Copacabana an der Elbe: Marisa Monte macht Elphi zum Tanzsaal
Sie ist Brasiliens Superstar: mit Millionen verkauften Platten hat Marisa Monte in ihrem Heimatland Kultstatus. Gestern trat die Künstlerin in der Elbphilharmonie auf und eröffnete damit das Festival Brazilian Legends.
Ein Hauch von Rio an der Elbe. Die Elphi liegt an diesem Abend an der Copacabana: Ein Superstar aus Rio de Janeiro verwandelt den Konzertsaal in eine Tanz-Location mit brasilianischem Flair. Schon nach wenigen Songs stehen die Fans auf, tanzen hinter den Stuhlreihen, heben ihre Arme, lassen sich von der Musik tragen, einer Mischung aus Samba-Rhythmen, aus ausdrucksstarkem Gesang und Gitarre.
Nach sechs Jahren wieder in Hamburg
Das Publikum ist begeistert. "Ich fand es sehr schön, wie viel Gefühl sie in ihre Lieder gelegt hat", schwärmt eine Besucherin. "Sie hat gelebt, was sie gesungen hat. Sie hat uns einfach mitgerissen." Immer wieder reißt es Zuschauer und Zuschauerinnen von den Sitzen. Das Licht taucht die Bühne mal in tiefes Blau oder glühendes Rot. Marisa Monte ist nach Hamburg gekommen, zum ersten Mal seit sechs Jahren. Die Herzen ihres Publikums erobert sie im Flug: "Guten Abend, Hamburg! Good evening everybody." Sie freue sich sehr, wieder in Hamburg in diesem wunderbaren Saal zu singen, sagt Marisa Monte zu Beginn.
Unter den Zuschauern sind nicht nur Hamburger. "Ich bin Brasilianer. Diese Stimmung ist ganz normal", sagt ein Mann und lacht. "Dieser Moment ist ein kleiner Moment Brasilien in Deutschland. Für mich war das toll."
Vorbild in einer Männerdomäne
Im schwarzen Kleid, mit Bolerojäckchen und Hut steht sie auf der Bühne, langes schwarzes Haar, rot geschminkte Lippen. Fast eine Spur streng wirkt sie, dann aber beginnt sie zu singen - Lieder voller Wärme, voller Leidenschaft. In Brasilien kennt ihre Songs fast jedes Kind, ihre Musik spielt in Fernsehserien und Seifenopern. Das Besondere: Schon mit 19 Jahren erobert sie eine Männerdomäne, denn die Lieder wurden fast nie von Frauen komponiert. Sie änderte das und wurde zum Vorbild. Mit ihrer weichen Stimme gibt Marisa Monte der Música Popular Brasileira ihre ganz eigene Farbe.
Nicht alle sind begeistert
Ihre bis 2013 aufgenommenen Konzerte wurden sogar als Weltdokumentenerbe der UNESCO verzeichnet. Die Lieder klingen leicht, beschwingt, haben einen tiefen emotionalen Ausdruck. Allerdings sind nicht alle im Publikum nach dem Konzert überzeugt: "Die Sängerin ist großartig und die Band auch. Aber ich würde es in einer anderen Location präsentieren. Ich finde es in der Elbphilharmonie nicht unbedingt das richtige", sagt ein Konzertbesucher nach dem Abend. Eine andere Zuschauerin fand es zwar großartig, sagt aber dennoch: "Es kam heute Abend nicht rüber. Ich glaube, das lag an der Akustik oder an der Technik. Das war ein bisschen schade."
Tatsächlich klingt die Musik gerade am Anfang etwas blechern. Trotzdem: Der Konzertabend reißt die allermeisten mit - und stimmt auf das Festival Brazilian Legends ein. Das Festival in der Elbphilharmonie geht noch bis zum 27. Oktober, einige Karten gibt es noch.