Folk, Punk und Alkohol: The Pogues-Sänger Shane MacGowan ist tot
Shane MacGowan und die Pogues - das stand für irisch-englischen Folk-Punk oder auch Celtic Punk. Anlässlich seines Todes zeigt Arte heute die Doku "Mein Leben mit den Pogues".
Der Sänger der anglo-irischen Punkband The Pogues, Shane MacGowan, ist tot. Der Musiker, der vor allem für den Weihnachtshit "Fairytale Of New York" bekannt ist, sei nach langer schwerer Krankheit im Alter von 65 Jahren gestorben, teilte seine Ehefrau Victoria Mary Clarke am Donnerstag mit. Mehrere britische Medien, darunter die Sender BBC und Sky News, zitierten aus der Mitteilung. "Shane wird immer das Licht sein, das ich vor mir halte, und das Maß meiner Träume und die Liebe meines Lebens", heißt es darin.
Die Pogues als Ersatz für den Beitritt zur IRA
Die Musik von The Pogues gilt als Vorbild für das Genre Celtic Punk, also Punkmusik mit irischen Einflüssen, wie sie etwa die Dropkick Murphys oder Flogging Molly spielen. "Fairytale Of New York" führt regelmäßig die Umfragen zum beliebtesten Weihnachtslied in Großbritannien und Irland an - obwohl der Text der Ballade über eine Liebe aus der Gosse wenig Festliches hat.
Shane MacGowan wurde am ersten Weihnachtstag 1957 in der südostenglischen Grafschaft Kent geboren, aber besann sich bei seiner Musik auf seine irischen Wurzeln. Er schrieb häufig über irische Kultur und irischen Nationalismus. "Ich schämte mich, dass ich nicht den Mut hatte, der IRA beizutreten. Die Pogues waren meine Weise, damit klarzukommen", sagte er einmal über die katholisch-republikanische Terrororganisation.
Entzug nach Anzeige von Sinead O'Connor
MacGowan galt als Anti-Held, war für seinen Alkohol- und Drogenkonsum sowie seine schiefen Zähne bekannt. Er hatte schon als Kind begonnen, Alkohol zu trinken. Im Jahr 2000 zeigte ihn die irische Sängerin Sinead O'Connor wegen Drogenbesitzes an, um ihm von seiner Abhängigkeit zu befreien. Es klappte, und MacGowan dankte ihr später dafür. 2016 meldete seine Frau Victoria, ihr Mann sei trocken. Auch seine Zähne wurden gemacht. Seit einem Beckenbruch im Jahr 2015 saß der Musiker im Rollstuhl. In diesem Jahr musste MacGowan wegen einer Gehirnentzündung immer wieder ins Krankenhaus.
Nick Cave, der 2018 zusammen mit Bono, Sinead O'Connor, Sex Pistols-Bassist Glen Matlock und Schauspieler Johnny Depp, bei der Show zu MacGowans 60. Geburtstag mit ihm auf der Bühne standen, bezeichnete den Musiker als "einen wahren Freund und größten Songwriter seiner Generation". Irlands Präsident Michael D. Higgins nannte ihn einen der "größten Lyriker der Musik". "Seine Worte haben Iren auf der ganzen Welt mit ihrer Kultur und Geschichte verbunden", würdigte der Politiker MacGowan.
Film-Hommage an ein Genie auf Arte
Der britische Regisseur und Wegbegleiter, Julien Temple, setzte MacGowan 2020 mit seinem Dokumentarfilm ""Mein Leben mit den Pogues - Die wilde Karriere des Shane MacGowan" ein Denkmal. Mit teils intimen Aufnahmen, einige davon aus Temples eigenen Archiven, zeichnet er Aufstieg und Niedergang einen streitbaren und streitlustigen Genies nach, das sich mit seinen Exzessen aus der eigenen Band katapultierte und bis in den Rollstuhl brachte. Die Dokumentation steht ab sofort in der Arte-Mediathek zur Verfügung und ist heute Abend auf Arte zu sehen (21.45 Uhr).