MS Dockville 2024: Märchenhaftes Labyrinth aus Kunst und Musik
Tausende Menschen sind zum Festival MS Dockville in Hamburg-Wilhelmsburg gepilgert. Die Londoner Indie-Rock-Band The Vaccines und die österreichischen Popstars von Bilderbuch zählten zu den Highlights des Abends.
Zur linken Seite Hafenkräne, zur rechten Seite entfernt die Silhouette der Hamburger Innenstadt. Es geht über eine Brücke, ganz nah vorbei an Türmen aus gestapelten bunten Containern - und nein, die sind keine Kulisse fürs "roughe Feeling", sondern stehen hier wirklich: Tausende Menschen pilgern wieder voller Vorfreude mitten durch den Hafen, wenn das Musik- und Kunstfestival MS Dockville startet. Je weiter man sich dem Gelände in Wilhelmsburg nähert, desto mehr abgestellte Fahrräder säumen den Weg am Wasser entlang. Denn ja, vielleicht ist das Festival etwas ab vom Schuss, aber hierhin zu radeln, ist für viele nur der Anfang eines beschaulich-schönen Festivalfeelings.
Mix aus internationalen Stars und Newcomern
Das musikalische Programm ist ein bunter Genre-Mix. Internationale Acts wie die Londoner Indie-Rock-Band The Vaccines und die österreichischen Popstars von Bilderbuch zählen zu den Highlights des ersten Abends. Insgesamt elf Bühnen verteilen sich über das Gelände, sie tragen Namen wie "Großschot", "Nest" oder "Tentakel". Die US-Rapperin Ashnikko gibt auf dem Dockville ihr einziges Deutschlandkonzert in diesem Sommer: Der futuristisch anmutende Elektro-Beat versetzt sie und das Publikum in Schwingung, ihre blauen Zöpfe fliegen hin und her; kraftvoll rappt sie über Rebellion und sexuelle Selbstbestimmung.
Bei den Newcomern von Blumengarten klingt es - nomen est omen - etwas kitschiger, aber schön: "Wir waren viel zu lang allein, hör zu, wenn dich die Liebe ruft", haucht der Sänger ins Mikrofon. Handgemachter Deutsch-Indie mit Hang zu großen Gefühlen und leichtem Nuscheln steht ja gerade hoch im Kurs - und findet auch auf der Elbinsel Anklang. Obwohl die junge Band aus Nordrhein-Westfalen zur Primetime auf der Hauptbühne spielt, fühlt sich das Ganze intim und nahbar an: "Siehst du mich, in dei‘m Traum? Ich bin da, wenn du mich brauchst". Wer zu wenig sieht, steigt einfach auf den Deich und hat alles im Blick - typisch Dockville.
Nicht nur Musik-, sondern auch Kunstfestival
Die Nähe zum Wasser gehört einfach dazu - am ersten Festivaltag kommt das aber auch von oben. Doch dann bahnt sich die schon tiefstehende Sonne ihren Weg durch die Wolken - ein goldener Spätsommerabend. Jetzt offenbart das Festivalgelände seine beinahe märchenhafte Seite, denn abseits der großen Bühnen verzweigen sich die Wege in ein surreales, bunt beleuchtetes Labyrinth: Zwischen übergroßen Holzskulpturen von Händen und Gesichtern, Baumhäusern und Zirkuszelten, zeigt sich, warum das MS Dockville sich nicht nur als Musik-, sondern auch als Kunstfestival versteht. Das Auge hört mit. Tagsüber laden geführte Kunstspaziergänge zum Entdecken der kreativen Utopie ein.
Kleinere Partys abseits der großen Bühnen
Auch zu später Stunde braucht man nur den wummernden Bässen und tanzenden Lichtblitzen zu folgen, dann findet man abseits der großen Bühnen noch die kleineren Partys, die bis in die frühen Morgenstunden weitergehen. Als um Mitternacht dann der Regen wieder einsetzt, endet der erste Tag auf der Elbinsel für viele Besucher: Für manche geht es nur ein paar Meter weiter auf den Campingplatz. Viele machen sich aber auf den Weg, um die Nacht in ihren warmen und trockenen Wohnungen auf dem "Festland" zu verbringen - wieder vorbei an Hafenkränen und Containern, zurück in die Realität. Am nächsten Tag geht’s dann ja weiter mit dem Musik- und Farbenrausch namens MS Dockville.