"Folkocracy": Rufus Wainwright kehrt zu seinen Wurzeln zurück
Aus einer Folk-Familie stammend machte Rufus Wainwright lange Zeit mit ganz anderer Musik Karriere. Nach Oper und Pop kehrt er nun zu seinen Wurzeln zurück und veröffentlicht am Freitag, 2. Juni 2023, sein neues Album "Folkocracy". Wie das Ganze klingt, erzählt Goetz Steeger.
Der Sänger Rufus Wainwright stammt aus einer echten "Folkocracy", einer "Folkokratie". Beide Eltern waren berühmte Singer-Songwriter und er verbrachte viel Zeit damit, seiner Mutter und seinem Vater auf der Bühne von Folk Festivals zuzusehen. Schon mit 13 war er als Musiker aktiv und tourte mit seiner Mutter Kate McGarrigle, seiner Schwester Martha und seiner Tante als "The McGarrigle Sisters And Family" durch die Lande.
Kein Folk mehr - oder doch?
Aber wie das bei Heranwachsenden oft so ist, wollte er weg vom elterlichen Einfluss: kein Folk mehr! Stattdessen begeisterte er sich für Oper und Pop und machte mit seiner Melange aus diesen Genres groß Karriere. Mit seinem neuen Album "Folkocracy" besinnt Rufus Wainwright sich zurück auf die familiären Wurzeln und singt Folk-Songs, zusammen mit einer Reihe illustrer Gäste.
Wainwright in bester Gesellschaft
Behutsam ausgewählt haben Rufus Wainwright und Produzent Mitchell Froom sowohl die Songs als auch die Gäste auf dem Album: "Heading for Home" beispielsweise ist ein Song (geschrieben von Peggy Seeger, der Schwester von Pete Seeger), den Wainwright zusammen mit einem Gastsänger performt, den man hier nicht unbedingt vermuten würde: R&B-Megastar John Legend.
Folk zwischen Klassik und Resistance Music
Dass hier kein Folk-Purismus vorherrscht liegt auf der Hand. Der Begriff "Folk" ist bei Rufus Wainwright weit gefaßt - etwa wenn einem eine sanfte 60er Nostalgie-Brise aus Richtung Laurel Canyon entgegen weht mit "Twelf Thirty" von "The Mamas and the Papas". Wainwrights Cover bietet einen Promi-Chor aus den 90ern - bestehend aus Susanna Hoffs von den Bangles, Sheryl Crow und Cris Stills.
Auch die Lieder von Franz Schubert sieht Rufus Wainwright aufgrund ihrer Intimität und Schlichtheit in der Tradition des Folk. Seine Version von "Nacht und Träume" besteht aus einem von ihm alleine gesummten atemberaubendem Chor mit Klavierbegleitung.
"Kaulana Nā Pua" verweist mit Zeilen wie "Wir würden lieber Steine essen als euer Geld." zwar inhaltlich auf die Resistance Music gegen die US-Annexion Hawaiis - klingt erstmals jedoch nicht nach einem Protestsong. Rufus Wainwright mochte schlichtweg die Melodie aus süßlichen Harmonien der Hawaii-Steelgitarre ohne zu wissen, wovon das Lied handelt. Dann allerdings wollte er es umso mehr auf dem Album haben - und feilte lange mit einem Coach an der richtigen Aussprache.
In Gedenken an Kate McGarrigle
Nach der opulenten Gästeliste mit Chaka Khan, David Byrne, Anohni, Van Dyke Parks, Brandi Carlile und vielen mehr kommt im letzten Song die Wainwright-Folkocracy in ihrer Gänze zusammen. Die schottische Ballade "Wild Mountain Thyme" wird von allen gemeinsam gesungen: seinen beiden Schwestern Martha und Lucy Wainwright, der Tante Anna McGarrigle, deren Tochter Lucy Ranken und dem alte Familienfreund Chaim Tannenbaum. Und der spielt auf dem legendären Banjo von Mutter Kate, die 2010 verstorben ist. Darauf, dass sie, wenn auch indirekt, mit dabei war, legte Rufus Wainwright größten Wert. "Denn ohne sie", sagt er, "gäbe es keine Folkocracy".
Folkocracy
- Genre:
- Pop
- Label:
- BMG Rights
- Veröffentlichungsdatum:
- 02. Juni 2023
- Preis:
- 15,99 €