Meute: Hamburger Techno-Blasmusik-Band bei "Babylon Berlin"
Meute spielen in der neuen Staffel von "Babylon Berlin", die ab 1. Oktober im Ersten startet. Was die Marching-Band mit König Charles gemeinsam hat und warum die Musiker sich mit Kunst von Banksy schmücken, lesen Sie hier.
Die vierte Staffel der Serie "Babylon Berlin" startet am Sonntag 1. Oktober zur Prime Time um 20.15 Uhr in Das Erste. Bereits ab dem 29. September ist sie in der ARD Mediathek abrufbar. Meute spielen darin den Song "Ein Tag wie Gold" von Max Raabe - gemeinsam mit der Schauspielerin und Sängerin Meret Becker.
Die Marching-Band hat einmal auf den Straßen von Hamburg St. Pauli angefangen. Meute, das sind elf Mann - ein Spielmannszug in bester Tradition. "In der ganzen Popmusik ist ja auch der Spielmannszug eigentlich omnipräsent. Die Beatles sind ein Spielmannszug", erklärt der Bandleader und Trompeter Thomas Burhorn - ebenso wie die Bands von Michael Jackson oder Jimi Hendrix und auch Coldplay. "Alle haben die Jacken. Das zieht sich einfach durch die Musikgeschichte." Und Drummer Timon Ferrer ergänzt: "'König Prinz Charles' hat das sogar auch." Der habe das von Meute nachgemacht, behauptet der Bandleader.
Techno vom Spielmannszug
Techno mit Pauken und Trompeten: Das scheinen Meute erfunden zu haben. Sogar durch die USA sind sie schon viermal getourt, obwohl es dort eine Marching Band an jeder High School gibt. Die heutigen Techno-DJs, das seien früher Musiker der Spielmannszüge gewesen, sagt Burhorn. "Menschen, die dafür sorgen, dass die Leute feiern und tanzen können. Das ging ja früher noch nicht mit DJ, weil es noch gar keinen Strom gab", erzählt Thomas Burhorn.
Elf Freunde müsst ihr sein. Für jeden Trommel-Tschack, jedes Trött-Trött gibt es einen eigenen Spieler, der seinen Teil endlos wiederholen muss - Selbstaufgabe im Sinne des höheren Ganzen.
"Techno ist eigentlich Blasmusik"
Wenn sie mal rauskommen, direkt unters Volk, sind Meute am wirkmächtigsten. Techno sei eigentlich Blasmusik, erklärt Burhorn. "Also die Leute, die Synthesizer gebaut haben, haben versucht, andere Instrumente nachzubauen, nämlich ein Sousaphon oder ein Saxofon. Dann dachte ich, es wäre ja eigentlich eine schöne Idee, dass wir als Blasmusiker versuchen, Leute nachzuahmen, die mit elektronischen Instrumenten versuchen, Blasmusik nachzuahmen." Meute spielen die Märsche der Jetztzeit. "Sail", im Original eine Indie-Rock-Hymne von Awolnation, wird zum Dampf-Stampfer.
Gegründet wurde Meute 2015 - zusammengesetzt von Thomas Burhorn. Ihr Kennzeichen, die roten Uniformen, hatte er auf Ebay gezockt - Jacken eines Spielmannszugs aus Norddeutschland. "Die haben jetzt neue", erzählt Burhorn. "Das ist der Verein Lundener Spielleute. Wir sind denen natürlich zu Dank verpflichtet. Die kommen auch wieder zu unseren Konzerten und wir sind freundschaftlich verbunden seitdem."
Aufnäher sind ihre Orden
Tenorsaxofonist Sebastian Borkowski trägt eine Jacke mit Spezialknöpfen, auf denen ein Anker zu sehen ist. Alle Jacken sind übersät mit Aufnähern. Die sind ihre Orden. Die Kunst der Überschreibung. Meute zeigen, woraus sie gemacht sind: Kraftwerk, Nirvana, Simpsons, Banksy. "Dass wir Uniform tragen und trotzdem was anderes machen und freie Menschen sind, das symbolisieren wir mit diesen ganzen persönlichen Applikationen, die jeder hat", sagt Burhorn. Sie nähmen der herrschenden Klasse die Uniform weg, wie es ja im Grunde genommen die Karnevalsgesellschaft früher mit der Politik gemacht habe.
Meute fast mit Feuerwehr verwechselt
Dem visuellen Kalauer sind sie nicht abgeneigt. Der Hochkultur aufs zu Dach steigen, heißt bei ihnen, im Sonnenuntergang auf der Elbphilharmonie zu spielen. Dabei sind sie auf der Straße am besten. So wie in Boston, als sie nach einem Feueralarm beim Konzert einfach vor dem Club weiterspielten. Dabei hätte man sie fast mit der Feuerwehr verwechselt. Die Uniformen machen die Musiker konform. Und das ist auch die Botschaft: Alle Menschen sind gleich. "In Zeiten, wo sich Gesellschaften überall immer mehr spalten, ist es natürlich politisch, wenn man Leute zusammenbringt", sagt Burhorn.
Meute findet man bei den besten Adressen der Welt: bei Festivals wie dem "Fusion" oder "Coachella", im "Olympia" in Paris oder dem "House of Blues Chicago". Und neulich sogar: im Schlosshof von Stuttgart.