Höchst originell: Franz Ferdinands "The Human Fear"
Auf ihrem sechsten Album beschäftigen sich die Indie-Rocker Franz Ferdinand mit dem Menschsein und den Ängsten, die uns dazu machen. "The Human Fear" haben die Musiker mit dem Produzenten Mark Ralph hauptsächlich in Schottland aufgenommen.
Noch vor dem ersten gespielten Ton beginnt das Album mit einer klaren Ansage von Sänger Alex Kapranos, als gehöre eine Mindestanzahl an Riffs nun mal zum Plansoll einer Rockband: "Los geht’s mit Riff 1, und jetzt zählt doch mal mit, wie viele ihr auf dem ganzen Album hört. Riffs sind was Tolles, aber mehr noch sind wir alle Fans von guten Melodien. Aber aus welchen Elementen ein guter Song auch immer besteht - das Kriterium ist, ob man beim Hören Spaß hat."
Was den Spaß an Franz-Ferdinand-Songs ausmacht, ist vor allem die Kombi aus Ohrwurm, treibendem Beat, und gelegentlichen unverhofften Akkordwechseln, dramaturgisch clever platziert, um einen kleinen Extrakick zu verabreichen: Ironisch verschmitzt mit einer leicht bitteren Note fleht zum Beispiel im Song "The Doctor" der genesene Patient den Arzt an, doch noch ein paar Tage stationär bleiben zu können, wo sich hier doch alle so nett kümmerten und er im Gegensatz zu seinem zu Hause ein soziales Umfeld habe.
"Angst zu überwinden, gibt das Gefühl, lebendig zu sein"
Zurück zu den Riffs: In "Hooked" ist ein besonders schönes Exemplar, und in dessen erster Gesangszeile kommt auch der Albumtitel "The Human Fear" vor. Warum heißt das Album so? "Ich mag Angst als Gedanken - insbesondere, sie zu überwinden. Man spürt sein Herz schlagen. Darum fahren wir Achterbahn, oder schauen uns Horrorfilme an, denn unsere Angst zu überwinden, gibt uns das Gefühl lebendig zu sein. Gute Musik sollte genau das auch können", erklärt Kapranos.
Franz Ferdinand: Pop-Historisches im eigenen Kontext
Mediterrane Folk-Einflüsse gibt es in dem Song "Black Eyelashes", elegant in den typischen Franz-Ferdinand-Sound eingeflochten, der in der Vergangenheit immer wieder mit Begriffen wie "Post Punk" gelabelt wurde - für Kapranos ein rotes Tuch: "Wie die meisten Künstler kann ich es nicht ausstehen, einem Genre zugeordnet zu werden, besonders schlimm ist der Revival-Gedanke. Ich bin nicht angetreten, um etwas wiederzubeleben, ich wollte etwas Neues machen."
Auch wenn man viele der Zutaten kennt, in "Tell Me I Should Stay" sind es zum Beispiel hörbare Spurenelemente von den Beach Boys - Franz Ferdinands Art, Pop-Historisches in den eigenen Kontext zu rücken, ist höchst originell und macht vor allem enormen Spaß!
The Human Fear
- Genre:
- Indie-Rock
- Label:
- Domino
- Veröffentlichungsdatum:
- 10.01.2025
- Preis:
- 15,99 €