Chor-Projekt: 1.200 Menschen singen Musical über Martin Luther King
Rund 1.200 Laienchorsängerinnen und -sänger kamen am Samstag in der Stadthalle Rostock zusammen. Der riesige Chor führte zusammen mit Bigband und Solisten ein Musical über Martin Luther King, auf - ein Projekt, das seit Monaten im ganzen Land geprobt wurde.
Mit seiner legendären "I Have A Dream"-Rede hat Martin Luther King 1963 in Washington von einem Amerika geträumt, in dem Schwarze und Weiße gleichberechtigt sind. Über das Leben des berühmten afro-amerikanischen Bürgerrechtlers gibt es jetzt ein Mitmachmusical, das gerade durch ganz Deutschland tourt. Und mitgemacht haben in Rostock am Wochenende 1.200 Chorsängerinnen und -sänger. Bis Ende November ist das Martin-Luther-King-Musical noch auf Tournee - unter anderem in Oldenburg und Göttingen.
Das Leben Kings in Retrospektive erzählt
Die Bigband aus 15 Musikern steigt sofort ein. Doch der heimliche Star des Abends ist der Chor, der nicht lange auf sich warten lässt. Die 1.200 Laiensänger stehen hinter der Bühne auf dem Rang, weitere sind rechts und links davon auf den Tribünen. Durch ihre Präsenz wirken die Bretter, die die Welt bedeuten, fast klein. Die Geschichte um Martin Luther King beginnt. Doch wie lässt sich ein Spannungsbogen erzeugen, wenn viele wissen, dass die Biografie des Helden mit seinem tragischen Tod endet? "Antwort: Ich fange mit seinem Mord an und erzähle sein Leben in Retrospektiven", sagt Andreas Malessa, der die Songtexte geschrieben hat.
Die Geschichte der Rosa Parks ist Teil des Musicals
Eine Rückblende erzählt die Geschichte von Rosa Parks. Die Afroamerikanerin war eine Weggefährten Martin Luther Kings. 1955 weigerte sie sich, ihren Sitzplatz im Bus einem Weißen zu geben und wurde verhaftet. Der Bus-Boykott begann - die schwarze Bevölkerung ging zu Fuß, die Bürgerechtsbewegung lernte laufen! Solche historischen Ereignisse sind auch heute noch aktuell, sagt Andreas Malessa: "Meine beeindruckendste Anekdote ist, dass eine Sängerin des Chores im vollbesetzten Bus fährt, eine schwarze Frau mit Kinderwagen steigt ein und ein Hooligan ruft von hinten: 'Ich stehe nur für Deutsche auf.' Sie bietet der schwarzen Frau ihren Platz an, geht zu dem Jungen und sagt: 'Stehen Sie auf - ich bin Deutsche'."
Verbundenheit zur Bürgerrechtsbewegung in den USA
Beim Bus-Boykott engagierte sich auch Martin Luther King - in Rostock gespielt von Darrin Byrd. Der US-Amerikaner sieht sich mit der Bürgerrechtsbewegung der 50er- und 60er-Jahre verbunden - obwohl er noch nicht mal geboren war. Doch seine Großmutter und seine Mutter marschierten an der Seite Kings mit rund 200.000 Menschen für Freiheit nach Washington: "Wenn Du Martin Luther King verkörperst, der so viele großartige Dinge für die Menschheit gemacht hat, musst Du alles in dich einsaugen, damit Du es dem Publikum zurückgeben kannst - damit es glaubwürdig rüberkommt. Es ist einfach heftig und emotional", erklärt Byrd.
Mehr als 20 Chöre aus Mecklenburg-Vorpommern
Die Emotionen unterstreicht der Chor mit einer Mischung aus traditionellen Gospels und soullastigen Popstücken. Zum Chor gehört auch Elke Braun aus Rostock. Sie brachte das Chormusical nach Mecklenburg-Vorpommern. Die Creative Kirche aus Nordrhein-Westfalen - Veranstalterin des Musicals - war skeptisch, ob so ein Großprojekt an der Küste überhaupt funktionieren könne. Doch Elke Braun brachte mehr als 20 Chöre aus dem ganzen Land zusammen. Nach drei Jahren voller Organisation und Proben zeigt sie sich entspannt: "Dieser ganze Tag ist einfach nur schön. Ich freue mich vom Aufstehen an. Ich bestehe heute nur aus Stimme und Herz."
Doch auch der schönste Tag geht einmal zu Ende: hoffnungsvoll. Mit einem großen Regenbogen auf der Bühne - wofür dieser stehen soll, bleibt jedem selbst überlassen. Von der Vorstellung jedenfalls sind die nahezu 4.000 Zuschauerinnen und Zuschauer begeistert: "Es war toll - nächstes Mal möchte ich auch mitsingen", sagt ein Gast, "Gerade in der heutigen Zeit ist es gar nicht so schlecht, auch mal aufzustehen und seinen Mund aufzumachen", findet ein anderer.