Band Karat: 50 Jahre und kein bisschen leise
Am 22. Februar 1975 spielen Karat ihr erstes Konzert in Heidenau bei Pirna in der Nähe von Dresden. 50 Jahre später ist sie aus der deutschen Pop-Geschichte nicht wegzudenken. Der bekannteste Song: "Über sieben Brücken mußt du gehn". Ein Rückblick.
1975 beschließen Bassist Henning Protzmann (aus der Soul-Jazz-Rockband Panta Rhei) und der Gitarrist und Sänger Ulrich Pexa (aktiv bei Frank Schöbel), eine eigene Gruppe aus der Taufe zu heben. Mit an Bord: Schlagzeuger der Gruppe Lift, Konrad Burkert sowie Keyborder Ulrich (Ed) Swillms und der Gitarrist und Sänger Herbert Dreilich - beide ebenfalls von Panta Rhei. Der Bandname sollte eine gewissen Wertigkeit haben und gleichzeitig auch international verständlich sein. "Da wurden zehn bis zwölf Vorschläge gemacht", erzählt Gitarrist Bernd Römer. "Und jeder im Bekanntenkreis hat dann sein Kreuzchen hinter seinen Favoriten gemacht. Da ist mit Abstand der Name Karat gewählt worden."
Gerade einmal fünf Jahre nach Gründung zählt die Band zu den wichtigsten deutschen Gruppen in Ost und West. Nach einigen Besetzungsänderungen ist die Band nach wie vor auf den deutschen Konzertbühnen unterwegs. "Ich glaube, dass wir eine zeitlose Musik machen. Die Ur-Seele ist natürlich damals durch das Feeling von Ed Swillms geprägt worden. Wir sind alle davon angezündet worden und versuchen, das bis heute weiterzugeben", sagt Römer, der 1976 zur Band kam, im NDR Interview.
Karat: Lieder für die Ewigkeit
Karat startet als Tanzband, wie so viele zu dieser Zeit. "Alle Bands mussten Samstagabends in einen Tanzschuppen und haben dann vier, fünf Stunden zum Tanz gespielt", erinnert sich der Gitarrist. Die Erfolgskurve der Gruppe geht schnell steil nach oben. 1978 erscheint ihre erste Platte. Zu den XI. Weltfestspielen in Havanna erscheint der Song "Dieser Sommer" auch in einer spanischen Version, das Lied wird zu einem der großen Hits der Band.
Übertroffen allerdings wird der Song von einem Lied, das bis heute Ohrwurm-Garantie besitzt: Im gleichen Jahr vertont Songschreiber Ed Swillms das Gedicht "Über sieben Brücken mußt du gehn", das Helmut Richter für den gleichnamigen Fernsehfilm geschrieben hatte. Der Titelsong geht vielen Zuschauern nicht aus dem Kopf und sie fragen beim DDR-Fernsehen nach. Der Titel erscheint als Single und wird ein Mega-Erfolg in Ost und West.
Wichtiger Kultur-Exportschlager und Identifikationsband
Die 1980er-Jahre werden das Jahrzehnt für die Band. Gleich zu Beginn tüftelt die Gruppe an einem neuen Album. 1982 kommt mit "Der Blaue Planet" der größte Erfolg der Bandgeschichte in die Läden. Über 1,4 Millionen Mal verkauft sich das Album in der DDR und der Bundesrepublik. Die Single "Jede Stunde" schießt in die Top Ten der westdeutschen Charts. Als wichtiger Kultur-Exportschlager darf die Band auch im Westen auftreten, unter anderem in der ZDF-Hitparade oder "Wetten, dass ...?". Sie wird damit auch die einzige DDR-Band in der Geschichte der Unterhaltungsshow sein, die dort einen Auftritt hat. Allerdings bliebt von den Gagen nicht viel übrig, erinnert sich Gitarrist Bernd Römer: "Insgesamt, wenn man den Pflichtumtausch von 50 Prozent von der West-Gage mit einrechnet, gingen 63 Prozent weg."
In den Folgejahren kamen weitere Hits dazu - die großen Erfolge blieben allerdings aus. Trotzdem gehören sie nach wie vor zu den Top-Bands des Ostens. 2004 dann die Hiobsbotschaft: Sänger Herbert Dreilich erkrankt schwer. Im Dezember stirbt er an einer Krebserkrankung. Nur fünf Tage später erklärt die Band, dass sie auch nach dem Verlust weitermachen werde, und so wird Anfang Januar 2005 verkündet, dass Sohn Claudius Dreilich in die Fußstapfen seines Vaters treten wird.
Sohn Claudius Dreilich folgt auf Vater Herbert
"Das ist ein Zufallsprodukt gewesen", erinnert sich Claudius: "Das war zum 25-jährigen Jubiläum von Karat in der Berliner Wuhlheide. Da wurden die Kinder der Kollegen gefragt, ob wir die Band nicht überraschen wollen und einen Song von Karat spielen. Ich sollte dann die Abendstimmung singen. Und ich fing an zu singen, doch da war Ruhe im Publikum. Ich dachte, da habe ich irgendwas falsch gemacht. Zum Glück merkte das ein Redakteur hinter der Bühne und sagte zu meinem Vater: Du musst da jetzt rausgehen und die zweite Stimme singen, weil die denken sonst alle, der tut nur so. Mein Vater kam raus und hat die zweite Stimme gesungen."
Neues Album "Hohe Himmel" hat "viele Messages"
Wie so oft, blicken die Mitglieder der Band nach vorne. Anstatt eines großen Best-of-Albums gibt es zum Jubiläum ein weiteres, das 16. Studioalbum. Dennoch, auf "Hohe Himmel", so der Titel, klingen auch die Wurzeln der Band durch. "Wir haben hier stark mit alten Soundelementen gearbeitet. Aber trotzdem, glaube ich, dass wir es auch geschafft haben, im Jetzt zu sein", sagt der Sänger Claudius Dreilich. "Wir wollten nicht zurückgucken, weil wir immer nach vorne gucken - da muss man sich ein bisschen orientieren. Deswegen ist es ein Album, was vielleicht die Leute in dieser Art und Weise erst mal überrascht. Es sind im Text viele Messages drin, und es sind tolle Lieder entstanden in der Zeit."
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