Sting: Politische Statements und berührende Sounds
Mit Ehrgeiz und Fleiß schaffte es Sting in die Riege der großen Stars. In seinen Songs rückt er Missstände glaubwürdig in den Fokus, resümiert NDR Musikredakteur Ocke Bandixen im Podcast Urban Pop.
Sting, der mit bürgerlichem Namen Gordon Matthew Thomas Sumner heißt, wuchs als Arbeiterkind im nordenglischen Newcastle upon Tyne auf. Seine Kindheit war geprägt von Schwierigkeiten in der Familie: So hatte er ein schlechtes Verhältnis zum Vater, der seinen Wutausbrüchen freien Lauf ließ. Zudem stellte er in jungen Jahren schmerzhaft fest, dass seine Mutter eine Affäre hatte. "Sein Vater nahm das einfach hin und redete nicht darüber. Das alles muss für Gordon sehr schwierig gewesen sein", resümiert Peter Urban im Podcast Urban Pop.
Um sich aus diesen schwierigen familiären Verhältnissen zu befreien und der Arbeiterklasse zu entkommen, entwickelte Sumner starken Ehrgeiz: Er wurde ein guter Schüler und Sportler, lernte fleißig Instrumente und Noten. "Nur vier von 80 Schülern aus seiner Schule kamen auf eine höhere Schule. Du musstest also sehr gut sein und das war er. Bis heute ist Sting extrem ehrgeizig", so Urban.
Sting: Woher sein Künstlername stammt
Seine Liebe zu Musik lebte Sting in den Siebzigern mit seiner in Newcastle gefeierten Jazz-Fusion-Band "Last Exit" aus. Darüber hinaus spielte er als Bassist in verschiedenen Jazzbands. "Er war der Jüngste, wollte nicht die Altherren-Bandkleidung der anderen tragen", berichtet Urban. Ein gelb-schwarz gestreifter Pullover, den er stattdessen auf der Bühne trug, veranlasste seine älteren Bandkollegen zu Späßen: Sie verglichen ihn mit Bienen und Wespen, nannten ihn deshalb Sting, was übersetzt 'Stachel' bedeutet. Der Name gefiel Sumner, er blieb.
"Ich hatte in Paris mal ein Interview mit Sting, es fand im Auto statt. Plötzlich fuhren wir in den Kreisverkehr des 'Arc de Triomphe'. Bei dem Versuch, das Mikrofon gerade zu halten, landete ich in der Kurve beinahe auf seinem Schoß." Peter Urban
Sumner arbeitete zwei Jahre als Lehrer
Vor seinem Durchbruch als Musiker arbeitete Sting als Lehrer an einer katholischen Grundschule, unterrichtete Englisch und Musik. "Aber er hatte größere Ambitionen, wollte als Musiker auf der Bühne zu stehen." Und so kündigte er nach zwei Jahren als Lehrer seinen sicheren Job, um mit seiner Band "Last Exit" nach London zu gehen und sich den Traum von der großen Musikkarriere zu erfüllen. "Er hatte gerade geheiratet, war Vater geworden. Und er hatte überhaupt kein Geld. Die Kündigung war also ein sehr großes Risiko. Man wusste damals ja schließlich noch nicht, dass er erfolgreich sein würde."
Durchbruch mit "The Police"
Nach erfolglosen Versuchen, in London einen Plattenvertrag zu bekommen, lösten sich "Last Exit" auf. Bis auf Sting gingen alle Mitglieder der Band zurück nach Newcastle. Sting kontaktierte den Schlagzeuger Stewart Copeland, den er früher bei einem Auftritt kennengelernt hatte. Später fand sich mit dem Gitarristen Andy Summers die finale Formation von "The Police". 1978 erschien auf ihrem Debütalbum "Outlandos d’Amour" der heute bekannte Song "Roxanne". Der Durchbruch gelang wenig später durch eine Amerika-Tour, die Songs der Band landeten in den US-Charts.
Differenzen und Soloprojekte
Trotz des Erfolgs gab es über die Jahre innerhalb der Band immer wieder Streitigkeiten. Während "Every Breath You Take" im Jahr 1983 international großen Anklang fand, widmeten sich sowohl Sting, als auch Copeland und Summers bereits eigenen Soloprojekten. In dieser Zeit mehrten sich Gerüchte über ein Ende der Band, welches nie offiziell verkündet wurde. Obwohl sich das fünfte Album "Synchronicity" in den USA wochenlang an der Spitze der amerikanischen Albumcharts hielt, war es das letzte Album der Band. "Ich habe verstanden, dass Sting 'The Police' beendet hat. Er hatte einfach so großes Talent, die Band war zu begrenzt für ihn", resümiert Urban in der Urban Pop-Folge über The Police.
Songs mit politischen Statements
Stings künstlerisches Solo-Schaffen ist bis heute geprägt von philosophischen Statements über das politische und gesellschaftliche Zeitgeschehen und einhergehende, negative Auswirkungen für die Menschen. So rückt "Childrens Crusade" das Leid von Kindern durch Entführung, Heroinsucht und Krieg in den Fokus:
Young men, soldiers, nineteen fourteen
Marching through countries they'd never seen
Virgins with rifles, a game of charades
All for a children's crusade
AUS CHILDREN'S CRUSADE
Das Lied "They Dance Alone" thematisiert die Schrecken der Pinochet-Diktatur in Chile und das Leid zahlreicher Frauen, deren Söhne, Brüder und Männer verschleppt wurden. Im Podcast erinnert sich Urban an ein Konzert in Chile, bei dem Sting das Lied performte. Der Musiker holte betroffene Frauen auf die Bühne, um das Thema sichtbar zu machen. NDR Musikredakteur Ocke Bandixen resümiert: "Es geht nie um ihn. Er nimmt Geschichten auf und bringt sie weit. Ich finde das unheimlich glaubwürdig."
Die ganze Folge Urban Pop hören Sie oben auf dieser Seite und in der ARD Audiothek.