Freekind spielt Neo-Soul mit Jazzanklängen
Bei NDR Kultur verzichtetet das Duo auf Elektronik und spielte rein akustisch auf Flügel und Schlagzeug. Mehr brauchen die gelernten Jazzerinnen nicht. Sie waren im September 2022 bei NDR Kultur EXTRA zu Gast. Ein Gespräch.
Das Reeperbahn Festival versteht sich als Marktplatz der internationalen Popmusikwelt. Jedes Jahr stellen sich dort neue Talente der Öffentlichkeit vor. Zwei davon waren 2022 die kroatische Pianistin und Sängerin Sara Ester Gredelj sowie die slowenische Drummerin Nina Korošak Serčič. Die beiden jungen Frauen haben sich beim Jazzstudium in Graz kennengelernt und schnell festgestellt, dass sie musikalisch auf einer Wellenlänge liegen. Unter dem Namen Freekind veröffentlichte das Duo bereits einige bemerkenswerte Songs aus eigener Feder: grooviger Neo-Soul, gewürzt mit Jazz-Akkorden und abgerundet durch den Sprechgesang von Sara Ester Gredelj.
Ihr habt normalerweise viel mehr Elektronik, Keyboards, -Sampler und Loop-Machines auf der Bühne. Jetzt haben wir hier nur unseren Studioflügel und ein kleines akustisches Schlagzeug.
Nina Korošak Serčič: Das macht uns wirklich viel Spaß auch mal in einer anderen Kombi zu spielen. Wir haben beide Jazz studiert und deshalb fühlen wir uns zu Hause.
Sara Ester Gredelj: Wenn man auf so einem Flügel spielen kann, ist das wirklich toll und da kann ich nur ja sagen.
Lasst uns mal auf eure Anfänge schauen. Nina, wir fangen bei dir an, du spielst Schlagzeug und kommst aus Slowenien. Kommst du aus einer musikalischen Familie?
Korošak Serčič: Nein, ich komme aus einer sportlichen Familie.
Das heißt Musik hat früher bei dir keine große Rolle gespielt?
Korošak Serčič: Nein, nicht wirklich. Ich hatte viel mit Sport zu tun. Ich hatte zwei Mal am Tag Training und da hatte ich keine Zeit für etwas anderes. Irgendwann hat mir meine Mutter ein Schlagzeug gekauft und dann habe ich gespielt. Für die Nachbarn waren schon die ersten zehn Minuten zu viel. Dann hatte ich eine Band, das Problem war, dass ich keine Zeit zum Üben hatte und dann haben sie mich aus der Band geschmissen. Das war das erste Mal, dass ich die Musik vermisst habe. Seitdem war der Gedanke da, dass ich gerne Musik machen will.
Ist denn Sport und Musik so ähnlich, dass man ganz viel trainiert?
Korošak Serčič: Ja, gerade bei Karate braucht man einen Fokus und ich glaube, wenn man Musik macht, ist es wichtig, dass du dich konzentrierst und vor allem fokussierst. Ich kann schon sagen, dass Sport und Musik ähnlich sind.
Sara, wie ist es bei dir, Sport- oder Musikerfamilie?
Sara Ester Gredelj: Eher Musik, würde ich sagen. Ich habe ein bisschen Sport gemacht, aber das kann man nicht mit dem vergleichen, was Nina gemacht hat. Als Kind hatten wir ein Klavier zu Hause, weil meine Schwester gespielt hat. Ich war fasziniert vom Klavier. Aber ich kann mich erinnern, dass ich als Kind versucht habe Klavier zu spielen. Die Frustration war groß, als ich gemerkt habe, dass da nichts Schönes rauskommt. Niemand in der Familie hat professionell Musik gemacht, aber wir haben immer gejammt und Konzerte gespielt.
Wie seid ihr als Musikerinnen zusammengekommen, wie ist Freekind entstanden?
Gredelj: Das war 2019, würde ich sagen. Wir sind mit einer Band bei einem Konzert gebucht worden, bei dem wir beide dabei waren. Die Frau, die das organisiert hatte, hat gesagt: 'Ich habe euch zu Zweit bei einer Jam-Session gehört und das war so cool, macht ihr auch eigene Musik?' Und wir haben ganz cool geantwortet und haben gesagt: 'Ja, sicher, machen wir.'
Korošak Serčič: Wir hatten eigentlich keine eigenen Songs.
Gredelj: Dann hatten wir eine Woche Zeit, um was zu schreiben. Dann haben wir einen Song geschrieben und gelernt, wie wir das aufnehmen, produzieren, und uploaden. Der Rest ist Geschichte.
Musikalisch hat es bei euch gefunkt, aber auch privat. Ihr seid ein Paar. Wie ist das, wenn man auf der Bühne zusammensteht, aber auch den Rest des Lebens teilt? Ist das ein Vorteil oder nervt das manchmal?
Es ist eine gute balancierte Kombination, würde ich sagen. Es nervt nicht. Wir sind nicht immer derselben Meinung und wir müssen lernen bestmöglich zu kommunizieren, damit das funktionieren kann. Man lernt vor allem geduldig zu sein.
Das Gespräch führte Jan Wiedemann.