"The Sound of Lalo Schifrin": 18 Stunden Jazz und Filmmusik
Lalo Schifrin ist nicht nur einer der erfolgreichsten Hollywood-Komponisten (unter anderem "Mission: Impossible"), sondern auch ein einflussreicher Jazzmusiker. Jetzt gibt es die geballte Ladung Schifrin in einer 16-CD-Box: "The Sound of Lalo Schifrin".
Kaum erklingen die ersten Takte des "Mission: Impossible"-Themas, schon sieht man Tom Cruise in waghalsigen Stunts vor sich. Oder Peter Graves in der Serie "Kobra, übernehmen Sie", die von 1966 bis 1973 lief und für die Lalo Schifrin diese Kult-Klänge ursprünglich komponiert hatte. Ein Ohrwurm-Thema im damals fürs Filmgeschäft revolutionären 5/4-Taktmaß. "Ich sollte ein sehr spannendes Thema schreiben, das die Leute dazu einlädt, sich die Serie anzuhören", sagt Schifrin.
Berühmte Film- und TV-Themen und Aufnahmen von 1955 bis 2017 sind auf dieser Box vereint: insgesamt 325 Tracks und über 18 Stunden Musik. Verpackt ist das Ganze in einem Hardcover-Buch mit einem Booklet, das neben einigen Fotos auch ein aufschlussreiches Interview mit Schifrin enthält.
Lalo Schifrin: Auf der Bühne mit John Coltrane, Ella Fitzgerald und Miles Davis
Der 1932 in Buenos Aires geborene Lalo Schifrin war musikalisch überaus vielseitig interessiert und konnte so drei erfolgreiche Karriere-Stränge verfolgen. "Da ist zunächst Lalo Schifrin, der Jazzmusiker, der mit Dizzy Gillespie um die Welt tourte und mit Jazzgrößen wie John Coltrane, Leo Wright, Count Basie, Ray Brown, Stan Getz, Sarah Vaughan, Ella Fitzgerald und Miles Davis spielte", erzählt Schifrin in einer Dokumentation.
Die ersten vier CDs der Box widmen sich Schifrins Jazzschaffen. Es gibt die besten Tracks seiner beim Label Verve veröffentlichten Alben und auch die Zusammenarbeit mit Dizzy Gillespie wird dokumentiert - von den Latin Jazz-Jahren in den späten 1950er-Jahren bis zu feinstem Disco-Funk zwei Jahrzehnte später. Prädikat: Tanzflächen-geeignet!
Eine Achterbahnfahrt mit voller Geschwindigkeit
Auch im klassischen Repertoire war Schifrin unterwegs, als Dirigent weltberühmter Orchester, als Arrangeur, zum Beispiel der Drei Tenöre, und auch als Komponist von Orchestermusik. Dann gibt es natürlich - und darauf fokussiert sich größtenteils auch diese umwerfende Box - sein Soundtrack-Schaffen, was insgesamt über 120 Scores beinhaltet.
"Seine Laufbahn ist eine Achterbahnfahrt mit voller Geschwindigkeit. Zusammen mit seinen Musikerkollegen Henry Mancini, Quincy Jones und Michel Legrand hat der Komponist den Sound des amerikanischen Kinos der Sechzigerjahre geprägt." Zitat Booklet
So beschreibt es der Franzose Stephane Lerouge, einer der führenden Experten für Filmmusik, im Booklet dieser von ihm liebevoll und mit viel Wissen zusammengestellten Box.
Jazz, Funk, klassische Elemente, eine Prise Coolness und immer die perfekte Balance zwischen Emotion und Action: Das hat Schifrin auch in dem jazzigen, pulsierenden Score zu "Bullitt" umgesetzt. Die Verfolgungsjagd mit Steve McQueen im Ford Mustang durch San Francisco wäre ohne seine Musik nur halb so spannend.
"The Sound of Lalo Schifrin": Musik als Herz einer Geschichte
Spannung hat Lalo Schifrin auch mit der Verbindung von verschiedenen Musikkulturen erzeugt. Für "Enter the Dragon" hat er zum Beispiel asiatische Klänge mit Funk gemischt - eine perfekte Verbindung von Tradition und Coolness. In einem Interview verriet Schifrin, dass ihn dabei die Bewegungen im Film inspiriert hätten: "Bruce Lee war wie ein Tänzer. Ich wollte, dass die Musik seine Eleganz und Kraft widerspiegelt."
Für Schifrin war Musik immer der Kern, das Herz einer Geschichte - und das hört man. Die neue Box zeigt das in großer Vielfalt: von Klassikern wie "Cool Hand Luke" mit Paul Newman über Jazz-Alben wie "Jazz Meets the Symphony" bis hin zu unbekannten Perlen wie "Murderers’ Row" - ein toller Soundtrack von 1967, den es bisher nur auf Vinyl gab und der nun in dieser Box erstmals auf CD veröffentlicht wurde.
Wie immer bei solch gigantischen Sammlungen ist natürlich hier nicht das gesamte Schaffen Schifrins enthalten. Auch hier fehlt "dieses" Album oder "jene" Zusammenarbeit. Etwas schade: Einige seiner 70er-Jahre-Solo-Alben auf den Labels CTI und Tabu Records sind wegen komplizierter Rechtefragen nicht dabei. Das ist aber bei 16 CDs voller musikalischer Highlights nun wirklich kein Grund zu meckern.
The Sound of Lalo Schifrin
- Genre:
- Filmmusik, Jazz
- Label:
- Universal Music
- Preis:
- ab 109,00 Euro €