Circa Waves Album "Death & Love Pt.1": Nachdenklich und gefällig
Circa Waves gehören zur jüngeren Generation des englischen Gitarren-Pop-Rock. Das Quartett aus Liverpool spielt seit 2013 zusammen. Auf ihrem sechsten Album “Death & Love Pt. 1” schlagen die vier Musiker ernstere Töne an.
"Ich bin ein englischer Junge in einem amerikanischen Traum", singt Kieran Shudall im Song "American Dream". Der Sänger von Circa Waves beschreibt, wie er durch die coole Großstadt New York streift und am Ende merkt, dass er seine Heimat Liverpool eigentlich vermisst. Das Motiv des einsamen Briten in Big Apple ist nicht neu. Es verrät aber etwas über Circa Waves: Die vier Musiker sind klar von New Yorker Bands wie The Strokes oder Bleachers beeinflusst - musikalisch zuhause fühlen sie sich aber in Großbritannien.
Hymnische Refrains zum Mitgröhlen, zackige Grooves und Eighties-Synthesizer-Sounds: Circa Waves mischen Indie-Pop, Post-Punk und New Wave und erinnern an britische Bands der Nuller- und 2010er-Jahre. Die Stücke des neuen Albums sind eingängig und tanzbar, haben aber einen ernsten Hintergrund. Vor zwei Jahren verstopfte eine von Kieran Shudalls Herzarterien. Der bis dahin kerngesunde Mitdreißiger schwebte in Lebensgefahr. Nach einer beängstigenden Herz-OP habe der Gründer der Circa Waves eine Menge Stücke geschrieben; zur Bewältigung, als eine Art unbezahlte Therapie.
Circa Waves klingen elegischer und nostalgischer als zuvor
Das neue Album, "Death & Love Pt. 1" erzählt von der Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit. Vielleicht ist das sechste Werk der Circa Waves das erste Album der Popgeschichte, dessen Stücke auf einer Intensivstation geschrieben wurden. Das Lied "Blue Damselfly" etwa hat Shudall im Bad seines Krankenhauszimmers komponiert und "Everything Changed" ist unmittelbar nach der Operation entstanden. Das lyrische Ich beschreibt die Angst, vor einem kompletten Neuanfang zu stehen: persönlich, gesundheitlich und auch beruflich, denn Shudall musste ja viele Konzerte seiner Band absagen.
Auf ihrem sechsten Album klingen Circa Waves nachdenklicher, elegischer und nostalgischer als zuvor. Es sei eben befreiend und kathartisch, Texte zu schreiben, die aus dem eigenen Leben erzählen, sagt Shudall im Interview mit "B-Sides TV". Man könne anderen Menschen damit sogar helfen - was anfangs gar nicht die Intention der Band gewesen sei.
Album klingt nach einer wenig charakterstarken Brühe
Leider fehlt es Circa Waves an Eigenständigkeit. Die neun Stücke von "Death & Love Pt. 1" klingen, als habe man Two Door Cinema Club, Editors, Sam Fender und The 1975 in den Musik-Mixer gesteckt und zu einer wenig charakterstarken Brühe verarbeitet. Handwerklich perfekt umgesetzt, aber zu glatt und gefällig.
Dabei ist das Konzept, ein Album mit persönlichen Songs aus dem Krankenhaus zu veröffentlichen, genial. Aber Circa Waves machen aus diesem starken Stoff zu wenig. Immerhin: In diesem Jahr will die Band noch ein zweites Album mit Indie von der Intensivstation veröffentlichen.
Death & Love Pt. 1
- Label:
- Lower Third
- Veröffentlichungsdatum:
- 31.1.2025
Schlagwörter zu diesem Artikel
Rock und Pop
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