Chiara Fuhrmann kommt mit "&Julia" ein bisschen nach Hause
Aufgewachsen in Osnabrück ist die Musical-Darstellerin Chiara Fuhrmann in Hamburg ab dem 30. Oktober im Musical "&Julia" auf der Bühne im Stage-Theater auf der Reeperbahn zu erleben. Ein Porträt.
"Da ist ein Teil von mir unheimlich stolz und in der Schockstarre", erzählt Chiara Fuhrmann sehr nachdenklich. Kein Wunder, wenn der eigene Name Anfang des Jahres auf einem LED-Billboard auf dem New Yorker Broadway erleuchtet - und sie ein paar Wochen später vor tausenden Besuchern des Hamburger Hafengeburtstages erste Songs aus "& Julia" auf einer schwimmenden Bühne mitten auf der Elbe singt. "Mein inneres Kind hingegen freut sich und sagt: 'Yes, we made it!'"
Chiara Fuhrmann: Auf der Bühne zu Hause
Dabei begann alles ziemlich beschaulich für Chiara Fuhrmann in ihrer Geburtsstadt Osnabrück. "Ich mochte Osnabrück eigentlich immer ganz gerne. Ich hatte das Glück, dass ich in meiner Schule die Möglichkeit hatte, in einer Orchesterklasse zu sein." Dort kommt sie schon früh in Berührung mit der Musik, bis die Lehrerin sie auf das Musical Amateurprojekt, kurz MAP, der Stadt aufmerksam macht und sie animiert, zum Casting zu gehen. Was folgt, ist eine Rolle in "Die kleine Meerjungfrau". "Das hat sich immer mehr gefestigt, dass ich auf jeden Fall in diese Richtung möchte, weil ich immer gerne gesungen und getanzt hatte", erzählt sie mit leuchtenden Augen.
Als sie dann erfährt, dass man das auch zu seinem Beruf machen kann, war das für sie ein Aha-Moment. "Ich dachte: Ja, cool. Das möchte ich gern machen." Dabei treibt sie auch die Sehnsucht an, in andere Figuren schlüpfen zu können. "Ich mag es sehr, zu behaupten, jemand anderes zu sein. Es ist so schön zu schauen: Wie würde ich es machen? Was finde ich von mir in der Rolle und womit kann ich mich identifizieren?" Wenn sie dann auf der Bühne steht, sagt sie, "fühlt es sich an wie zu Hause zu sein. Ich fühle mich dann einfach super wohl, und das hab ich nicht so oft."
Musical "&Julia": Gute Laune und Female Empowerment
Ab dem 30. Oktober steht Fuhrmann als Julia auf der Bühne im Stage-Operettenhaus auf der Reeperbahn. Unromantisch, dafür selbstbewusst und selbstbestimmt, entscheidet sie sich gegen den Liebestod und wählt das Leben. Die Musical-Fassung bricht mit der Shakespeares-Urfassung und erzählt eine vollkommen neue Romeo und Julia-Story. "Es gibt zwei Seiten", erklärt Fuhrmann. "Es gibt diesen unterhaltenden Teil, mit der Musik, die man kennt, viel verbindet und die gute Laune macht. Und dann gibt es aber auch die Seite, wo Female Empowerment eine große Rolle spielt und die queere Community angesprochen wird."
Die Botschaft ist klar: Sei wie Du bist, und sei stolz drauf. Allerdings wird sie nicht mit der Keule serviert. "Es ist einfach ein Standard, der in diesem Stück etabliert wird", erklärt die Schauspielerin. "Das ist eine Gegebenheit, die ich total erfrischend finde." So singt sie im Stück zusammen mit May, ihrem queeren besten Freund, den Britney Spears-Song: "I'm Not A Girl, Not Yet A Woman" - "Ich bin kein Mädchen und noch keine Frau". Je nach Kontext eine Feststellung oder eine Befreiung. Auf Dauer und jeden Abend die immer gleichen Ü30-Smash-Hits singen - für Chiara Fuhrmann, Jahrgang 1995, kein Problem, "weil jede Show anders ist, denn Du bist jeden Abend in einer anderen Stimmung und das macht es so spannend."
Relaxen mit gutem Essen und vielen Freunden
Der permanenten Belastung für Stimme und Körper, die der Job als Musical-Darstellerin mit sich bringt, begegnet die Endzwanzigerin ziemlich relaxt. "Ich erhol mich gerne, indem ich mich um meinen Körper kümmere, zum Beispiel mit Thai-Massage oder auch morgens als Ausgleich ein bisschen Sport." Sonst genießt sie die Dinge wie alle anderen auch: gutes Essen und Treffen mit Freunden. "Ich habe natürlich viele Freunde, die im selben Business sind, das heißt man hat auch immer zur selben Zeit frei", erzählt Fuhrmann und lacht über beide Ohren. Auf die Julia-Zeit freut sie sich schon sehr: auf die neue Rolle und neue alte Songs, die sie schon im Kinderzimmer gesungen hat. So wird "&Julia" ein wenig wie nach Hause kommen sein, auch wenn es Hamburg mit der Reeperbahn ist und nicht Osnabrück. "Aber an Osnabrück kommt sowieso nichts ran", sagt sie und grinst.
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