"ARD Woche der Musik": Konzerte für ein junges Publikum
Alle zwei Jahre bündeln die ARD Orchester und Chöre ihre Musikvermittlungsaktivitäten in der "ARD Woche der Musik". Bis zum 26. Januar 2025 dreht sich alles um Johannes Brahms und Johann Strauß (Sohn).
In der ARD Woche der Musik wird ein junges Publikum dazu eingeladen, in Konzertsälen, Schulen, Kindergärten und online klassische Musik zu entdecken. Malte Arkona moderiert im Rahmen dieser Woche die Orchester-Detektive-Konzerte mit der NDR Radiophilharmonie.
Die Woche der Musik hört sich ganz großartig an. Was macht diese ARD-Woche so besonders?
Malte Arkona: Da wird der Scheinwerfer angeknipst und der beleuchtet alle Ensembles der ARD, die Musik machen - das ist ja immer auf allerhöchstem Niveau -, und vor allem die Ensembles, die Musikvermittlungsprogramm anbieten. Das sind ja auch alle. Es geht da nicht immer nur um junge Leute, sondern um alle Altersgruppen, denn wir können alle ein paar Happen Infos gebrauchen und hören danach die Musik noch mal ganz anders . Eine Woche lang treffen sich an ganz vielen verschiedenen Orten Menschen, die Musik genießen möchten. Die ARD hat den großen Vorteil, dass sie überall ist.
Die Orchester-Detektive kennen wahrscheinlich ganz viele, auch ganz viele Kinder sind immer total begeistert. Dieses Mal ist es das Brahms- und Strauß-Experiment. Was wird da experimentiert?
Arkona: Das ist wirklich ein Experiment. Ich habe im ersten Moment gedacht: Haben wir 2025 nicht ein anderes Problem oder ein anderes Thema, als zwei Herren vom Ende des 19. Jahrhunderts? Wenn man ganz genau hinhört und hinschaut, sind das zwei sehr unterschiedliche Menschen, die sich oft begegnet sind, die sich kannten und teilweise schätzten, teilweise sehr kritisierten. Das macht es für mich so spannend. Die haben so unterschiedliche Musik komponiert, die wir bis heute gerne hören. Da ist für alle Gefühlslagen etwas dabei. Eigentlich ist doch unsere Frage: Wie begegnet man völlig anderen Menschen, die anders denken, anders fühlen? Wie verbindet man sich mit denen? Das reizt mich an diesem Thema.
Wer die Orchester-Detektive vielleicht noch nicht kennt: Was genau ist das?
Arkona: Die Orchester-Detektive ist eine Konzertserie der NDR Radiophilharmonie. Die haben wir vor ein paar Jahren angefangen und das macht total viel Spaß. Wir tauchen in die Musik ein, können alle Fragen stellen und ein bisschen wie Detektivinnen und Detektive die Takte auseinander pflücken, die Ohren spitzen und zusammen Musik erleben. Das ist das Allerwichtigste, das Schöne und das Demokratische an solchen Veranstaltungen: dass wir uns treffen und gemeinsam etwas erleben.
Die Schulklassen kommen in dieses Konzert, du stehst auf der Bühne, die NDR Radiophilharmonie spielt dann etwas - und du grätscht dazwischen und stellst Fragen?
Arkona: Ich störe, wo ich kann, und stelle Fragen, die ich mir selber als erwachsener Mensch stelle, aber von denen wir uns vorstellen können, dass Kinder sie haben. Dann springe ich durchs Publikum, weil da auch ganz viele Fragen und Antworten auftauchen. Es ist mir immer sehr wichtig, dass man gar nichts wissen muss bei klassischer Musik, sondern wissen kann. Wenn man sich interessiert, ist das schön, aber man kann auch einfach kommen und diese Musik anhören. Wie wirkt die auf mich?
Das ist sehr ungezwungen. Das ist mir total wichtig und das kommt, glaube ich, auch ganz gut rüber. Auch im Orchester ist das schön. Es ist eine entspannte Atmosphäre, aber doch Musik auf höchstem Niveau. Wir haben einen Livestream und schalten bei unseren Orchester-Detektiven nächstes Mal live nach Wien und nach Hamburg, also an die Geburtsstätten der beiden Komponisten, zu Schulklassen Die kommen also auch zu Wort und erzählen, wo Strauß und Brahms heute in ihren Städten noch vorkommen.
Was wollt ihr für eine Botschaft vermitteln? Ist es so, dass die jungen Leute keinen Bezug zu klassischer Musik haben und ihr wollt die ein bisschen heran führen? Was wollt ihr erreichen?
Arkona: Es ist ein völlig zwangloses Angebot. Es ist immer schwierig, wenn man ganz viel will von dem Publikum. Das Publikum kommt freiwillig und darf auch freiwillig wieder gehen oder gerne noch mal kommen. Ich glaube, das muss man relativ entspannt und ganz natürlich betrachten - so wie für mich klassische Musik ist. Das ist Musik von Menschen für Menschen - sehr spannende Musik. Mann kann sehr tief eintauchen, man kann aber auch an der Oberfläche schwimmen, je nach Stück und je nachdem, wie man möchte. Dieses ungezwungene, große Erlebnis möchten wir gerne anbieten. Deswegen kommen auch immer wieder Leute.
Mir ist ganz oft aufgefallen, wenn ich moderiert habe und es waren Schulklassen dabei, die vorher im Foyer ganz wuselig und ganz laut waren: Die sitzen da, die Radiophilharmonie fängt an mit den ersten Tönen und dann sind die total gebannt. Dann sind die Augen und der Mund auf, die sind ganz still und genießen das richtig. Geht dir das auch so?
Arkona: Ja, natürlich. Das ist toll, diese Augen zu sehen und wie plötzlich so eine Energie im Saal ist. Diese Energie ist etwas, was hin und her schwappt zwischen Publikum und Orchester. Das ist einzigartig. Natürlich hat klassische Musik manchmal einen komischen, sperrigen Ruf und etwas Langweiliges - angeblich. Aber das sind ja echte Menschen, die live spielen. Was ist daran sperrig oder komisch? Das ist natürlich spannend, weil etwas entsteht, was nur in dieser Sekunde genau so ist - und dann ist es wieder verklungen. Es ist jedes Mal neu, jedes Mal frisch. Diese Musik ist natürlich teilweise vor vielen Jahren geschrieben worden, aber sie ist immer wieder jung, neu und frisch.
Wer jetzt nicht dabei sein kann - wie kann man es trotzdem zu sich nach Hause holen? Es gibt einen Livestream?
Arkona: Ja, das ist das ganz Besondere. Am 24. Januar um 11 Uhr gibt es einen Livestream. Da kann man in einer Badewanne oder in der Straßenbahn sitzen oder gemütlich auf dem Sofa liegen und man ist trotzdem mittendrin und dabei. Wir bekommt tatsächlich viele Nachrichten, aus Südafrika oder aus Amerika, von deutschen Schulen, die diese Streams gucken und nachgucken - je nach Zeitverschiebung.
Wie kommt es eigentlich, dass du so ein Faible für klassische Musik hast?
Arkona: Ich glaube, das ist eine genetische Störung. Das war schon immer in mir drinnen. Ich habe klassische Musik schon immer geliebt. Das ist einfach die Musik, die mich am meisten bewegt. Das kann ich ganz schwer erklären. In meinem Freundeskreis machen ganz viele Menschen Musik, vor allem klassische Musik, und wenn ich in deren Konzerten sitze, komme ich ihnen durch die Musik noch näher. Das ist einfach eine Sprache und etwas ganz Besonderes, Emotionales für mich.
Das Gespräch führte Martina Gilica.