CD Cover: Circa Waves - Death & Love, Pt.1 © Lower Third
CD Cover: Circa Waves - Death & Love, Pt.1 © Lower Third
CD Cover: Circa Waves - Death & Love, Pt.1 © Lower Third
AUDIO: Circa Waves Album "Death & Love Pt.1": Nachdenklich und gefällig (6 Min)

Circa Waves Album "Death & Love Pt.1": Nachdenklich und gefällig

Stand: 09.02.2025 12:59 Uhr

Circa Waves gehören zur jüngeren Generation des englischen Gitarren-Pop-Rock. Das Quartett aus Liverpool spielt seit 2013 zusammen. Auf ihrem sechsten Album “Death & Love Pt. 1” schlagen die vier Musiker ernstere Töne an.

von Mathias Mauersberger

"Ich bin ein englischer Junge in einem amerikanischen Traum", singt Kieran Shudall im Song "American Dream". Der Sänger von Circa Waves beschreibt, wie er durch die coole Großstadt New York streift und am Ende merkt, dass er seine Heimat Liverpool eigentlich vermisst. Das Motiv des einsamen Briten in Big Apple ist nicht neu. Es verrät aber etwas über Circa Waves: Die vier Musiker sind klar von New Yorker Bands wie The Strokes oder Bleachers beeinflusst - musikalisch zuhause fühlen sie sich aber in Großbritannien.

Hymnische Refrains zum Mitgröhlen, zackige Grooves und Eighties-Synthesizer-Sounds: Circa Waves mischen Indie-Pop, Post-Punk und New Wave und erinnern an britische Bands der Nuller- und 2010er-Jahre. Die Stücke des neuen Albums sind eingängig und tanzbar, haben aber einen ernsten Hintergrund. Vor zwei Jahren verstopfte eine von Kieran Shudalls Herzarterien. Der bis dahin kerngesunde Mitdreißiger schwebte in Lebensgefahr. Nach einer beängstigenden Herz-OP habe der Gründer der Circa Waves eine Menge Stücke geschrieben; zur Bewältigung, als eine Art unbezahlte Therapie.

Circa Waves klingen elegischer und nostalgischer als zuvor 

Das neue Album, "Death & Love Pt. 1" erzählt von der Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit. Vielleicht ist das sechste Werk der Circa Waves das erste Album der Popgeschichte, dessen Stücke auf einer Intensivstation geschrieben wurden. Das Lied "Blue Damselfly" etwa hat Shudall im Bad seines Krankenhauszimmers komponiert und "Everything Changed" ist unmittelbar nach der Operation entstanden. Das lyrische Ich beschreibt die Angst, vor einem kompletten Neuanfang zu stehen: persönlich, gesundheitlich und auch beruflich, denn Shudall musste ja viele Konzerte seiner Band absagen.

Auf ihrem sechsten Album klingen Circa Waves nachdenklicher, elegischer und nostalgischer als zuvor. Es sei eben befreiend und kathartisch, Texte zu schreiben, die aus dem eigenen Leben erzählen, sagt Shudall im Interview mit "B-Sides TV". Man könne anderen Menschen damit sogar helfen - was anfangs gar nicht die Intention der Band gewesen sei.

Album klingt nach einer wenig charakterstarken Brühe

Leider fehlt es Circa Waves an Eigenständigkeit. Die neun Stücke von "Death & Love Pt. 1" klingen, als habe man Two Door Cinema Club, Editors, Sam Fender und The 1975 in den Musik-Mixer gesteckt und zu einer wenig charakterstarken Brühe verarbeitet. Handwerklich perfekt umgesetzt, aber zu glatt und gefällig. 

Dabei ist das Konzept, ein Album mit persönlichen Songs aus dem Krankenhaus zu veröffentlichen, genial. Aber Circa Waves machen aus diesem starken Stoff zu wenig. Immerhin: In diesem Jahr will die Band noch ein zweites Album mit Indie von der Intensivstation veröffentlichen.

Weitere Informationen
CD Cover: C Duncan: It's Only A Love Song © Bella Union

C Duncans "It's Only A Love Song": Album zum Schwelgen und Runterkommen

Als "Liebeserklärung an die Romantik" bezeichnet der schottische Sänger und Multiinstrumentalist C Duncan sein fünftes Album. mehr

CD-Cover Hurry Up Tomorrow The Weeknd © Parental Advisory Label

The Weeknds "Hurry Up Tomorrow": Mit Kontrolle durch die Pop-Musik gestolpert

Es sind diese kleinen Verweise in die Pop-Kultur, die The Weeknds Pop-Entwurf am Ende nur noch größer wirken lassen. mehr

CD Cover: Eric Clapton "Meanwhile" © Surfdog,

Neues Album "Meanwhile" lässt Clapton-Fans ratlos zurück

Eric Clapton hat sein neues Album "Meanwhile" veröffentlicht. Uli Kniep hat die Kollektion gehört - und ist etwas enttäuscht. mehr

CD Cover:Franz Ferdinand  "The Human Fear" © Domino/GoodToGo

Höchst originell: Franz Ferdinands "The Human Fear"

In ihrem sechsten Album beschäftigen sich die schottischen Indie-Rocker mit dem Menschsein und den Ängsten, die uns dazu machen. mehr

Das Cover von  "Torso" von Soap & Skin © Green Hell Records

Soap&Skins Cover-Album "Torso": Melancholisch und eigenwillig

Auf ihrem Album "Torso" hat Anja Plaschg alias Soap&Skin eine Sammlung ihrer über die Jahre entstandenen Cover-Stücke gebündelt.  mehr

Death & Love Pt. 1

Label:
Lower Third
Veröffentlichungsdatum:
31.1.2025

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Nachmittag | 10.02.2025 | 14:20 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Rock und Pop

Collage aus verschiedenen Albumcovern. © V2, Capitol, Republic

Alben 2025: Neues von Ringo Starr, Lady Gaga und The Weeknd

Musikalisch ist im neuen Jahr einiges los: Viele neue Alben werden erwartet - und auf den Bühnen im Norden sind tolle Acts zu erleben. mehr

Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

Abonnieren Sie den NDR Kultur Newsletter

NDR Kultur informiert alle Kulturinteressierten mit einem E-Mail-Newsletter über herausragende Sendungen, Veranstaltungen und die Angebote der Kulturpartner. Melden Sie sich hier an! mehr

NDR Kultur App Bewerbung © NDR Kultur

Die NDR Kultur App - kostenlos im Store!

NDR Kultur können Sie jetzt immer bei sich haben - Livestream, exklusive Gewinnspiele und der direkte Draht ins Studio mit dem Messenger. mehr

Porträt von Philipp Schmid © NDR Foto: Sinje Hasheider

Philipps Playlist

Philipp Schmid kennt für jede Lebenslage die richtige Musik. Egal ob Pop, Klassik oder Jazz. Träumt Euch zusammen mit ihm aus dem Alltag! mehr

Peter Urban © NDR Foto: Andreas Rehmann

Urban Pop - Musiktalk mit Peter Urban

Spannende Stories, legendäre Konzerte, bewegende Begegnungen: Peter Urban hat viel erlebt und noch mehr zu erzählen. mehr

Mehr Kultur

Ein Kameraassistent setzt eine Sonnenblende an eine Kamera © DPA-Bildfunk Foto: Georg Wendt

Die Zukunft des deutschen Films: Was planen die Parteien?

In dieser Woche startet die Berlinale. Ein guter Anlass, die Filmförderung in unserem Parteiencheck genauer in den Blick zu nehmen. mehr