat, habe es bereits ein Umdenken und mehr Selbstbewusstsein für die eigene Sprache bei den Saterfriesen gegeben, sagt er. Nun gehe es vor allem auch darum, Saterfriesisch sichtbar zu machen für alle Menschen. Zum Beispiel stehen die Ortsnamen auf den Schildern - op Düttsk un op Seeltersk. Außerdem hat Wolf eine Broschüre mit entworfen, die in Gastronomiebetrieben ausliegt. Darin stehen kurze Sätze auf Saterfriesisch, mit denen sich Touristen verständigen können, so Wolf. Aktuell beteiligen sich die Saterländer an einem internationalen Sprachprojekt.
Die Sprache ist Heimat und Familie
"Dabei geht es darum, dass die Leute angeregt werden, mal darüber nachzudenken, mit anderen Menschen darüber zu reden: Was ist, wenn ich jetzt mal öfter Saterfriesisch sprechen würde? Kannst Du mich dann verstehen oder hast Du Lust das zu lernen?" Johanna Evers hofft, dass auch in Zukunft noch viele Menschen Seeltersk baale - Saterfriesisch sprechen. Denn ohne es, würde das Saterland mehr einbüßen als nur eine Sprache: "Wenn man Saterfriesisch spricht, das ist ja fast Familie", so Evers. "Das wird nicht wiederkommen. Das wird man mit Hochdeutsch nie erreichen. Die Emotionalität, die auch in einer Sprache steckt, die verliert man endgültig."